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Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Titel: Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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mal den Manchego-Käse, dann geht Ihnen ein Licht auf.«
    Vormittags sah er alle Fälle von Brians durch und schrieb dessen Notizen ins Reine. Nachmittags stürzte er sich mit Hilfe des Telefonbuchs in die Suche nach mutmaßlich solventen Mandanten. Wenn er eine Möglichkeit witterte, krönte er den Anruf mit einem Hausbesuch. Von insgesamt fünfzig Anrufen bei Geschäften, Freiberuflern und Privatleuten des Viertels mündeten zehn in Hausbesuche und drei in neue Kundschaft für Brians.
    Die erste Mandantin war eine Witwe, die mit einer Versicherungsgesellschaft im Streit lag, weil die sich weigerte, für den Hinschied ihres Gatten zu zahlen, mit dem Argument, der Herzstillstand, dem er nach einem Langustengelage im Restaurant Les Set Portes zum Opfer gefallen war, sei ein in der Police nicht vorgesehener Fall von Selbstmord. Der zweite war ein Tierpräparator, dem ein pensionierter Torero den fünfhundert Kilo schweren Kampfstier gebracht hatte, der seiner Laufbahn in der Arena ein Ende gesetzt hatte und den, einmal ausgestopft, der Matador nicht mitnehmen und bezahlen wollte, da ihm die vom Präparator eingesetzten Glasaugen ein so diabolisches Aussehen gäben, dass er mit dem Ausruf »Unberufen toi, toi, toi« aus der Werkstatt habe stürzen müssen. Und der dritte war ein Schneider von der Ronda San Pedro, dem ein Zahnarzt ohne Titel fünf Backenzähne gezogen hatte, alle ohne Karies. Es waren geringfügige Fälle, doch alle Mandanten hatten eine Kaution gezahlt und einen Vertrag unterschrieben.
    »Fermín, ich werde Ihnen ein festes Gehalt zahlen.«
    »Das fehlte noch.«
    Fermín weigerte sich, irgendwelche Bezüge für seine guten Dienste anzunehmen, ausgenommen gelegentlich kleine Darlehen, um sonntagnachmittags die Rociíto ins Kino, zum Tanz ins La Paloma oder in den Vergnügungspark auf dem Tibidabo auszuführen, wo sie ihm im Spiegelpalast einen Knutschfleck auf den Hals applizierte, der ihn eine Woche lang brannte, und wo er, einen Tag nutzend, da sie in dem über Barcelonas Miniaturhimmel kreisenden Möchtegernflugzeug allein waren, nach langer Abwesenheit von der Bühne der flotten Nummern wieder voll und ganz zum Genuss seiner Männlichkeit zurückfand.

    Als er eines Tages zuoberst auf dem Riesenrad die Reize der Rociíto befummelte, sagte sich Fermín, dass das entgegen jeder Vorhersage fast schöne Zeiten waren. Und Angst befiel ihn, denn er wusste, dass sie nicht anhalten konnten und dass diese gestohlenen Friedens- und Glückstropfen noch vor der Jugend des Fleisches und der Augen der Rociíto verdunsten würden.

11
    An diesem Abend setzte er sich an den Schreibtisch und wartete, bis Brians von seinen Runden durch Gerichte, Büros, Ämter, Gefängnisse und den tausendundein Handküssen zurückkehrte, die er durchleiden musste, um an Informationen zu kommen. Es war beinahe elf, als er die Schritte des jungen Anwalts auf dem Gang nahen hörte. Er machte die Tür auf, und Brians, niedergeschlagener denn je, schlurfte mit Füßen und Seele herein, ließ sich in eine Ecke fallen und bedeckte sich das Gesicht mit den Händen.
    »Was ist denn passiert, Brians?«
    »Ich komme vom Kastell.«
    »Schlimm?«
    »Valls hat mich nicht vorgelassen. Ich musste vier Stunden warten und bin dann weggeschickt worden. Man hat mir die Besuchserlaubnis entzogen und die Genehmigung, das Gelände zu betreten.«
    »Hat man Sie zu Martín gelassen?«
    Brians schüttelte den Kopf.
    »Er war nicht da.«
    Fermín schaute ihn verständnislos an. Eine Weile schwieg Brians, um die Worte zusammenzuklauben.
    »Als ich ging, ist mir Bebo gefolgt und hat mir erzählt, was er weiß. Es ist vor zwei Wochen passiert. Martín schrieb wie ein Besessener, Tag und Nacht, und legte kaum eine Schlafpause ein. Irgendwie roch Valls den Braten und hieß Bebo die von Martín bereits geschriebenen Seiten konfiszieren. Drei Wachen mussten ihn in die Zange nehmen, damit er stillhielt und sie ihm das Manuskript entreißen konnten. In zwei Monaten hatte er über fünfhundert Seiten geschrieben.«
    Bebo brachte sie Valls, und nachdem dieser zu lesen begonnen hatte, bekam er anscheinend einen Tobsuchtsanfall.
    »Es war wohl nicht das, was er erwartet hatte, nehme ich an …«
    Brians verneinte.
    »Valls las die ganze Nacht, und am nächsten Morgen ging er mit vier seiner Leute zum Turm hinauf. Er ließ Martín an Händen und Füßen in Eisen legen und betrat dann selbst die Zelle. Bebo hörte durch den Türspalt zu und bekam einen Teil des Gesprächs

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