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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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ist. Ich hab unten den Topf auf dem Herd und muss deinem Meister rasch etwas kochen. Iss jetzt dein Brot, mein Lieber.«
    »Ist der Meister…«
    »Er hat sich in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen und wünscht, nicht gestört zu werden. Außer wenn es Essen gibt natürlich. Offenbar ist etwas Unvorhergesehenes passiert.«
    Etwas Unvorhergesehenes… Das gab den Ausschlag. Nathanael fasste sich ein Herz. Mrs Underwood war die Einzige, der er vertrauen konnte, die Einzige, die ihn gern hatte. Ihr wollte er von dem Amulett und von Lovelace erzählen. Sie würde ihm beistehen, erst gegen Underwood, und, wenn es so weit kam, sogar gegen die Polizei. Wie, das wusste er nicht, aber sie würde bestimmt alles wieder ins rechte Lot bringen.
    »Mrs Underwood…«
    Sie winkte ab. »Jetzt nicht, John, ich hab’s eilig.«
    »Aber Mrs Underwood, ich brauche Ihre…«
    »Schluss jetzt! Ich muss nach unten.«
    Mit einem gezwungenen Lächeln ging sie hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Nathanael blickte ihr immer noch hinterher. Fast wäre er in Tränen ausgebrochen, doch dann packte ihn trotziger Zorn. War er etwa ein ungezogenes Kind, das so lange in seinem Zimmer über seine Sünden nachdenken sollte, bis andere über seine Bestrafung entschieden hatten? Nein. Er war ein Zauberer! So konnte man nicht mit ihm umspringen!
    Man hatte ihm seine gesamte Ausrüstung weggenommen. Nur der Zauberspiegel war ihm geblieben… und mit dem konnte man bloß schauen. Andererseits konnte man durch Schauen sein Wissen erweitern und Wissen war schließlich Macht.
    Nathanael biss in das belegte Brot, dessen Ränder sich schon nach oben bogen, und bereute es sofort. Er stellte den Teller weg, trat ans Dachfenster und betrachtete die gelben Lichter, die sich unter dem Nachthimmel wie ein Teppich über London breiteten. Wenn Bartimäus seinen Namen ausgeplaudert hätte, hätten ihn Underwood oder die Polizei garantiert inzwischen zur Rede gestellt. Merkwürdig. Und dann dieser ›unvorhergesehene‹ Zwischenfall… Hatte das nun etwas mit Bartimäus zu tun oder nicht?
    Bestimmt hing Underwood wieder mal am Telefon. Die Lösung lag auf der Hand: Ein bisschen Schnüffeln würde rasch für Klarheit sorgen.
    Nathanael bückte sich nach dem Zauberspiegel. »Mein Meister ist unten in seinem Arbeitszimmer. Geh nah genug ran, dass ich alles sehen kann. Außerdem hörst du gut zu und übermittelst mir alles unverzüglich Wort für Wort.«
    »Andere Leute bespitzeln, was? Tschuldigung, tschuldigung, schon okay! Deine Moralvorstellungen gehn mich nix an. Dann wolln wir mal…«
    Die Mitte der Scheibe klarte sich auf und bot einen ungetrübten Blick auf Underwoods Arbeitszimmer. Der Zauberer saß vornübergebeugt in seinem Ledersessel und stützte beide Ellbogen auf die Schreibtischplatte. In der einen Hand hielt er den Telefonhörer, mit der anderen gestikulierte er beim Reden. Der Kobold ging näher heran. Jetzt sah man, wie aufgeregt Underwood war, er schrie praktisch in den Hörer.
    Nathanael klopfte auf die Scheibe. »Was sagt er?«
    Die Stimme des Kobolds setzte mitten im Satz ein. Zwischen Underwoods Lippenbewegungen und dem Ton entstand eine leichte Verzögerung, aber Nathanael sah, dass der Kobold tatsächlich alles wortwörtlich wiedergab. »…mir da erzählen? Alle drei sind entkommen? Es hat zahlreiche Opfer gegeben? Das ist ja unerhört! Dafür müssen Whitwell und Duvall geradestehen! Ja, allerdings, ich rege mich auf, Grigori, das wirft mich in meinen Ermittlungen weit zurück. Ich wollte ihn selber verhören. Ja, ich. Weil ich nämlich ganz sicher bin, dass er etwas mit den Diebstählen zu tun hat… das hier ist nur die nächste Stufe. Es ist stadtbekannt, dass Pinn die besten Artikel am Lager hat. Bestimmt wollte er etwas stehlen… Ja, genau, das heißt, dass ein Zauberer dahintersteckt… Ich gebe zu, das ist unwahrscheinlich… trotzdem, in meinen Augen war es die vielversprechendste Spur… die einzige Spur, um ehrlich zu sein, aber was soll ich machen, wenn man mir die Gelder sperrt? Hat man wenigstens festgestellt, wer die drei überhaupt sind? Wie? Nicht mal das? Na, das ist für Jessica eine schwere Schlappe – dann hat die ganze Angelegenheit, so betrüblich sie ist, wenigstens ein Gutes… Ja, davon gehe ich aus. Ach, noch etwas anderes, Grigori, ich wollte dich in einer persönlichen Angelegenheit um Rat fragen…«
    An dieser Stelle brach der Kommentar des Kobolds ab, obwohl Underwood

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