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Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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zwanzig Jahren haben sie sich mehr schlecht als recht als Kosmetikerinnen durchgeschlagen oder auf Kindergeburtstagen Zaubertricks vorgeführt. Jetzt können sie in Würde leben.«
    Hermeline zuzuhören war oft wie Fernsehen, und zwar nicht unbedingt einen der interessanteren Sender. »Danke, Mutter Teresa. Guck mal, Lon ist schon fast an der Tür, wir müssen uns beeilen. Los, wir laufen um die Wette!« Ein Pfund Sand in jedem Schuh später holten Barry und Hermeline Lon vor einem mittelgroßen, billig verputzten Einfamilienhaus mit Strohdach ein.
    »Das sieht aber nicht besonders nobel aus«, sagte Barry. »Ich dachte, sie wäre stinkreich.«
    »Darf ich anklopfen?« fragte Lon aufgeregt.
    »Benutz den da«, sagte Hermeline. An der Tür hing ein faustförmiger Türklopfer aus Messing. Als Lon ihn berührte, klingelte es drinnen.
    »Huch, wie magisch«, sagte Hermeline.
    »Huch, wie blöd«, sagte Barry.
    Einen Moment später ging die Tür auf, und ein großer Mann im schwarzen Anzug eines Butlers stand vor ihnen.
    »Kann ich Ihnen helfen?« näselte er geziert und zog ein Paar dicke, schwarze Augenbrauen hoch. Barry bemerkte, dass er Leberflecken auf der Stirn hatte, und begann sie zu zählen.
    »Wir möchten zu Ms. Rollins. Ist sie da?« fragte Hermeline.
    »Werden Sie erwartet?« fragte der Butler. Seine Augenbrauen erinnerten Barry an Raupen.
    »Ähm, nein.« Die Tür begann sich langsam wieder zu schließen.
    »Aber wir müssen unbedingt mit ihr sprechen.« Die Tür ging schneller zu. »Wir sind Fans ihrer Bücher ...« Die Tür war jetzt nur noch einen Spaltbreit offen, und Hermeline wusste sich nicht mehr anders zu helfen. »Das hier ist Barry Trotter!« platzte sie heraus und schob Barry vor. Er prallte mit einem Rums gegen die schon fast geschlossene Tür.
    »He! Das war mein Kopf!«
    Sofort öffnete die Tür sich wieder. »Ich bitte vielmals um Verzeihung. Kommen Sie doch bitte herein, ich bringe Sie in den Salon.«
    »Danke«, sagte Hermeline, ein wenig verärgert darüber, wie schnell Barrys Name ihnen die Tür geöffnet hatte. Sie begann, sich die Schuhe auszuziehen.
    »Einen Moment. Wir wollen doch keinen Sand hereintragen.«
    Der Butler winkte ab. »Keine Sorge — das ist Zaubersand. Er löst sich ganz von allein auf.«
    Zweiundzwanzig Leberflecke, dachte Barry. Ich hoffe, ich sterbe, bevor ich eines Tages so schrecklich aussehe. Hatten sich die Brauen des Butlers nicht gerade bewegt? Das waren ja wirklich Raupen!
    Sie traten in einen Raum, der aussah wie die Eingangshalle eines alten Familienschlosses. Hermeline blieb auf der Schwelle stehen, betrachtete die bescheidene Fassade draußen und bestaunte dann das um ein Vielfaches größere, hochherrschaftliche Innere. »Komm schon«, flüsterte Barry. »Tu nicht so, als hättest du noch nie was Verzaubertes gesehen.« In Situationen wie dieser wurde sie jedesmal zu einem Vollblut-Muddel.
    Sie folgten dem Butler einen breiten Korridor entlang. Er pflückte die Raupen von seinen Brauen und steckte sie in eine Tasche seiner Livree. Die Wände waren mit dunklem Holz verkleidet, mit kostbaren Wandteppichen behangen sowie mit alten, düsteren Gemälden von alten, bleichen Menschen. Hier sieht’s fast so aus, dachte Barry, wie es in Hogwash aussehen würde, wenn es nicht vom alltäglichen Wandalismus, der Schülern in aller Welt eigen ist, immer mehr ruiniert würde.
    Der Butler öffnete eine Tür, hinter der sich offenbar der Salon befand; an der Wand steckten in Halterungen Flaggen mit dem Familienwappen der Rollins’: ein Löwe und ein Einhorn in majestätischer Pose auf goldenem Grund, und darunter, flankiert von einer gezinkten Karte und einem Stück Seife, das Motto: Semper ubi sub ubi .
    »Warten Sie hier«, sagte der Butler. »Ich hole den Herrn des Hauses.«
    Den Herrn ?
    »Danke«, sagte Hermeline und machte einen kleinen Knicks. Barry knuffte sie mit dem Ellbogen in die Seite. Der Butler sagte nichts und ging.
    »Mann!« zischte Barry Hermeline ins Ohr. »Das ist doch bloß der Butler!«
    Lon war zur anderen Seite des Raums geschlendert, der von einem riesigen Kamin beherrscht wurde. Sie gingen hinterher, betrachteten das Feuer und machten es sich auf einem großen Ledersofa bequem.
    Das Feuer war grünblau und hitzelos. Das sind doch die Silverfish-Farben, dachte Barry. An der Seite des Kamins entdeckte er einen kleinen Regler und die Aufschriften: >kühl<, >warm<, >heiß<, >höllisch< und >Das ist nicht Ihr Ernst<. Er stand auf >kühl<. Barry

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