Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Titel: Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber

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alles über diese Muddelparaphernalien gelesen, aber noch nie irgend etwas davon zu Gesicht bekommen. Er war hingerissen. Barry hingegen langweilte sich. Die Menschen auf den Familienfotos auf Henrattys Schreibtisch bewegten sich nicht, die Post-it-Zettel fluchten nicht, der Hefter heftete nicht sechsdimensional — wie um alles in der Welt hielt er das nur aus?
    Nachdem sie Platz genommen hatten, fragte Henratty: »Barry, was wissen Sie über die Welt der Muddel?«
    »Eine ganze Menge«, sagte Barry. »Ich bin dort aufgewachsen, bis ich so alt war wie Nigel.«
    »Und dann sind Sie Zauberer geworden, nehme ich an?« fragte Henratty.
    »Genau.«
    »Wie alt sind Sie jetzt, Barry?«
    »Seit gestern achtunddreißig.« Neben ihm schlürfte Nigel durch einen Strohhalm seinen Drink: den guten alten Maissirup mit hohem Fructose-Anteil, Karamelfarbstoff und Kohlensäurezusatz — Glückseligkeit pur.
    »Na, herzlichen Glückwunsch. Unseren Statistiken zufolge haben Sie im Laufe der letzten siebenundzwanzig Jahre vierundfünzigtausend Anrufe wegen Ladendiebstahls, Verlustmeldungen im Wert von über sechs Milliarden Pfund und mindestens zwanzig Einlieferungen in die Klapsmühle verursacht.«
    »Wer, ich?« fragte Barry lächelnd.
    »Das sind nur Durchschnittswerte. Und ich denke, es ist ziemlich klar, dass Sie alles andere als ein Durchschnittszauberer sind.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen«, sagte Barry.
    »Das geht den meisten Zauberern so«, erwiderte Henratty. »Sie können nichts dafür — schuld daran ist das antiquierte Schulsystem. Hogwash war auf dem richtigen Weg, aber jetzt besteht es doch wieder nur aus Geistern und Geheimgängen.« 11
    Barry war ein bisschen angesäuert. »Aber so ist es immer gewesen. Und so gefällt es uns.« Er zögerte. »Diese moderne Schule war so — kalt.«
    »Aber eine Zentralheizung ist doch bestimmt besser, als überall, wo man geht und steht, ein Feuer herbeizaubern zu müssen?« fragte Henratty milde.
    »Ich meinte >unpersönlich<. Mr. Henratty, wenn wir Zauberer gern altmodisch sind, wenn wir die Dinge auf unsere Art tun möchten, dann ist das unsere Sache.«
    »Leider nicht«, sagte Henratty. »Ich will ja nicht unhöflich sein. Mir ist klar, dass man Ihrem Volk nicht mit Logik beikommen kann. Aber es ist doch ganz einfach: Alles kommt irgendwoher. Wenn Sie einen Hamburger herbeizaubern, kommt er vom Teller eines Muddel.«
    Barry war sprachlos. Darüber hatte er tatsächlich noch nie nachgedacht.
    »In dem Fall ist das kein Problem — der Gast bekommt einfach einen neuen >auf Kosten des Hauses <. Aber wenn Sie zum Beispiel ein Auto herbeizaubern, dann sind die Folgen etwas ernster.«
    »Sie meinen, jedesmal, wenn ich ein Auto herbeizaubere, verschwindet der Wagen irgendeines Muddel?« fragte Barry.
    »Ja. Meistens meldet er ihn als gestohlen und bekommt ihn ersetzt. Aber womöglich denkt der Betroffene, er hätte lediglich vergessen, wo er ihn abgestellt hat. >Was bist du bloß für ein Idiot? Man kann doch kein Auto verlieren !< wird seine Frau dann möglicherweise sagen. So etwas kann eine Ehe kaputtmachen. Selbst wenn der Muddel ein lockerer Typ ist und sich sagt: >Ach, wie gewonnen, so zerronnen<, lebt er jetzt in einer Welt, in der Autos sich einfach in Luft auflösen. Und es sind schon aus weit unerheblicheren Gründen Menschen verrückt geworden.«
    Nigel hörte auf zu schlürfen. »Was passiert, wenn ein Zauberer jemandem während der Fahrt das Auto wegzaubert? «
    »Das gibt einen schönen Matschfleck«, sagte Henratty.
    Nigel lachte. »Au.« Ihm war Cola in die Nase gestiegen.
    »Sie sehen also, welch ungeheurer Schaden den Menschen durch Ihre Zauberei entsteht«, sagte Henratty. »Wenn die breite Öffentlichkeit je dahinterkommen sollte, dass hinter all dem Chaos — von verlorenen Schlüsseln bis zum Zweiten Weltkrieg — die Zauberer stecken, würden sie Sie ohne jeden Skrupel einfach ausradieren.«
    Barry fiel der Unterkiefer herunter. »Der Zweite Weltkrieg? Wie ...?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Ich hätte da ein Buch, falls es Sie interessiert.« Er nahm aus einer ganzen Schublade voller Bücher eins heraus und gab es Barry: Magie - Der stille Tod .
    »Aber es ist doch keine Absicht...«, sagte Barry. »Ich meine, wir haben ja keine Ahnung, was wir anrichten.«
    »Und da kommt die SOKO Magie ins Spiel — damit auch sonst niemand davon erfährt«, sagte Henratty. »Wir versuchen die Wahrheit zu vertuschen, damit Sie und Ihresgleichen am Leben