Barry Trotter und die schamlose Parodie
Ecke einen Chinesen gesehen.«
Barry trug ihnen seine Bestellung auf, und sie liefen hinüber zu >Chen's< — was, wie sich herausstellte, gar kein Chinese war, sondern ein Italiener, der von Griechen geführt wurde. Sie waren nur noch nicht dazu gekommen, das Schild auszuwechseln.
Welcher Nationalität es auch sein mochte, das Essen war lecker. Sie saßen zusammen in Ferds Zimmer auf dem Boden und speisten, während Barry sich anhörte, wie Hermeline fünfhundert Dollar bei einem Hütchenspieler vor der Tür gewonnen hatte. »Ich hatte meine Oma-Sonnenbrille auf«, sagte sie. »Ich konnte alles sehen. Der Ärmste dachte die ganze Zeit, er sei einfach zu doof!«
»Da wir gerade davon sprechen, wie man Muddel an der Nase herumführt«, sagte Jorge. »Ich habe den Gaswerken ein Leck in der Leitung gemeldet. Die Fans vor unserem Haus sind wir bald los.«
»Jetzt wo wir Geld haben, Jorge, lass uns doch eine schönere Wohnung suchen«, sagte Ferd.
»Okay«, sagte Jorge. »Und was habt ihr nun vor?« fragte er an Barry gewandt.
»Nach L. A. fliegen und diese Phyllis suchen, würd ich sagen«, antwortete Barry, den Mund voll mit gebratenen Ravioli.
»Ich hab mir da so meine Gedanken gemacht«, sagte Hermeline. »Valumart weiß offensichtlich, wo wir sind und was wir im Schilde führen. Ich glaube, es wäre unklug, irgendwelche magischen Transportmittel zu benutzen. Deshalb bin ich dafür, dass wir zur Abwechslung mal auf Muddelart reisen.«
»Und das heißt? Fliegen?« fragte Barry.
Hermeline fielen die Drachen ein, die mit dem Flugzeug »Grill den Flieger« gespielt hatten. »Ich bin für die Bahn.«
»Nach Los Angeles?« wandte Barry ein. »Das dauert doch bestimmt drei Tage.«
»Genau. Hier in den Staaten würde niemand, der sich ein Flugticket leisten kann, jemals mit dem Zug fahren. Deshalb wird der Doofe Lord uns dort auch nie im Leben suchen.«
»Sie hat recht«, sagte Jorge.
»O Gott!« sagte Barry. In seinen Spaghetti Cacciatore schwamm ein gekochter Zigarettenstummel. Er verlor den Appetit.
Später am Abend — nachdem Lon alle einmal im Pingpong geschlagen hatte — kehrten unsere Helden auf ihre Zimmer zurück. Hermeline überredete die Jungs, den Abend im Club zu verbringen, damit die Mächte des Doofen nicht Wind davon bekamen, wo sie sich aufhielten. »Außerdem«, fügte sie masochistisch hinzu, »müssen wir morgen früh spätestens um acht am Bahnhof sein!«
Jorge, Barry und Lon machten das Beste aus der Situation, indem sie in Jorges Zimmer Gin-Rommé spielten. (Ferd war unten im fünften Stock und nahm am Treffen einer Selbsthilfegruppe für ehemalige Abhängige von Peter Potts Palerbsen jeder Geschmacksrichtung teil.) Sie besprachen, wie sie sich am besten an Zed Grimfood rächen konnten, und es wurde beschlossen, dass Jorge und Ferd nicht mit nach L. A. kommen, sondern eine angemessene Vergeltung — möglichst ohne Todesfolge — aushecken sollten. Barry stellte fest, dass im Zimmer bereits ein totales Chaos herrschte — und dabei hatte Jorge dort bislang nur ein Nickerchen gehalten. Nun ja, dachte Barry, wir haben alle unsere Talente.
Der Butterbourbon, den Barry zum Essen getrunken hatte, um alle Bazillen abzutöten, die an der Zigarettenkippe geklebt haben mochten, hatte ihn schläfrig gemacht. Nach nur wenigen Spielen und trotz des Protests der Measly-Brüder, die in dem Spiel einfach unschlagbar waren (selbst das Chappihirn kochte ihn regelmäßig ab), entschuldigte sich Barry und ging ins Bett.
Was bin ich kaputt, dachte Barry. Ein richtiger Job kann unmöglich so anstrengend sein wie das hier. Dann fiel er in einen tiefen Schlaf.
ln aller Herrgottsfrühe verließen Barry, Hermeline und Lon am nächsten Morgen den >Club der Hexen und Zauberer< (der durch Zauberei zwanzig Blocks weiter südwärts gezogen war) und machten sich auf den Weg zum Bahnhof. Hermeline kaufte mit ihrer Kreditkarte — »Kreditkarten sind die Magie der Muddel«, sagte sie immer — eine Fahrkarte, die sie dann mit einem einfachen Zauberspruch für Barry und Lon vervielfachte. Serious wäre stolz auf dich, dachte Barry.
Sie stiegen in den Zug, ein scheckiges Gefährt, dem man jedes Jahr ansah, das es auf dem Buckel hatte, und in dem es roch, als wäre nie auch nur eines seiner Fenster geöffnet worden. Der ästhetische Gesamteindruck störte Barry und Lon zwar nicht, die unbequemen Sitze dafür aber um so mehr. Hermeline änderte ihre Fahrkarten sofort so, dass jeder von ihnen ein eigenes Abteil bekam.
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