Barins Dreieck
kam.
Ich hatte mich diesmal mit einer Brille bewaffnet – und einem albernen braunroten Anklebebart, den ich in einem kleinen Kramladen in der Albert Cuypstraat gefunden hatte, und ich klemmte mich sofort dicht hinter ihn. Wie beim letzten Mal fuhr er ums Einkaufszentrum herum und fädelte sich in die rechte Fahrspur ein, um auf die Autobahn nach A. zu kommen. Während wir an der großen Kreuzung auf grünes Licht warteten, notierte ich mir das Autokennzeichen – wie weit es möglich sein würde, dadurch den Namen des Besitzers zu erfahren, davon hatte ich keine Ahnung, aber zumindest schwebte mir diese Möglichkeit vor.
Die Fahrt in Richtung A. verlief in ziemlich hoher Geschwindigkeit, aber ich hatte keine Probleme dranzubleiben. Der Verkehr war noch nicht besonders dicht, und ich konnte ihm einen Vorsprung von hundert Metern geben, ohne Gefahr zu laufen, ihn zu verlieren. Bei der Abfahrt 4 zum Ring hin bog er ins Zentrum ab, folgte der Alexanderlaan und dann der Prinzengracht bis zum Vollerimspark, wo er rechts in die Kreutzerstraat einbog und schließlich in einer schmalen Gasse mit Namen Palitzerstraat parkte. Ich beobachtete ihn aus zirka dreißig Metern Entfernung, sah, wie er aus dem Wagen stieg, abschloss und die Straße überquerte, um dann in ein großes Bürogebäude auf der anderen Straßenseite zu gehen.
Ich wartete ein paar Minuten. Fand einen Parkplatz gleich um die Ecke und ging zu Fuß zurück zum Hauseingang. Stellte fest, dass er geöffnet war, und trat ins Treppenhaus. Auf einer Tafel gleich links an der Wand standen die Firmen Stockwerk für Stockwerk aufgelistet.
Soweit ich erkennen konnte, waren die beiden ersten Etagen von einer Versicherungsgesellschaft belegt, Nummer drei von zwei verschiedenen Firmen mit unklarer Tätigkeit, vermutlich Importunternehmen irgendwelcher Art, die vierte und oberste von der Zeitschrift Hermes, von der ich schon einmal gehört zu haben meinte, aber nicht genau sagen konnte, in welches Genre sie fiel. Ich schrieb die Namen auf und überlegte eine Weile, drei oder vier Personen gingen derweil an mir vorbei ins Gebäude. Dann trat ich wieder hinaus auf die Straße. Ich fand ein Café an der Ecke, wo ich den Wagen geparkt hatte, ging dort hinein und setzte mich mit einer Tasse Kaffee an einen Fenstertisch.
Es war Viertel nach acht, stellte ich fest. Ich konnte weder den blauen Mazda noch das betreffende Haus sehen, beschloss aber, dass es in diesem Fall nicht so wichtig war.
Überhaupt nicht wichtig eigentlich. Ich wusste ja, wo er war. Er wohnte im Wohnblock 36 draußen in Wassingen, und er arbeitete hier in der Palitzerstraat. Letzteres war natürlich noch nicht ganz sicher, aber ich hielt es doch für äußerst wahrscheinlich, geradezu sicher. Um ganz auf der sicheren Seite zu sein, brauchte ich nichts anderes zu tun, als ein paar Mal am Tag zu überprüfen, ob das Auto noch dort stand. Vielleicht die Sache die Woche über verfolgen, und wenn es sich herausstellte, dass das Parken hier nur eine zufällige Angelegenheit war, so brauchte ich mich nur erneut in den Vorort zu der Tiefgarage zu begeben. Sonst nichts.
Nein, mein Verfolger sollte mir nicht wieder entkommen, da war ich mir sicher. Vermutlich würde es mir auch gelingen, ohne größere Probleme seinen Namen herauszufinden. Er musste ja einer von denen sein, die ich bereits auf meinen Listen verzeichnet hatte. Ich war zwar während meiner Klinkenputzerei nicht auf ihn gestoßen, aber vielleicht hatte ich schon am Telefon mit ihm gesprochen.
Mein Beschatter war eigentlich nicht mehr besonders interessant, wie ich feststellte, während ich am Kaffee nippte und so tat, als läse ich die Morgenzeitung, die aufgeschlagen auf dem Tisch lag. Was dagegen geklärt werden musste, war natürlich die Beziehung und Verbindung zu Ewa. Ich hatte ja bereits viel Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Während des vergangenen Wochenendes hatte ich verschiedene bizarre Ideen und Möglichkeiten verworfen und war schließlich zu dem Schluss gekommen, dass es sich nur so verhalten konnte: Maertens hatte Recht gehabt. Ewa war tatsächlich draußen in Wassingen an diesem Tag gewesen, als sein hinkender Mitarbeiter sie gesehen hatte. Sie war in den Block Nr. 36 gegangen, aber sie hatte das gemacht, um meinen Verfolger zu treffen. Nicht, weil sie dort wohnte. Genauso offensichtlich war es, dass er mich in diesen Tagen Ende Februar und Anfang März auf Grund ihrer Initiative beschattet hatte. Es hatte also weder etwas mit
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