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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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vor.
    »Sie haben angerufen?«
    »Ja.«
    Es gab nicht viel mehr als einen Schreibtisch und zwei Stühle im Zimmer, das auf Grund der eingezogenen Wand fast aussah, als stünde es hochkant. Ich setzte mich und begann die Lage ohne weiteres Vorgeplänkel zu erklären.
    ». . . eine Frau, die in ihrem früheren Leben Ewa hieß ...« Ich holte drei, vier Fotos heraus. »Das Einzige, was ich im Moment in der Hand habe, ist ein Mann, der einen blauen Mazda mit dem Kennzeichen H-124-MC fährt und im Wohnblock 36 draußen in Wassingen wohnt. Aufgang D ... ein Mann mit Pferdegesicht und braun getönter Brille, der in der Palitzerstraat 15 arbeitet und das sichere Bindeglied zu der Frau ist, die ich suche ...«
    Er schaute mich an und befingerte vorsichtig die Fotos.
    »Warum klären Sie das nicht selbst?«
    »Ich habe keine Zeit«, erklärte ich. »Aber es ist mit Sicherheit ein ziemlich einfacher Auftrag, und wenn Sie es nicht machen wollen, dann finde ich bestimmt jemand anderen. Und noch etwas: Ich habe keine Lust, unnötig viel Geld darauf zu verwenden.«
    Ich hatte Kerrs versprochene Gratifikation am gleichen Morgen mit der Post erhalten, zweifellos kam der Zuschuss zur rechten Zeit, aber natürlich hatte ich nicht mehr so schrecklich viel Zeit, mich dieser Sache zu widmen.
    »Ich hätte gern die Abmachung«, sagte ich, »dass Sie mir zusagen, den Namen und die Adresse der Frau innerhalb von einer Woche zu beschaffen.«
    Er lachte.
    »Solche Abmachungen geht man nicht einmal in der Hölle ein«, erklärte er und schob die Fotos auf dem Schreibtisch zu mir zurück. »Aber ich kann Ihnen einen guten Preis nennen und versprechen, dass ich tun werde, was ich kann. Es erscheint ja nicht gerade unmöglich, wenn man es recht betrachtet. Sie sind sicher, dass er sie kennt?«
    Ich nickte.
    »Und dass sie hier in der Stadt ist?«
    »Ja.«
    »Geben Sie mir jetzt dreihundert Gulden, und wenn ich innerhalb einer Woche nichts zu Stande gebracht habe, war’s das.«
    Ich zuckte mit den Schultern und holte meine Brieftasche heraus.
    »Wo kann ich Sie erreichen?«
    Ich schrieb meine Telefonnummer und meine Adresse auf den Block, der vor ihm lag. Er nahm das Geld und stand auf.
    »Ich melde mich, sobald ich etwas habe. Wann kann ich Sie am besten erreichen?«
    Ich überlegte.
    »Vormittags«, sagte ich. »Ich arbeite oft bis spät in die Nacht, aber morgens bin ich zu Hause.«
    »Ich verstehe.«
    Wir gaben uns die Hand, und ich trat hinaus ins grelle Sonnenlicht der Apollolaan. Es waren nur fünf Minuten Fußweg nach Hause zur Ferdinand Bol, aber ich stellte fest, dass ich weder einen Grund noch viel Lust hatte, mich dorthin zu begeben.
    Stattdessen machte ich mich auf den Weg einen Kanal entlang, dessen Namen ich nicht kannte und der an keiner einzigen Kreuzung ausgeschildert war. Wenn ich mich nicht irre, war ich auf dem Weg zum Balderispark, aber es konnte mir im Prinzip gleich sein, wenn ich irgendwo anders landete. Hauptsache Bewegung. Ich musste die Zeit herumbringen, das war alles. Am Tag zuvor war ich auf diese Art ziellos sechs, sieben Stunden herumgelaufen, während ich darüber nachdachte, was ich machen sollte, aber erst spät abends, als ich bei Mephisto essen war, hatte ich beschlossen, wieder einen Detektiv zu engagieren. Den Gedanken an Maertens hatte ich sofort verworfen. Nach einer Weile hatte ich mich für diesen Haarmann entschieden, und wenn er auch anfangs etwas blass wirkte, musste ich doch zugeben, dass ich nach dem kurzen Gespräch ein gewisses Vertrauen zu ihm gefasst hatte.
    Ob es mir bei Maertens nach unserer ersten Begegnung genauso ergangen war, daran konnte ich mich nicht mehr erinnern.
    Nach ungefähr zwanzig Minuten kam ich zu einem großen grünen, abgegrenzten Areal, von dem ich annahm, dass es der Balderispark war. Ich trat durch die Pforte, ging weiter zwischen Büschen, blühenden Bäumen und tosendem Vogelgesang. Hier und da hatten sich Menschen mit Picknickkörben und Decken niedergelassen, meistens Paare und Gruppen von Studenten natürlich, aber auch die eine oder andere Frau in meinem Alter, und unter anderen Umständen wäre es möglich gewesen – sogar ziemlich wahrscheinlich –, dass ich mich einer dieser offensichtlich Suchenden genähert hätte.
    Aber jetzt hielt ich mich an meine eigenen Pfade. Ich durchquerte den großzügig verwachsenen Park der Länge und Breite nach, und so gelang es mir, den Nachmittag herumzubringen. Als ich wieder bei Ferdinand Bol ankam, herrschte bereits

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