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Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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den Fehler machten, eine Mahlzeit im Club einzunehmen, bekamen gewöhnliche — das heißt ungenießbare — Mensakost vorgesetzt. Noch lieber als Gekochtes brachte man hier Gebratenes auf den Tisch, und Lebensmittel, die erst gedämpft, dann gekocht und anschließend gebraten wurden, schienen der hiesigen Vorstellung vom kulinarischen Nirvana am nächsten zu kommen. Von was für Vierbeinern das Fleisch stammte, wussten die Götter. Und um auch den letzten Hauch von Geschmack, der die verschiedenen Stufen des Dämpf-, Koch- und Bratprozesses überlebt haben mochte, zunichte zu machen, wurde alles obendrein in einen schweren, pappigen Fritierteig gehüllt. Die Tagesgerichte waren im Grunde bloß normale Vorspeisen, doch sie waren von einem grell orangefarbenen, öligen, geschmacklosen und dennoch ekelhaften Käse überzogen, den die meisten Restaurantgäste klugerweise verschmähten. Hinter den putzigsten Namen verbargen sich die tödlichsten Gerichte — das >Würstchen im Schlafrock< war nachweislich ein Mordwerkzeug und nicht minder barbarisch als ein Maschinengewehr.
    Architektonisch machte der Raum schon mehr her. Er war dem gigantischen Großen Saal in Hogwash nachempfunden, und das einzige, was die Illusion störte, war der stete Fluss des New Yorker Verkehrs, der draußen hupend vorbeirauschte. Der Raum wurde von mit flackernden Kerzen bestückten Kronleuchtern illuminiert, was zur Folge hatte, dass man das Essen nicht allzu genau unter die Lupe nehmen konnte — worüber man froh sein musste. An den Wänden hingen Gemälde von berühmten Clubmitgliedern, deren verkniffener Gesichtsausdruck darauf schließen ließ, dass sie unmittelbar, bevor sie Modell gesessen hatten, eine hauseigene Mahlzeit heruntergewürgt hatten.
    Doch so stark war die Macht der Nostalgie, dass der Saal ständig vollbesetzt mit Männern und Frauen war, die in dem zugigen, schlechtbeleuchteten, höhlenartigen Gewölbe schlampig zubereitetes, ekelhaftes Essen in sich hineinschaufelten. Ganz wie in alten Zeiten ging es dabei ziemlich ruppig zu — man warf mit Zaubersprüchen ebenso um sich wie mit Essen, Leuten wurde der Stuhl unter dem Hintern weggezogen, irgendein Hausgeist riss sich los und biss die Gäste und so weiter. Alles in allem war es ein höchst unerfreuliches Erlebnis, dort zu speisen.
    Neben den Fahrstühlen am Ende des Raums machte Barry eine traurige Entdeckung - die Sprechende Mütze, die unzählige Hogwash-Schüler jahrhundertelang den verschiedenen Häusern zugeteilt hatte, war endlich in den Ruhestand geschickt worden. (Inzwischen wurde diese Aufgabe von einer Muddelfirma in London für einen Bruchteil des Preises per Computer erledigt. Sprechende Mützen sind, ähnlich wie italienische Sportwagen, ständig in Reparatur und benötigen Ersatzteile, die dann extra eingeschifft werden müssen). Die Mütze lag altersschwach auf einem Stuhl und murmelte: »Silverfish! Nein, Grittyfloor! Nein, halt — Muffelpuff! Ach, nein ...«
    Jorge winkte. Die drei Measlys und Hermeline saßen an einem Tisch in der Nähe des Tresens. Barry gab Hertha bei der Hausgeist-Garderobiere zu seiner Linken ab und ging zu ihnen hinüber.
    Jorge quatschte gerade eine hübsche Hexe am Nachbartisch an. »Weißt du, mein Bruder und ich, wir haben die Kornkreise erfunden ... Hi, Barry! Das ist mein Freund, Barry Trotter. Vielleicht hast du schon mal von ihm gehört?«
    Barry ließ Jorge weiter Süßholz raspeln und begrüßte die anderen. »Mann, hab ich einen Hunger«, sagte er.
    »Tja, dann bist du hier falsch«, sagte Hermeline trübsinnig. Die Speisekarte war eine Verhöhnung der gesamten zivilisierten Esskultur, daher richtete Barry sein Augenmerk bei der Wahl einfach nur auf Schadensbegrenzung.
    »Gibt es in Beaubeaux auch so schlechtes Essen?« fragte Ferd. »>Tote Qualle am Strand    »Panierter D-A-C-K-E-L, glaube ich«, sagte Hermeline. Sie buchstabierte das Wort, um Lon nicht zu erschrecken.
    »Warum tun wir uns das an? Wir haben doch die Taschen voll Geld«, sagte Barry. »Lasst uns in irgendein schönes Restaurant gehen.«
    »Nein, Barry, das können wir nicht riskieren«, sagte Jorge, der soeben einen Korb bekommen hatte. »Jemand könnte deine prominente Fresse erkennen und dich in Stücke reißen.«
    »Könnt ihr nicht was holen und mir was mitbringen?« fragte Barry und pfefferte die Speisekarte auf den Tisch. »Diesen Fraß muss ich schon tagein, tagaus in der Schule essen.«
    »Gute Idee«, sagte Ferd. »Ich hab um die

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