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Barry Trotter und die schamlose Parodie

Titel: Barry Trotter und die schamlose Parodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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ihm hundert Dollar Trinkgeld. »Wow, danke!« sagte der Page. »Ihr Freund, der mit der Wollmütze, hat mir einen Hundekeks gegeben.«
    Als er wieder allein war, inspizierte Barry das Zimmer. Es war etwas heruntergekommen und muffelte, aber es war hübsch - er fühlte sich ganz wie zu Hause in Hogwash. Drucke mit magischen Motiven zierten die Wände; über dem Bett hing die manieristische Darstellung eines Alchemisten bei der Entdeckung von Spukspachtel (nicht zu verwechseln mit Schmodder®). Die Einrichtung war streng akademisch: viele Bücher, großer Schreibtisch, kleiner Fernseher. Barry schälte sich aus seiner Jacke, ließ sich aufs Bett fallen und stellte die Glotze an.
    Er zappte wild herum und blieb schließlich bei einem Lokalsender hängen. Ein stämmiger Herr im Blaumann stand vor einer amerikanischen Flagge und wetterte gegen die »Mischrassen«. Seiner Ansicht nach waren alle Menschen, deren Haut dunkler war als pfirsichfarbene Pastellkreide, Ausgeburten einer »Verschwörung zur Versklavung der arischen Rasse«. Selbst in der heutigen Zeit, der Ära des Reality-TV sah man selten jemanden im Fernsehen, der so eindeutig geisteskrank war. Barry wollte gerade umschalten, als er eine gemeine Idee hatte.
    Sein Zauberstab hing im Schenkelholster am Bettpfosten. Er schnappte ihn sich und ging zurück zum Fernseher. Er überlegte sich kurz den richtigen Zauberspruch, dann wartete er, bis der Schwachkopf wieder zu einer seiner wüsten Hasstiraden anhob, und tippte dann auf die Gestalt auf dem Bildschirm.
    » Arsenio! « sagte Barry leise.
    So schnell, wie ein Rülpser dem Magen entweicht, verwandelte der Mann sich in einen Afroamerikaner, schwarz wie ein Kongolese. Nichtsahnend schwafelte er weiter, und die Situation wurde mit jeder Sekunde paradoxer. Der entsetzte Aufschrei des Kameramanns ließ ihn schließlich verstummen. Barry konnte zusehen, wie der Kretin innerhalb von fünf Minuten von Wut über Verleugnung, Panik und Trauer bis hin zur Resignation die ganze Palette menschlicher Emotionen durchmachte. Zufrieden mit sich selbst schlief Barry ein.
    Ein paar Stunden später wurden die Hintergrundgeräusche im Zimmer — die Klimaanlage, Lons Schnarchen und die Zeichentrickfilme, die von nebenan zu hören waren — von einem Klopfen an Barrys Fenster übertönt. Er schaute zu der verdreckten Scheibe hinüber, durch die man in einen Luftschacht hinausblickte. Dort hockte Hertha. Eine zerknautschte Zigarette baumelte aus ihrem Schnabel; sie hatte sich durch Barrys sporadische Experimente mit Tabak zu diesem Laster verleiten lassen. Jetzt war sie süchtig, klaubte unentwegt Kippen aus der Gosse, tippelte damit von einem Passanten zum nächsten und zwickte sie, bis ihr jemand Feuer gab.
    Das Fenster war festlackiert. »Warte«, sagte Barry, zwängte einen Brieföffner zwischen Fensterbrett und Rahmen und versuchte es aufzuhebeln. Der Öffner zerbrach. »Dann werd ich es wohl einschlagen müssen«, brummte Harry vor sich hin und erteilte sich so eigenmächtig die Erlaubnis. Er griff sich einen herumliegenden Briefbeschwerer — eine Bumblemore-Büste - und schlug damit gegen das Glas. Die Scheibe zerbrach mit einem befriedigenden Knirschen und Klirren, und die Scherben fielen den Schacht hinunter. Er warf den Briefbeschwerer aus dem Fenster, damit der Club ihn nicht auf Fingerabdrücke untersuchen konnte.
    Hertha hüpfte herein und hielt ihm begierig ihre Zippe hin. Barry zündete sie an. Die Eule sah ziemlich heruntergekommen aus. Ihr schneeweißes Gefieder war vom Zigarettenrauch ganz gelb geworden. Sein Hausgeist war eine Beleidigung für die Augen, ein stummer Vorwurf, eine fahrige, übellaunige Nikotinabhängige. Barry löste die Botschaften von ihrem Fuß. Geistesabwesend streichelte er ihren kleinen Schädel, während sie genüsslich schmauchte, und las die Briefe. Im ersten stand:
    Von Alpo Bumblemore
Hogwash-Schule
per Zauberdiktat
    Lieber Barry,
    Ich schreibe Ihnen, weil ich wissen möchte, wie Sie mit Plan X vorankommen. Die Situation hier wird immer schlimmer. Gestern sind zwei Muddel in die Schule eingebrochen und haben alles mit Obszönitäten vollgeschmiert. Zu allem Überfluss nicht einmal orthographisch korrekt. Ich will den genauen Wortlaut nicht wiederholen, aber ich kann Ihnen versichern, dass es sich um einen Extremfall verbaler Entgleisung handelt, der von äußerster charakterlicher Verdorbenheit zeugt. Außerdem haben sie mehrere kleine Brände gelegt.
    Eine kleinere Meute von Muddeln hat

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