Barry Trotter und die schamlose Parodie
brüllte er und steckte sich den Finger in den Mund. »Du Mistvieh!« Lon richtete seinen Zauberstab auf das Kaninchen, und ein roter Strahl verwandelte es auf der Stelle in Dörrfleisch. Als ihm klar wurde, was er getan hatte, brach er in Tränen aus.
Hermeline hockte sich zu ihm. »Schon gut, Lon. Nicht weinen.«
»Kommt schon, ihr beiden«, sagte Barry ungeduldig. »Es ist heiß hier draußen.«
»Ja«, schniefte Lon, und seine Tränen versiegten. »Darf ich meine Mütze abnehmen?«
»Nein ... Oh, warte mal.« Hermeline wühlte wieder in ihrer Tasche und holte eine Gummibadekappe hervor. »Die kannst du aufsetzen, wenn du magst. Ich wollte heute nachmittag zum Aquafit-Training, bevor ihr beide mich überfallen habt.«
»Danke«, sagte Lon, und Barry fragte sich, warum, denn die gekräuselte, weiße Latexkappe sah noch lächerlicher aus als das, was er vorher auf dem Kopf gehabt hatte.
»Hey, Hermi, wo sind wir hier eigentlich? Das sieht mir gar nicht nach Schottland aus.«
»Ach, wisst ihr, als J. G. ihren Durchbruch hatte, hat sie irgendwelche Landschaftszaubergärtner engagiert, die ihr ein kleines karibisches Paradies schaffen sollten. Als Gegenleistung hat sie sie mehrfach in ihrem nächsten Buch vorkommen lassen. Jetzt machen sie einen Riesenreibach damit, Miniaturausgaben des Rollins-Anwesens für Fans anzulegen.« Hermeline stand auf und wischte sich den Sand vom Po. »Es sind sogar so viele, dass dadurch langsam ein gewisser Treibhauseffekt entsteht. Die Zeitungen waren voll davon.«
»In den Zeitungen stehen doch bloß Lügen«, sagte Barry. »Die verbreiten nur, was die Konzerne uns glauben machen wollen.«
Hermeline schnalzte verächtlich. »Das erzählst du, seit du fünfzehn bist, und schon damals war es dummes Zeug, alter Schwafelkopf.«
Barry drechselte gerade an einer Erwiderung, die Hermeline ein für allemal darüber aufklären würde, wie der Hase wirklich lief, als er auf dem Strand in einiger Entfernung eine kleine Schar dicht zusammengedrängter Menschen sah. »Los, die fragen wir, wo es zum Rollins-Schloss geht«, sagte Barry.
»Gute Idee«, pflichtete Hermeline ihm bei.
Als sie näherkamen, sahen sie, worum es sich bei der Menschenansammlung handelte: Es waren aneinandergekettete Dreckfresser. Die Häftlinge, Anhänger Lord Valumarts, wurden von einem dickbäuchigen Zauber-Cop mit verspiegelter Sonnenbrille bewacht, der einen geifernden sechzehnköpfigen Hund festhielt und dabei abwechselnd Kautabak kaute, ausspuckte und sie wüst beschimpfte.
»Immer schön fressen, Jungs! Sonst könnt mir glatt mal Fifi hier aus der Hand flutschen«, sagte der Aufseher. »Und das wollnwa doch alle nich, wa?«
»Mrmph«, machten die Dreckfresser unisono. Sie waren damit beschäftigt, Steine zu zerkauen und den feinkörnigen Sand, der dabei entstand, auf den Strand zu spucken. Das Magier-Strafvollzugsamt hatte den lukrativen Auftrag bekommen, J. G.s Strand zu verbreitern.
»Entschuldigen Sie, meine Herren«, sagte Hermeline. »Könnten Sie uns den Weg zum Rollins-Anwesen zeigen?« Mehrere Köpfe des Höllenhundes — die, die einander nicht gerade die Ohren abknabberten — versuchten an Lons Hinterteil zu schnuppern. Lon tat es ihnen gleich.
Einer der Häftlinge erkannte Barry und stürzte sich auf ihn. »Mr. Trotter, Sie müssen mir helfen! Ich bin unschuldig!« Sein Atem roch erdig, und mit jedem Wort spuckte er Barry ein wenig Sand ins Gesicht.
Der Cop hielt den unglücklichen Zauberer mit einer mächtigen Pranke zurück. »Kau weiter, Amigo«, knarzte er.
»Da drüben isses, Miss«, sagte der Cop zu Hermeline und machte dabei eine seltsame Geste. »Normal müsst ich Sie fragen, was Sie hier wolln, aber da der große Barry Trotter bei Ihnen ist ...«
Der Cop hatte offenbar gezaubert, denn plötzlich wurde in der Ferne eine beeindruckende Ansammlung von Gebäuden und Nebengebäuden sichtbar. »Danke, Officer«, sagte Hermeline, und sie stapften los. Lon sprang voraus.
Unterwegs versuchte Barry ein wenig Konversation zu machen. »Macht es Spaß, Idioten zu unterrichten?«
»Es heißt >Minderbegabte<«, schnaubte Hermeline. Barry fand das Thema plötzlich sterbenslangweilig, doch Hermeline fuhr fort: »Magisch minderbegabte Muddel spielen in unserer Wirtschaft eine bedeutende Rolle, besonders in der expandierenden Dienstleistungsbranche. In St. Hilary können sie das Wissen und die Fähigkeiten erwerben, die sie brauchen, um eine anständige, befriedigende Arbeit zu finden. Vor
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