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Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung

Titel: Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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Attraktion darstellen«, sagte Hermeline zu einem Mädchen namens Meredith.
    »Das kann man wohl sagen«, erwiderte diese. »Ich bin hier, damit ich eher zur Wahl gehen kann.« Hermeline lächelte. Sie hatte eine Seelenverwandte gefunden.
    Ist die beknackt, dachte Barry.
    Schließlich war er an der Reihe. Aus hygienischen Gründen durfte man nicht direkt aus dem Brunnen trinken. Eine kleine Frau, die in ihrem gestärkten weißen Kostüm einer Krankenschwester ähnelte, schöpfte mit einem Plastikbecher Wasser heraus und reichte ihn dem Wartenden. Nachdem man ausgetrunken hatte, taumelte man hinüber zu ein paar Bänken, wo man die Verwandlung durchmachte. Den Becher durfte man behalten. In der Broschüre wurde er als »robuster Humpen mit dem Logo des Parks, der Sie noch viele Jahre an Ihren Aufenthalt erinnern wird« bezeichnet. (Barry pfefferte seinen ins Gebüsch.)
    Unser Held nahm seinen Becher entgegen und nippte daran. Das Zeug war ziemlich zähflüssig.
    »Was zum Teufel ist denn da drin?« fragte er.
    »Magimucil«, sagte die Frau.
    Barry verstand nur Bahnhof.
    » Ballaststoffe . Die braucht man, wenn man älter wird.«
    Hermeline war plötzlich sehr froh, dass die nichts davon trinken musste. Sie hasste alles, dessen Konsistenz sich in der Grauzone zwischen trinkbar und essbar bewegte. Sanft nahm sie Barrys Arm und führte ihn zu den Bänken hinüber. In der Nähe flößten mehrere Parkbeamte einem runzligen alten Mann in Skater-Klamotten Wasser aus dem Jungbrunnen ein. Der Junge, der sich in der Schlange mit Barry angelegt hatte, hatte eine Überdosis erwischt. Ein Sicherheitsbeamter merkte, dass Hermeline herüberschaute.
    »Das passiert jeden Tag«, sagte er. »Er hat ein paar Freunde dazu überredet, sich für ihn anzustellen — jetzt hat er die vierfache Dosis intus. Er hat gesagt, er wolle ganz schnell groß werden, um jemanden zusammenzuschlagen. Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    Hermeline machte ein mitfühlendes Gesicht und wandte sich dann ihrem Mann zu, der mit den Fingern über die Becherwand fuhr und sich dann den Inhalt in den Mund schüttete.
    »Irx«, sagte er. »Tut sich schon was?«
    »Nichts Sichtbares jedenfalls«, sagte Hermeline. Nach fünfzehn Minuten stand sie auf und holte ihm noch eine Dosis. Jetzt, da niemand mehr in den Park gelassen und die Schlange ständig kürzer wurde, war das kein Problem mehr. Barry und Hermeline saßen ungefähr eine Stunde herum, bis sie den Park verlassen mussten, aber nichts geschah. Barry klaute dem alten Mann sogar das Skateboard und vollführte ein paar Kunststücke — ein ganz schlechtes Zeichen. Niedergeschlagen evaporierten sie und verbrachten den Abend damit, über den Atlantischen Ozean zu schweben.

    Als sie wieder in Hogwash ankamen, erwartete sie eine unangenehme Aufgabe: Sie mussten Nigel zum Nachsitzen verdonnern. Offenbar hatte er ein Mädchen, das im Zauberschwänke-Unterricht eingenickt war, mit seinem Hausgeist beworfen. Ihre heftige, um nicht zu sagen total hysterische Reaktion hatte die Klasse in ein Tollhaus verwandelt, und der ohnehin überforderte Vertretungslehrer beschloss, an Nigel ein Exempel zu statuieren — ohne zu ahnen, dass er der Sohn der Schuldirektoren war.
    Mit stolzgeschwellter Brust trat Nigel ein. Seine Mutter war entsetzt, als sie hörte, was er angestellt hatte.
    »Das war Dads Idee«, sagte Nigel mit einem maliziösen Grinsen.
    Hermeline drehte sich zu ihrem Mann um und fauchte: »Stimmt das?«
    Barry druckste ein bisschen herum. »Naja, vielleicht habe ich Nigel dazu ermutigt, das Komische an solchen Situationen zu sehen. — Du sagt, du hast ihr deinen Oktopus auf den Kopf geschmissen? Und sie wurde hysterisch, weil sie auf der Fahrt über den See von dem Kraken angefallen worden ist?«
    Nigel nickte. Vater und Sohn sogen beide verzweifelt die Wangen ein, um sich das Lachen zu verkneifen.
    Hermeline hingegen fand das gar nicht lustig. Sie zauberte eine Rute herbei, woraufhin das Lächeln von den Gesichtern der beiden verschwand — wen würde es treffen? Sie reichte sie Barry. »Da du ihm den Floh ins Ohr gesetzt hast, Schlauberger, darfst du ihn bestrafen«, sagte Hermeline. »Sechs — nein, acht. Einen für jeden von Chesterfields Armen.« Besagter Oktopus konnte das nicht mitansehen: Er spritzte ein bisschen Tinte ins Wasser, und in dem Beutel an Nigels Gürtel wurde es schwarz.
    Hermeline schnappte sich ihre Schlüssel und ihre Tasche. »Ich gehe. Den Anblick ertrage ich nicht«, sagte sie.

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