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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Blut verfeindeten Zauberer links liegen gelassen. London war ein gefährliches Pflaster für jeden, der auch nur eine minimale magische Ausbildung genossen hatte, schließlich konnte man dadurch nützlich und/oder gefährlich sein – und das machte einen wiederum zur Zielscheibe anderer Zauberer.)
Staunende Touristen aus USA und Japan wühlten eifrig in Bergen bunter Steine und falscher Juwelen, versuchten, sich an die Sternzeichen ihrer Verwandten zu erinnern und ließen sich dabei von den unermüdlichen Verkäufern voll quasseln. Von den Blitzlichtern der Fotoapparate mal abgesehen, fühlte ich mich ins alte Karnak zurückversetzt: Es war ein einziges Feilschen und Schachern, Freudenrufe ertönten, fröhliche Gesichter, wohin man auch blickte – ein zeitloses Panorama der Habgier und der Leichtgläubigkeit.
    Aber nicht alles war Schnickschnack. Hier und dort standen Männer mit ernsten Gesichtern vor kleinen Zelten mit geschlossenen Planen. Besucher wurden nur einzeln eingelassen. Offenbar befanden sich darin Gegenstände von echtem Wert, denn bei jedem dieser Stände hielten sich kleine Wächter in verschiedenen unauffälligen Erscheinungsformen auf, zumeist in Taubengestalt. Vorsichtshalber machte ich einen Bogen um sie.
    Auch ein paar Zauberer schlenderten zwischen den Touristen umher. Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass sie etwas kaufen wollten, eher gehörten sie zur Spätschicht der Behörden in Whitehall und wollten ein bisschen frische Luft schnappen. Einer (im eleganten Anzug) wurde auf der zweiten Ebene von einem Kobold begleitet, die anderen (nachlässiger gekleideten) folgten einfach nur dem verführerischen Duft von Räucherstäbchen, Schweiß und Kerzenwachs.
    Die Polizei war ebenfalls vertreten: mehrere gewöhnliche Wachtmeister sowie eine Hand voll behaarter Männer mit scharf geschnittenen Gesichtern von der Nachtpolizei, die gerade so viel Präsenz zeigten, dass niemand Ärger machte.
    Rund um den Platz kreisten die Lichter der Limousinen, in denen sich Minister und andere Zauberer von ihren Büros im Parlament zu ihren Clubs im noblen Stadtviertel St. James’s chauffieren ließen. Ganz in der Nähe befand sich das Zentrum einer riesigen Machtmaschinerie, die ein Weltreich in Schwung hielt. Wenn ich Glück hatte, würde man mich hier bis zum Morgen nicht aufstöbern.
    Vielleicht aber doch.
    Ich stand gerade vor einem besonders ramschigen Stand und betrachtete das Angebot, als mich das unangenehme Gefühl beschlich, dass ich beobachtet wurde. Ich wandte unauffällig den Kopf und ließ den Blick über das Gewimmel schweifen. Eine gesichtslose Masse. Ich prüfte die Ebenen durch. Keine verdeckten Gefahren. Eine träge, schwerfällige Menge, ausnahmslos stumpfsinnig und menschlich. Ich wandte mich wieder dem Stand zu und griff geistesabwesend nach Mein ZauberspiegelTM, einem wertlosen Stück Glas, das in einen rosafarbenen Plastikrahmen geklebt und mit albernen Zauberstäben, schwarzen Katern und spitzen Hüten verziert war.
    Da – schon wieder! Ich drehte mich rasch um. Durch eine Lücke im Gewühl erspähte ich eine kleine, dicke Zauberin, eine Schar Kinder, die um eine Bude herumlungerte, und einen Polizisten, der ihnen misstrauisch zusah. Keiner von ihnen schien sich auch nur einen Deut für mich zu interessieren, aber ich wusste genau, dass ich mich nicht geirrt hatte. Beim nächsten Mal würde ich darauf vorbereitet sein. Ich tat so, als betrachtete ich den Spiegel mit größtem Interesse. »Ein sensationelles Souvenir aus London, der Welthauptstadt der Magie!«, verkündete das Etikett auf der Rückseite reißerisch. »Made in Taiw…«
    Wieder dieses Gefühl. Ich wirbelte schneller als eine Katze herum und – Volltreffer! Ich hatte die Gaffer erwischt, und zwar frontal. Es waren zwei, ein Junge und ein Mädchen, inmitten der schnatternden Halbwüchsigen. Sie konnten sich nicht mehr rechtzeitig wegdrehen. Der Junge war fünfzehn oder sechzehn und die Akne hatte bereits beträchtliche Partien seines Gesichts erobert. Das Mädchen war jünger, aber sein Blick war kalt und hart. Ich erwiderte ihn. Was hatte ich schon zu befürchten? Schließlich waren sie bloß Menschen. Sie konnten meine wahre Natur nicht erkennen. Sollten sie doch glotzen.
    Irgendwann hielten sie es nicht mehr aus und schauten weg. Ich zuckte die Achseln und wandte mich zum Gehen. Der Mann in der Bude hüstelte vernehmlich. Behutsam legte ich Meinen Zauberspiegel TM zurück, grinste den Verkäufer breit an und ging

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