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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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heraufeilen.
    »Der Typ is stinkesauer«, rief der Kobold. »Als sich sein Astralleib durch mich durchgeschlängelt hat, wär meine Substanz fast zu Essig geworden. Mist, dass ich verkehrt rum liege… Ich würd wahnsinnig gern sehn, was hier gleich abgeht.«
    Nathanael lief zum Schrank und stemmte sich verzweifelt dagegen. Er wollte ihn vor die Tür schieben und sie verbarrikadieren, aber das Möbel war zu schwer und er hatte nicht genug Kraft. Sein Atem ging keuchend und unregelmäßig.
    »Was is’n los?«, fragte der Kobold. »Du bist doch schon ein großer Zauberer. Zitier doch was herbei, was dich rettet. Ein Afrit tut’s bestimmt. Und was is mit diesem Bartimäus, hinter dem du dauernd her bist? Wo treibt der sich rum, wenn du ihn mal brauchst?«
    Aufschluchzend ließ Nathanael vom Schrank ab und wandte sich langsam nach der Tür um.
    »Eklig, was?« Die Stimme des Kobolds triefte vor Häme. »Jetzt siehst du mal, wie das is, wenn man jemand andrem ausgeliefert is. Find dich damit ab, Kumpel – jetzt musst du alleine klarkommen. Jetzt kann dir niemand mehr helfen.«
    Es klopfte ans Dachfenster.
    Nathanael blieb vor Schreck fast das Herz stehen, doch nach kurzem Zögern drehte er sich um: Vor der Scheibe saß eine zerzauste Taube und gestikulierte wie verrückt mit beiden Flügeln. Zögernd trat Nathanael näher.
    »Bartimäus…?«
    Die Taube pickte gegen das Glas. Nathanael griff nach dem Fensterriegel…
    Ein Schlüssel knirschte. Die Tür flog krachend auf. Underwood stand unter dem Türsturz. Sein Gesicht, von einer wilden weißen Mähne aus Bart und Haaren umrahmt, war rot vor Anstrengung. Nathanaels Hand sank kraftlos herab. Er drehte sich nach seinem Meister um. Die Taube flog davon.
    Underwood brauchte eine Weile, bis er wieder zu Atem kam. »Du Unglückswurm! Wer von meinen Feinden hat dich beauftragt?«
    Nathanael schlotterte am ganzen Leib, zwang sich jedoch, ruhig dazustehen und dem Blick seines Meisters standzuhalten.
    »Keiner, Sir. Ich…«
    »Duvall? Mortensen? Lovelace?«
    Bei der Erwähnung des Letzteren verzog Nathanael verächtlich den Mund. »Keiner, Sir.«
    »Wer hat dir gezeigt, wie man einen Spiegel herstellt? Wer hat dir befohlen, mir nachzuspionieren?«
    Nathanael wurde wütend und vergaß seine Angst. »Glauben Sie mir etwa nicht?«, sagte er verächtlich. »Ich wiederhole: Niemand hat mich beauftragt!«
    »Sogar jetzt lügst du noch! Wie du willst! Sieh dich noch einmal in diesem Zimmer um – du wirst es nie wieder betreten. Wir gehen jetzt sofort in mein Arbeitszimmer, wo dir meine Kobolde so lange Gesellschaft leisten werden, bis du alles zugibst. Komm mit!«
    Nathanael zögerte, aber da war nichts zu machen. Sein Meister packte ihn mit eisernem Griff an der Schulter und stieß ihn mit Gewalt aus der Tür und die Stiege hinunter.
    Auf dem Treppenabsatz kam ihnen eine keuchende Mrs Underwood entgegengeeilt. Als sie Nathanaels missliche Lage und das zornige Gesicht ihres Mannes erblickte, riss sie erschrocken die Augen auf, sagte aber nichts dazu.
    »Arthur«, schnaufte sie, »unten ist Besuch.«
    »Ich habe jetzt keine Zeit. Der Junge…«
    »Er sagt, es sei außerordentlich dringend.«
    »Wer? Wer sagt das?«
    »Simon Lovelace, Arthur. Er ist einfach reingekommen, ich konnte ihn nicht daran hindern.

27
    Underwoods Brauen sträubten sich missmutig. »Lovelace?«, brummelte er. »Was will der denn hier? Dass der Kerl aber auch immer im unpassendsten Moment auftauchen muss! Na meinetwegen, ich komme. Und du hör endlich auf zu zappeln, Junge!« Nathanael vollführte fieberhafte Zuckungen, als wollte er sich dem Griff seines Meisters entwinden. »Du wartest in der Abstellkammer, bis ich Zeit habe, mich mit dir zu befassen.«
    »Sir…«
    »Sei still!« Underwood beförderte Nathanael quer über den Treppenabsatz. »Martha, setz für unseren Gast Teewasser auf. Ich bin gleich unten. Muss mich nur eben frisch machen.«
    »Ja, Arthur.«
    »Sir! Bitte hören Sie mir zu! Es ist wichtig! In Ihrem Arbeitszimmer…«
    »Schweig!« Underwood öffnete eine schmale Tür und stieß Nathanael in eine winzige, kalte Kammer, die mit alten Akten und Dokumenten aus dem Ministerium voll gestopft war. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, schlug der Zauberer die Tür zu und drehte den Schlüssel um. Nathanael hämmerte von innen dagegen und rief verzweifelt hinter ihm her.
    »Sir! Sir!« Keine Antwort. »Sir!«
    »Zu viel der Ehre.« Ein großer Käfer mit riesigen Zangen quetschte sich

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