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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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meiner Wege.
    Die Kinder kamen hinterher.
    An der nächsten Bude bekam ich sie wieder zu Gesicht. Sie versteckten sich hinter einem Stand mit Zuckerwatte. Es war eine ganze Bande, vielleicht fünf oder sechs, genau konnte ich es nicht erkennen. Was hatten sie vor? Jemanden zu überfallen und auszurauben? Wenn ja, warum dann ausgerechnet mich? Dafür gab es hier massenhaft vielversprechendere Kandidaten. Um die Probe aufs Exempel zu machen, hängte ich mich an einen kleinen, wohlhabend aussehenden Touristen mit einer riesigen Kamera und einer dicken Brille. Hätte ich jemanden beklauen wollen, wäre er mein erstes Opfer gewesen. Aber als ich mich wieder von ihm entfernte und in Schlangenlinien durch das Gewühl schob, folgten mir die Kinder immer noch.
    Merkwürdig. Und lästig. Ich wollte mich nicht schon wieder verwandeln und wegfliegen, dazu war ich zu müde, ich wollte einfach nur meine Ruhe haben. Bis zum Morgen waren es noch ein paar Stunden.
    Ich legte einen Schritt zu – die Kinder ebenfalls. Bevor wir zur dritten Runde um den Platz ansetzten, wurde es mir zu bunt. Zwei Polizisten beobachteten unser Treiben schon eine ganze Weile und würden uns bestimmt bald anhalten, schon allein, damit ihnen nicht schwindlig wurde. Höchste Zeit abzuhauen. Ganz gleich, was die Kinder im Schilde führten, ich konnte es mir nicht leisten, noch mehr Aufsehen zu erregen.
    Ganz in der Nähe war ein U-Bahnhof. Ich sprintete die Treppe hinunter, rannte am Eingang zum Bahnsteig vorbei und kam auf der anderen Straßenseite gegenüber vom Trafalgar Square wieder heraus. Von den Kindern keine Spur, vielleicht waren sie noch im U-Bahnhof. Das war meine Chance. Ich flitzte an einem Buchladen vorbei um eine Ecke und verdrückte mich in eine kleine Seitenstraße. Dort kauerte ich mich zwischen ein paar Mülltonnen und wartete ab.
    An der Straßenmündung fuhren ein paar Autos vorbei. Niemand war mir gefolgt.
    Ich gestattete mir ein kurzes Grinsen. Ich dachte, ich hätte sie abgeschüttelt.
    Irrtum.

7
    Der dunkelhäutige Knabe schlenderte durch das Gässchen, bog ein paarmal rechts ab und kam in einer der vielen Straßen heraus, die sternförmig vom Trafalgar Square abgingen. Beim Gehen überarbeitete ich meinen Plan.
    Trafalgar Square konnte ich vergessen. Zu viele aufdringliche Rotznasen. Aber wenn ich einen Unterschlupf in der Nähe des Platzes fand, hätten es die Suchkugeln immer noch schwer, die Schwingungen des Amuletts auszumachen. Vielleicht konnte ich mich bis zum Morgen hinter ein paar Abfalltonnen verstecken. Etwas Besseres fiel mir nicht ein. Ich war einfach zu erschöpft, um mich noch einmal in die Lüfte zu schwingen.
    Außerdem musste ich nachdenken.
    Der übliche Schmerz hatte sich wieder eingestellt und puckerte in Brust, Magen und Knochen. Es war nicht gesund, so lange in einem Körper eingeschlossen zu sein. Ich werde nie begreifen, wie die Menschen das aushalten, ohne dabei durchzudrehen. 20
(Aber es erklärt einiges.)
    Ich stapfte durch die dunkle, kalte Straße und beobachtete, wie mein Spiegelbild auf den blank gewienerten Schaufensterscheiben neben mir herhuschte. Der Junge hatte die Schultern gegen den Wind hochgezogen und die Hände tief in den Jackentaschen vergraben. Seine Turnschuhe schlurften über den Asphalt und seine Haltung drückte unmissverständlich meine Verärgerung aus. Bei jedem Schritt schlug mir das Amulett gegen die Brust. Hätte es in meiner Macht gestanden, ich hätte es abgerissen, in die nächste Mülltonne gepfeffert und mich stinksauer entmaterialisiert. Doch ich war nun mal an den Befehl des Bengels gebunden 21
(Es ist schon vorgekommen, dass ein Geist versucht hat, einen Befehl zu verweigern. Bei einer denkwürdigen Gelegenheit war Asmoral dem Beherzten von seinem Herrn befohlen worden, die Dschinnijah Ianna zu vernichten. Aber Ianna war Asmorals langjährige und engste Verbündete und die beiden verband eine tiefe Zuneigung. Trotz der immer dringlicheren Befehle seines Herrn weigerte sich Asmoral zu gehorchen. Obwohl seine Willenskraft der Herausforderung durchaus gewachsen war, war seine Substanz leider unauflöslich an die Befehle des Zauberers gebunden. Da er nicht nachgab, wurde er nach kurzer Zeit buchstäblich entzweigerissen. Bei der Materieexplosion wurde der Zauberer getötet und sein Palast sowie ein ganzer Außenbezirk von Bagdad zerstört. Aus diesem tragischen Vorfall zogen die Zauberer die Lehre, unsereinem niemals einen direkten Angriff auf einen gegnerischen Geist zu

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