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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Ordnung.«
    »Ich bin ein Dschinn.«
    »Ist ja gut! Wo ist die Kuppel?«
    »Da drüben im Wald. Im Moment auf der sechsten Ebene, aber sie wechselt bestimmt gleich wieder den Standort.«
    »Die machen es uns ja ganz schön schwer.«
    »Dazu sind Sicherheitsvorkehrungen da.«
    Er war vor lauter Müdigkeit grau im Gesicht, aber immer noch voll bei der Sache. »Also – wir wissen jetzt, wie wir es anstellen müssen. Das Tor da ist ganz offensichtlich der offizielle Eingang – die einzige Öffnung in den Schutzkuppeln. Dort werden die Besucher und ihre Ausweise überprüft. Wenn wir da durchkommen, sind wir drin.«
    »Und werden festgenommen und umgebracht«, sagte ich. »Hurra.«
    »Die Frage ist bloß«, fuhr er fort, »wie wir da durch kommen…«
    Er saß lange da, beschirmte die Augen mit der Hand und sah zu, wie die Sonne hinter den Bäumen versank und sich kühle, grünliche Schatten auf die Felder legten. In unregelmäßigen Abständen tauchten Wächter auf, die nach einer Weile spurlos verschwanden (wir waren zu weit weg, um den Schwefel zu riechen).
    Ein fernes Brummen lenkte unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Zufahrtsstraßen. Auf der einen, die sich bis zum Horizont erstreckte, kam etwas angebraust, das von weitem wie eine schwarze Streichholzschachtel aussah. Der Wagen eines Zauberers raste zwischen den Hecken hindurch und hupte herrisch vor jeder Kurve. Er näherte sich der Kreuzung, fuhr langsamer, hielt an und bog – nachdem sich der Fahrer vergewissert hatte, dass sonst niemand kam – nach rechts auf die Zufahrtsstraße von Heddleham Hall ein. Als der Wagen auf das Tor zufuhr, stoben zwei Wächter über die dämmrigen Felder in seine Richtung. Ihre langen Gewänder flatterten wie zerlumpte Bettlaken hinter ihnen her. Über den Hecken am Straßenrand verlangsamten sie ihr Tempo und hielten in einigem Abstand mit dem Auto Schritt, das kurz danach das Tor zwischen den Eichen erreicht hatte. Unter den Bäumen war es schon ziemlich dunkel, deshalb konnte man nur schlecht erkennen, was nun vor sich ging. Der Wagen hielt vor dem Tor. Die Wächter blieben hinter den Bäumen. Schließlich fuhr der Wagen durch den Torbogen und war nicht mehr zu sehen. Das Motorengedröhn verklang in der Abendluft. Die Wächter flatterten zurück auf die Felder.
    Der Junge lehnte sich zurück und reckte sich. »Na also«, sagte er, »jetzt wissen wir, wie’s geht.«

35
    Die Kreuzung war für einen Hinterhalt am besten geeignet. Wegen der Unfallgefahr mussten die ankommenden Fahrzeuge langsamer fahren, noch dazu war die Kreuzung durch das Dickicht aus Eichen und Lorbeerbäumen, in dem man sich gut auf die Lauer legen konnte, von der Einfahrt nach Heddleham abgeschirmt.
    Demzufolge begaben wir uns am späten Abend dorthin. Der Junge schlurfte an den Hecken entlang und ich flatterte in Fledermausgestalt vor ihm her.
    Kein Wächter materialisierte sich vor uns, kein Späher flog über unsere Köpfe. An der Kreuzung verkroch sich der Junge im Unterholz am Fuß der höchsten Eiche und ich hängte mich kopfüber an einen Ast und hielt Wache.
    Mein Herr schlief, jedenfalls versuchte er es. Ich dagegen lauschte dem Konzert der Nacht: dem flüchtigen Huschen von Eulen und Nagetieren, dem Rascheln der Futter suchenden Igel, den rastlos umherstreifenden Dschinn. In den frühen Morgenstunden riss die Wolkendecke auf und man sah die Sterne. Ich fragte mich, ob Lovelace wohl auf dem Dach des Herrenhauses stand und ihre Konstellation las – und was sie ihm verriet. Es wurde immer kälter. Auf den Feldern glitzerte Raureif.
    Plötzlich fiel mir ein, dass meinem Herrn furchtbar kalt sein musste.
    Diese Vorstellung stimmte mich heiter. Doch ungefähr nach einer Stunde kam mir ein anderer Gedanke. Und wenn er nun in seinem Unterschlupf erfror? Das wäre überhaupt nicht lustig, denn dann war ich für alle Ewigkeit in der Tabaksdose eingekerkert. Schweren Herzens segelte ich im Spiralflug abwärts ins Gebüsch und machte mich auf die Suche nach ihm.
    Gegen meinen Willen war ich erleichtert, dass er noch lebte, auch wenn er schon ziemlich blau im Gesicht war. Er hockte in seinen Mantel gehüllt unter einem Blätterhaufen und bibberte so sehr, dass die Blätter raschelten.
    »Ein bisschen Wärme gefällig?«, raunte ich.
    Er bewegte den Kopf. Es war schwer zu entscheiden, ob es ein Schaudern oder ein Schütteln war.
    »Nein?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    Seine Kiefer waren so verkrampft, dass er kaum die Zähne auseinander brachte. »Das lockt

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