Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Titel: Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
Vom Netzwerk:
keinerlei sanitäre Einrichtungen verfügt. In der Tat war es so, dass viele weibliche Wesen, die Hafwid beim frühmorgendlichen Pinkeln überraschten, auf diese Weise zum ersten Mal einen Schniedelwutz zu Gesicht bekamen. 38
    Barry ging zur Tür und klopfte. Als niemand aufmachte, versuchte er durchs Fenster zu lugen, aber wegen des hellen Sonnenlichts draußen konnte er in der Finsternis drinnen nichts erkennen. Er öffnete die Tür und steckte den Kopf hinein. Ein Gestank, der im Lauf der Jahre das Aroma von Käse angenommen hatte, raubte ihm den Atem. Barrys brennende Nasenlöcher nahmen zu seinem Leidwesen ganz deutlich den Geruch von schlecht gewordenem Essen, schalem Bier und ungewaschenen Riesenfüßen wahr. Und da lag Hafwid: voll bekleidet und total weggetreten inmitten eines Haufens leerer Flaschen. Neon-Bierreklamen sorgten für ein geisterhaftes Licht, zerfetzte Poster von nackten Riesinnen flatterten im Luftzug. Der Bildschirm von Hafwids Fernseher (der zusammen mit seiner Fähigkeit, das Alphabet zu rülpsen, sein größtes Plus bei den Frauen darstellte — Fernsehen war in Hogwash nicht erlaubt) schimmerte in einem schwachsinnigen Blau. Barry sah Lon zusammengerollt in Fings altem Körbchen liegen. Er zuckte im Schlaf. Dann und wann gab er ein halbersticktes Bellen von sich.
    »He, Lon!« flüsterte Barry eindringlich. Der Hundemensch bewegte sich sacht. »Lon!« wiederholte Barry und pfiff leise. Plötzlich schreckte Lon hoch, landete auf allen vieren und stieß ein kurzes Warngeheul aus, gefolgt von einem drei Sekunden dauernden hysterischen Gekläffe, um sein neues Herrchen vor dem Eindringling zu warnen. Hafwid rührte sich nicht.
    »Lon, halt's Maul, ich bin’s«, sagte Barry. »Geh und sieh nach, ob Hafwid tot ist.«
    Lon stand auf und bahnte sich einen Weg zwischen dem Leergut hindurch. Er leckte Hafwids Nase und prüfte seinen Atem mit der Zunge.
    »Er lebt noch«, sagte Lon.
    »Dann komm mit«, sagte Barry. »Du musst mir einen Gefallen tun.«
    »Okay, Barry«, sagte Lon gutmütig. Er war wirklich eine treue Seele — als Mensch wie als Haustier. Er ging hinaus und blieb dann stehen.
    »Warte mal kurz.« Lon ging zu einer kleinen Schreibtafel, die Hafwid von innen an die Haustür genagelt hatte. Barry las die idiotischen Alltagsdialoge der beiden Wohngenossen. »Wir brauch’n mehr Bier. — H.« »Kein Fresn im Naph. Brauch Fresn! — L.« »Bin auf'er Rennbahn. — H.« »Da wahn Mehdel vür dich dah. — L.« » IMMER DIE NAM’ VON ’EN MÄDELS AUFSCHREIB’N, SCHWACHKOPF! - H.«
    Barry fiel auf, dass Hafwid sich die Zeit nahm, Apostrophe zu setzen. Unter die letzte Nachricht kritzelte Lon quälend langsam: »Binn mid Barey wech. Biss spehtr. — L.«
    »Okay, jetzt können wir los«, sagte Lon.
    »Na, wie ist es, mit Hafwid zusammenzuleben?« fragte Barry. »Weißt du, du kannst jederzeit bei Hermeline und mir im Gästezimmer wohnen. Hermeline würde sich freuen.«
    »Nein, alles okay, Barry. Mir gefällt’s. Wir sind viel draußen«, sagte Lon. »Es stört ihn nicht, wenn ich an Sachen kaue.«
    »Ich wette, er merkt es nicht mal«, sagte Barry.
    »Das einzige, was ich nicht mag, ist, wenn er und seine Freundinnen diese Geräusche machen. Das tut mir in den Ohren weh.«
    »Hafwid lässt immer noch den Hahn krähen, was?« sagte Barry lachend. Diesen Ausdruck hatte er nicht mehr benutzt, seit er die Schule verlassen hatte. »Ich dachte, diese Vaterschaftsklage hätte ihn ein bisschen ruhiger gemacht.« 39
    »Er versucht sich zu beherrschen«, sagte Lon. »Statt dessen geht er auf die Rennbahn. Er sagt, auf lange Sicht kommt ihn das billiger. Ich find’s gut. Sie lassen mich da im Wasser spielen.« Die Rennbahn des Hippokampodroms von Hogsbleede war ein ovaler Wassergraben. Hippokampenrennen waren ein gefährlicher Sport — immer wieder ertranken Jockeys — und dazu ein betrügerischer. Hafwid war allen möglichen Arten des Glücksspiels verfallen, aber in keiner war er besonders erfolgreich. »Ich hab’ ein Sistem«, sagte er immer — aber ein integraler Bestandteil all seiner »Sisteme« schien zu sein, dass er alles verlor.
    »So«, pflegte er mit einem irren Funkeln in den Augen zu sagen, wenn er nur noch das Geld für einen Einsatz hatte, »jetzt aber!« Er legte diese letzte Gallone mit einer größeren Zuversicht auf den Tisch als jeder andere Spieler, dem Barry je begegnet war — fest davon überzeugt, dass diesmal alles anders wäre, dass sein Glück sich wenden würde,

Weitere Kostenlose Bücher