Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

zusehen zu können, wie seine Falten sich glätteten, aber Hermeline überzeugte ihn, dass das bloß an der schummrigen Beleuchtung lag. 43 Sein Butterbourbon-Bauch schrumpfte jedoch unbestreitbar, und außerdem hatte er mehr Lust auf Sex — sehr zur Freude Hermelines, die schon seit Jahren dagelegen und Däumchen gedreht hatte. Er näherte sich allmählich wieder dem Gipfel seiner sexuellen Leistungsfähigkeit, einem Ort, an dem sie sich mit siebzehn häuslich eingerichtet und den sie nie wieder verlassen hatte.
    Dafür, dass sie sich früher einmal vorgenommen zu haben schien, sich eine Art Vollversammlung der Vereinten Nationen in Form erotischer Eroberungen zusammenzuschustern, war Hermeline Barry während ihrer gesamten Ehe erstaunlich treu geblieben — mal abgesehen von dem einen oder anderen feuchten Traum um einen Inkubus ... oder auch sechs. Statt dessen sublimierte sie ihre Triebe, was das Zeug hielt — indem sie Audrey unterrichtete, einen landesweiten Kreuzzug für Entschädigungszahlungen an Hauselfen startete, alles, was sie besaß, mit Stickereien und Applikationen verzierte und in Heimarbeit produzierte dekorative Pompons für Zauberstäbe in alle Welt verkaufte. Sie hatte schon immer ungeheuer viel Energie gehabt, und die investierte sie nun bis zum letzten Tropfen in die Rettung ihres Mannes. Als Gegenleistung musste ihr Barry ein-, zwei-, manchmal auch dreimal am Tag zu Willen sein. Obwohl Barrys Ableben wie ein Damoklesschwert über ihnen hing, war es ein bisschen wie in den Flitterwochen.

    Die nächsten Tage verbrachte Hermeline damit, in der Bibliothek zu stöbern. Barry fühlte sich inzwischen besser, was ein schlechtes Zeichen war. Schwester Pommefritte sah ein paar Papiere durch und sagte: »Ich schätze, Sie sind jetzt ungefähr vierzehn.«
    »Woher wollen Sie das wissen?« fragte Barry.
    Sie gab ihm die Bögen zurück. »Weil jeder, der älter ist, >Extrem-Quaddatsch< als eine komplett bescheuerte Idee abtun würde. Ich kann Ihren Antrag nicht genehmigen.«
    »Na schön!« sagte Barry. »Ich bin der Schuldirektor, ich brauche Ihre Erlaubnis nicht! Wir machen es trotzdem!« Er stapfte hinaus. Barry war so wütend, dass er beinahe mit voller Wucht mit Hermeline zusammengeprallt wäre.
    »Barry!« sagte sie. »Ich hab’ dich gesucht. Ich glaube, wir haben ein Gegenmittel gefunden!«
    »Ach ja?« sagte Barry.
    »Ja, in Florida gibt es den sogenannten Greisenbrunnen. Er wird von denselben Leuten betrieben wie der Jungbrunnen, nur dass dieser einen älter macht.«
    Sonne, Sand, Bikinis — für Barry klang das ziemlich verlockend. »Okay, wann geht's los?«
    »Heute!« sagte Hermeline. »Der Freizeitpark, in dem er sich befindet, wird demnächst für sechs Wochen geschlossen — die Sommersaison geht gerade zu Ende.« Sie zerrte ihn den Gang entlang. »Du brauchst nicht zu packen, wir werden nur ein paar Stunden dort bleiben.«
    Nachdem sie den Zeitunterschied ausgerechnet hatten, war klar, dass hier das wesentliche Problem lag — Evaporation dauerte zu lange, ebenso wie Reiseschnupftabak. Daher beschloss Hermeline, auf einen Zauberspruch zurückzugreifen, den sie »das Große Hallo« nannte. Als sie wieder auf ihrem Zimmer waren, zauberte sie flink ein Feuer in den Kamin. Während sie sich hinkniete, um in die violetten und smaragdgrünen Flammen zu blasen, sagte sie: »Okay, wenn ich >los< sage, bückst du dich und kriechst ins Feuer. Achte darauf, dass du dich mit dem ganzen Körper hineinzwängst. Du willst ja schließlich keine Gliedmaßen zurücklassen.«
    Plötzlich fand Barry diese Art der Fortbewegung nicht mehr so spannend. »Bist du sicher, dass da nichts passieren kann?« fragte er.
    Hermeline schwieg indigniert. »Was würde es denn für einen Eindruck machen, wenn mein Mann verbrennt, weil ich einen Zauberspruch verhauen habe?« sagte sie dann. »Vertrau auf meinen Perfektionismus, okay? Jetzt, LOS!«
    Barry kauerte sich zusammen und spürte, wie er blitzschnell in Rauch aufging. Es folgten ein oder zwei Momente absoluter Finsternis, dann merkte er, wie er sich über der Pfeife eines Mannes wieder materialisierte.
    »Bäh!« sagte der Mann, nahm die Pfeife aus dem Mund und schaute sie an, als hätte sie ihn gebissen.
    Barry klopfte sich seelenruhig die Asche von den Klamotten. In Panik ergriff der Mann die Flucht.
    Hitze schlug Barry entgegen — eine willkommene Abwechslung nach der übernatürlich feuchten Kälte Hogwashs. Kurz darauf sah er, wie seine Angetraute genau