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Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Titel: Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfhart Berg
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während des Bürgerkriegs und nach den Luftangriffen der deutschen Legion Condor 1937 auf das Baskenland sein berühmtestes Gemälde »Guernica« malte, verfügte er, dass dieses Bild erst nach Francos Tod in Spanien hängen dürfe. Als dann 1963 das Picasso-Museum in Barcelona eröffnet wird, soll Generalissimo Franco in Madrid furchtbar getobt haben. Er hasste diesen Mann. Aber was konnte er als in Europa isolierter Diktator gegen ein Genie tun, das von aller Welt geliebt wurde?
    Der Maler konnte es leider nicht mehr miterleben, als sein »Guernica« vor einigen Jahren in Madrids modernem
Museo Reina Sofía
gegenüber vom Prado aufgehängt wurde. Denn Picasso starb 1973 , Franco erst 1975 .

JOAN MIRÓ
    1893 – 1983
    Er wurde in Barcelona als Sohn eines Juweliers geboren. Zwei Seelen wohnten in der Brust des katalanischen Künstlers – der hart arbeitende Pendant und der kreative Träumer. Beide machten ihn unsterblich.
    D ie Seilbahn führt wie eine Nabelschnur von der Geburtsstätte bis zu seinem Grab. Die »Aeri« startet unten vom Torre de Sant Sebastiá, fährt über den alten Hafen hinauf auf den Hausberg Barcelonas, den Montjuïc, bis zum Aussichtspunkt mit dem Restaurante Miramar. In diesen himmlischen zehn Minuten hat man gen Osten einen herrlichen Blick auf das Raval- und Gótic-Viertel und die frühere Amüsier- und Nightclub-Meile Paral.lel. Dort unten, in der kleinen altstädtischen
Passatge del Crèdit no 4
( ▶ G 6 ) , wird am 20 . April 1893  Joan Miró geboren, in der ersten Etage seines bürgerlichen Elternhauses, im Raum links vom Esszimmer. Und am Südhang des Montjuïc, auf dem malerischen Friedhof Cemeteri Nou mit Meeresblick, wird er am 27 . Dezember 1983 zwischen Zypressen und vielen Engelsstatuen begraben.
    Diese 90  Jahre kann man in rund 10 000  Exponaten nur wenige hundert Meter entfernt nacherleben. Am Nordhang, in einer grandiosen Parkkulisse mit beeindruckendem Ausblick auf seine Heimatstadt, steht zwischen Johannisbrot- und Olivenbäumen ein verwegener kubistischer, lichtdurchfluteter Bau. Die
Fundació Joan Miró
hat dem weltberühmten Künstler bereits zu dessen Lebzeiten ( 1975 ) dieses mediterran anmutende Museum 14 ( ▶ E 7 ) für den größten Teil seiner Werke gebaut. Für den größten Maler Catalunyas. Nach Gaudí ist er sicher der wichtigste aller in Barcelona gebürtigen Künstler. Sein zwölf Jahre älterer Freund Pablo
Picasso
, mit dem ihn im Laufe seines Lebens viel verbindet, ist Andalusier. Mit dem schlagzeilenträchtigen
Salvador Dalí
, ebenfalls nicht in Barcelona geboren, konnte sich Miró sowieso nicht anfreunden: »Der war mir zu verrückt.« Und auch der 1923 in Barcelona geborene Gesamtkünstler
Antoni Tàpies
hat sich seinen Weltruhm erst nach Mirós Tod erworben.
    Miró ist mit dem Herzen ein kreativer, verträumter, romantischer Barceloner. Und mit dem Kopf ein handwerklich hart und präzise arbeitender katalanischer Nationalist. Er korrigiert Plakate und Kataloge, in denen man ihn als »spanischen« Maler bezeichnet: »Was mir am Herzen liegt ist Catalunya.«
    Das hat ihn auch immer in Distanz zum Diktator Francisco Franco gehalten, der das Malergenie vergeblich für seine Propaganda auszunutzen suchte. Kritikerhymnen ehren und feiern Miró noch heute als »Die Nachtigall der modernen Malerei« und als »Künstler der Nacht, der Stille, der Musik.« Mit seinen fantasievollen Malereien, auf denen immer wieder unwirkliche, farbenfrohe Symbole für Mond, Sterne, Auge, Vogel und Frau abgebildet sind, wird der sanfte Surrealist auch international zum prägenden Künstler des 20 . Jh.
    Das muss jeden Tag schon etwa 50 000  Fluggästen auffallen, die an einer Außenwand des Flughafens von Barcelona an einem haushohen, farbenprächtigen Mosaik nicht vorbeikommen, ohne an Catalunyas Ehrenbürger Miró zu denken.
    Und im Zentrum seiner Geburtsstadt, auf der Pla de l’Os ( ▶ G 4 ) in Höhe der Rambla dels Caputxins, wo die lebenden unbeweglichen Statuen, Gaukler und Musikanten für ein Trinkgeld arbeiten, da treten Millionen Touristen seine Kunst sogar mit Füßen, unbewusst natürlich. Viele kultivierte Barceloner machen respektvolle Trippelschritte und umkurven Mirós blaurote »Mosaic«-Steine.
    Die kreative, verspielte Urkraft des handwerklich pedantischen Genies hat sicherlich auch ihre Quelle in seinem behüteten, wohlhabenden Elternhaus. Seine tolerante Mutter
Dolores
aus Mallorca und sein konservativer Vater
Miguel
taufen den Sohn auf den

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