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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Zauberer sind von Natur aus Parasiten. In Kulturkreisen, in denen sie an der Macht sind, machen sie sich auf Kosten ihrer Mitbürger einen lauen Lenz. Wendet sich das Blatt, sodass sie ihre Macht einbüßen und sich ihr Brot selbst verdienen müssen, verwandeln sie sich bald in jämmerliche Existenzen, die einem johlenden Kneipenpublikum harmlose Beschwörungen vorführen, um ein bisschen Kleingeld zusammenzuschnorren.)
    »Ach nein?«, konterte er. »Zauberer ist der vornehmste Beruf, den es gibt. Nur dank unserer Fähigkeiten und persönlichen Opfer versinkt das Land nicht im Chaos. Diese Dummköpfe sollten dankbar sein, dass es uns gibt.«
    »Du meinst, dankbar für Leute wie Lovelace?«
    Er warf mir einen bösen Blick zu, sagte aber nichts mehr. Es war schon später Nachmittag, als es zum ersten Mal brenzlig wurde. Mein Herr bekam zunächst nur mit, dass ich mich auf ihn warf und uns beide in einen flachen Straßengraben verfrachtete. Ich drückte ihn ein bisschen fester zu Boden als nötig.
    »Waff foll daff?«, schnaufte er, den Mund voller Erde.
    »Psst. Da drüben fliegt eine Streife. Kurs Nord-Süd.«
    Ich zeigte auf eine Lücke in der Hecke. In weiter Ferne sah man einen kleinen Starenschwarm.
    Er spuckte gründlich aus. »Ich seh nichts.«
    »Ab der fünften Ebene aufwärts sind es Foliot. 91
(Eine Spezies mit fünf Augen: zwei im Kopf, zwei in den Flanken, und eins… also sagen wir mal so, es ist ziemlich schwer, sich von hinten an einen anzuschleichen, wenn er gerade mit den Fingerspitzen die Zehen berührt. )
Kannst du mir ruhig glauben. Ab jetzt müssen wir aufpassen.«
    Die Stare verschwanden Richtung Süden. Ich stand langsam auf und ließ den Blick über den Horizont wandern. Ganz in der Nähe markierte eine weit auseinander gezogene Baumreihe die Ausläufer eines Wäldchens. »Von der Straße halten wir uns besser fern«, sagte ich, »dort kann man uns zu gut sehen. Wenn es dunkel wird, können wir näher ans Haus ran.« Mit größter Vorsicht zwängten wir uns durch die Hecke, huschten an einem Feldrain entlang und erreichten endlich den relativen Schutz der Bäume. Sämtliche Ebenen waren unbedenklich.
    Wir brachten das Wäldchen ohne weitere Zwischenfälle hinter uns, machten am anderen Ende Halt und sahen uns um. Der Boden vor uns war leicht abschüssig, sodass wir die sattbraunen herbstlichen Äcker mit ihren breiten Furchen gut überblicken konnten.
    Etwa anderthalb Kilometer entfernt, endeten die Felder vor einer verwitterten, baufälligen Mauer. Diese Mauer und eine Gruppe niedriger, dunkler Kiefern bildeten zugleich die Grenze des Anwesens.
    Auf der fünften Ebene wölbte sich über den Kiefern eine hohe, rote Kuppel. Dann verschwand sie auf einmal und nach einer kleinen Weile erschien ein Stück weiter weg auf der sechsten Ebene eine zweite, bläuliche.
    Zwischen den Bäumen war der Umriss eines hohen Torbogens zu erahnen – möglicherweise der offizielle Zugang zum Grundstück. Dahinter verlief eine schmale Straße schnurgerade durch die Felder und mündete knapp einen Kilometer von unserem Standort entfernt bei einer Gruppe Eichen in eine Kreuzung, wo sie auf den unbefestigten Weg traf, dem wir ein Stück gefolgt waren. Wohin die beiden anderen Routen nach der Kreuzung führten, war nicht zu erkennen.
    Die Sonne war noch nicht ganz hinter den Bäumen verschwunden und der Junge blinzelte ins Abendrot. »Ist das da ein Wächter?« Er zeigte auf einen Baumstumpf auf halbem Weg zur Kreuzung. Auf dem Baumstumpf hockte etwas Dunkles, Verschwommenes, das eine regungslose Gestalt sein mochte.
    »Ja«, sagte ich. »An dem dreieckigen Acker da drüben hat sich eben noch einer materialisiert.«
    »Huch! Der erste ist wieder weg.«
    »Ich sag’s ja, sie materialisieren sich völlig unberechenbar. Man weiß nie, wo sie als Nächstes auftauchen. Siehst du die Kuppel da?«
    »Nein.«
    »Deine Linsen sind totaler Schrott.«
    Der Junge fluchte. »Ich kann eben nicht so gut sehen wie du, Dämon. Wo ist die Kuppel?«
    »Sag ich nicht. Mit deinem Gefluche erreichst du bei mir gar nichts.«
    »Lass den Quatsch! Es ist wichtig.«
    »Der Dämon sagt jetzt überhaupt nichts mehr.«
    »Wo ist sie?«
    »Pass auf, wo du mit dem Fuß aufstampfst. Du bist irgendwo reingetreten.«
    »Los, sag’s mir!«
    »Ich wollte das Thema schon längst mal ansprechen. Ich kann es nicht leiden, wenn mich jemand Dämon nennt, verstanden?«
    Er holte tief Luft. »Von mir aus.«
    »Nur damit du Bescheid weißt.«
    »In

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