Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung
über dem Kopf einer Frau wieder auftauchte. Die beiden purzelten übereinander, und die Fremde begann zu röcheln und zu husten. Hermeline half ihr hoch und humpelte dann zu Barry hinüber.
»Alles okay?« fragte Barry. »Das ist ja eine ziemlich intime Art der Fortbewegung.«
»Ich bin bloß blöd gelandet« sagte Hermeline. »Schlechtes Timing. Sie war gerade beim Einatmen.«
Dann holte sie die Broschüre hervor. »So, mal sehen, ob’s geklappt hat. Eigentlich müssten wir ganz dicht bei dem Brunnen sein.«
Sie entdeckten einen Laden namens »Der Mais ist heiß!«, der geröstete Maiskolben verkaufte. Barry bekam plötzlich Appetit — neuerdings war er ständig hungrig und nahm dabei kein Gramm zu. Er hatte so viele neue Löcher in seinen alten Gürtel gestanzt, dass dieser zweimal um seine Taille reichte. »Hermeline, macht es dir etwas aus, wenn ich mir erst was zu essen hole?«
»Lass uns lieber gleich den Brunnen suchen, Barry«, sagte sie. Und nach einem kurzen Spaziergang durch die engen Straßen des auf spanisch getrimmten Städtchens erblickten sie zwei riesige Springbrunnen mit schier endlosen Menschenschlangen davor. Sie traten an das Ende einer der mehrfach gewundenen, mit Seilen abgetrennten Wartezonen. »Benutzung des Brunnens für Personen unter zwölf Jahren verboten«, las Barry vor. Nicht viele Leute in der Schlange sahen bedeutend älter aus.
Barry musterte die Menschenmenge, wandte sich wieder Hermeline zu und fragte: »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich zurückgehe und mir einen Maiskolben hole?«
»Ich hab’ Angst, dass du dann deinen Platz verlierst«, sagte Hermeline.
»Keine Sorge — ich drängel’ mich mit dem Essen einfach wieder dazwischen«, entgegnete Barry.
»Das hätten Sie wohl gern«, sagte ein besonders schmächtig aussehender Zwölfjähriger.
»Ach ja, Bürschchen?« sagte Barry. »Willst du mich daran hindern?«
»Barry«, sagte Hermeline. »Jetzt sei doch nicht so kindisch.«
»Ja, das will ich«, sagte der Junge. »Ich warte, bis ich was von dem Wasser getrunken habe und ungefähr achtzehn bin, einen Wachstumsschub bekomme und ungefähr fünfunddreißig Kilo zunehme, und dann können Sie was erleben.«
»Schon gut, schon gut.« Barry war nicht in der Stimmung, Spekulationen über die voraussichtliche Entwicklung dieses .Jungen anzustellen. »Blödmann«, murmelte er.
»Das hab’ ich gehört, was auch immer Sie gesagt haben«, sagte der Junge. »Machen Sie sich bereit, in ...«, er schaute auf die elektronische Anzeige vor ihnen, »siebenundvierzig Minuten bekommen Sie eine ordentliche Abreibung.«
Hermeline versuchte, Frieden zu stiften — es war wie früher in der Schule. »Und warum willst du zum Brunnen?« fragte sie den Jungen, der eifrig an einem Pickel herumpulte.
»Ich will Auto fahren lernen«, sagte er und schnipste das, was er gerade abgekratzt hatte, in Barrys Richtung.
Barry packte ihn am Kragen und hob ihn hoch. »Hör mal zu: Ich kann dir die nächsten siebenundvierzig oder jetzt sechsundvierzig Minuten deines Lebens zu einer unendlichen Qual machen«, sagte er.
»Ich weiß, wer Sie sind! Sie sind der Typ aus diesen Filmen, Bilbao Baggage!«
Der Junge begann sich zu wehren und zu brüllen. Hermeline sah, dass ein paar Wachmänner herüberschauten.
»Lass ihn runter, Barry! Sofort!« sagte sie.
Barry gehorchte. »Hermi, manchmal geht mir das echt auf die Nerven, dass du dich immer auf die Seite der Schwachen schlägst.«
»Hauptsache, wir werden nicht rausgeschmissen«, flüsterte sie eindringlich. Unterdessen versetzte der Junge Barry ein wahres Trommelfeuer von Tritten in die Wade. »Tu mir den Gefallen und ignoriere ihn.«
»Au! Ich werd’s versuchen«, sagte Barry, der bei jedem Treffer zusammenzuckte.
»Ich — hasse — Ihre — Filme!« deklamierte der Junge im Takt seiner Tritte.
» Autoalgesis «, flüsterte Barry und schwenkte dabei unauffällig seinen Zauberstab. Plötzlich verspürte der Junge jeden Tritt am eigenen Leibe.
»Au! Mist!« Mit einem Mal hatte das Spiel seinen Reiz verloren, und deshalb hörte er auf.
Während Hermi und Barry in der Schlange immer weiter vorrückten, fragten sie die Umstehenden, was sie sich von dem Brunnen versprachen. Manche wollten eher in Rente gehen, aber die meisten waren Jugendliche, die je früher je lieber Auto fahren, selbst Bier kaufen, heiraten oder sich anderen gefährlichen Beschäftigungen widmen wollten.
»Mir war gar nicht klar, dass nicht jugendfreie Filme so eine
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