Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung
überladenen Tisch, der sich darüber auch lautstark beschwerte. Hermeline versetzte ihm gelegentlich einen Tritt, um ihn zum Schweigen zu bringen.
»Manchmal ist es echt nervig, zwischen lauter verzauberten Sachen zu leben«, sagte sie.
»Du willst ja bloß einen Tisch, mit dem du machen kannst, was du willst«, meckerte der Tisch.
»Klappe!« Sie wandte sich Barry zu und fragte: »Na, wie ist es gelaufen?«
»Ganz gut, glaube ich«, sagte Barry. Hermeline streckte die Hand aus, und Barry gab ihr den Notizblock.
Sie blätterte darin — ihr Blick sprach Bände.
»Was denn?« fragte Barry. Er schnappte ihn sich und sah ihn sich an. In Lons ungelenken Druckbuchstaben stand da wieder und wieder der Satz: »All work and no play makes Lon a dull boy.« Die Worte waren unterschiedlich angeordnet, so dass sie zum Beispiel einen Hydranten oder einen Knochen formten, aber es war immer derselbe Satz.
»Ich fass’ es nicht«, sagte Barry. »Die ganze Arbeit umsonst.«
»Tja, das kommt davon, wenn man es sich zu leicht machen will«, sagte Hermeline mit einem spöttischen Grinsen.
Barry antwortete nicht. Er schäumte vor Wut.
»Ich habe heute diesen sonderbaren Professor getroffen, im Magazin beim Buchstaben A«, wechselte Hermeline das Thema.
»Ach ja?« sagte Barry ironisch. »Das hast du ja gut eingefädelt.« Mit der Stimme eines Fernsehansagers fuhr er fort: »Dieser Fall von Ehebruch wurde Ihnen präsentiert von Viagra ...«
Hermeline versetzte ihm einen Klaps. »Halt den Mund! Ich wollte >Antidot< nachschlagen«, sagte sie. »Und jetzt kommt das Interessante: Er hatte den ganzen Arm voller Bücher über Atlanta.«
»Warum sollte er denn was über Atlanta lesen?« fragte Barry.
»Vielleicht ist er ein ...« Hermeline suchte nach dem Wort.
»... einer von diesen Typen, die den amerikanischen Bürgerkrieg nachspielen?«
»Nein.«
»Ein extrem schlecht informierter Martin-Luther-King-Stalker? «
»Nein. Naja, ist ja auch egal. Ich hab' jedenfalls noch kein Heilmittel für dich gefunden«, sagte Hermeline.
»Gar nichts?« fragte Barry und fühlte sich plötzlich verarscht.
»So gut wie nichts. Aber das hier könnte vielleicht helfen«, sagte sie. »Lies die mal.«
Sie schob mehrere Bücher zu Barry hinüber. Der Titel des obersten lautete Die Magie des Marktes: Ein Börsenratgeber für Zauberer . Er durchforstete den Stapel. » Lebensversicherungen für Dahingeschiedene? Schöner wohnen in der Vorhölle? « »Das ist ein altes Hausmittel«, sagte Hermeline. »Du hast doch sicher schon mal von >junggebliebenen Greisen< gehört? Wir versuchen das Gegenteil. Wenn du das gleiche Zeug liest, mit dem Senioren sich beschäftigen, wirst du vielleicht wieder zum alten Knacker. Außerdem hab’ ich dir ein paar Sätze rausgeschrieben, die du vorm Schlafengehen aufsagen musst.«
Barry öffnete die Pergamentrolle, die sie ihm herüberschob. »>Als ich noch jung war, war alles besser<«, las Barry vor.
»Lauter — je lauter du es sagst, desto besser wirkt es«, sagte Hermeline.
»Die Musik von heute ist das reinste Gewichse!« brüllte Barry, dann noch lauter: »Ihr steht auf diese Schauspielerin? Die sieht doch aus wie ein FLITTCHEN!« Schüler begannen die Hälse zu recken, um einen Blick auf den durchgeknallten Direktor zu werfen. Barry fand Gefallen an dem Gebrülle: »Dieses VIDEOSPIEL macht mich seekrank! Das WEICHT einem das GEHIRN AUF! Dieser FILM ist zu LAUT!« Nun war er voll und ganz bei der Sache, und er grölte: »DIE KIDS VON HEUTE SIND NICHTSNUTZIGE, FAULE, SEXGEILE GAMMLER, DIE GLAUBEN, GELD WÄCHST AUF BÄUMEN, UND DIE NICHT ZU SCHÄTZEN WISSEN, WAS IHRE ELTERN ALLES FÜR SIE TUN!«
Buhrufe erfüllten die Bibliothek, und ein Hagel von Radiergummis und zerknüllten Blättern ging auf Barry nieder. Jedesmal, wenn er getroffen wurde, pochte es in seinem Fragerufzeichen. Ich sollte mir das wirklich mal wegmachen lassen, dachte er zum millionsten Mal.
Er setzte sich hin, hielt sich schützend die Hände vors Gesicht und sagte: »Das hat gutgetan, Hermi. Als hätte es etwas in mir ausgelöst.«
Hermeline blickte auf und legte ihre Hand auf Barrys. »Ach, Schatz, glaubst du wirklich? Vielleicht ist es doch noch nicht zu spät.«
Kapitel zwölf
Man ist so alt, wie man sich gibt
Abgesehen von dem anfänglichen Brechreiz — und natürich dem Sterben am Ende — war es ziemlich toll, jünger zu werden. Zum einen wurden Barrys Haare voller. Und wenn er sich morgens die Zähne putzte, glaubte er
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