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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Aber wenn du willst, kriegst du eine ordentliche Abreibung. Dabei holst du dir nicht nur ein paar blaue Flecken, sondern du kannst Gift drauf nehmen, dass ich irgendwie die Nachtpolizei alarmiere, und dann ist hier die Hölle los. Und mit denen willst du doch bestimmt keine Scherereien, oder?«
    Diesmal schien sie erschrocken zu sein. Ich baute meinen Vorteil sofort aus.
    »Sei nicht kindisch«, fuhr ich fort. »Überleg doch mal. Du willst mir einen sehr mächtigen Gegenstand abnehmen, der einem grausamen Zauberer gehört. Wenn du das Ding auch nur anfasst, zieht er dir das Fell über die Ohren.«
    Ich weiß nicht, ob es an dieser Drohung lag oder daran, dass ich die Kleine als kindisch bezeichnet hatte, jedenfalls hatte ich mein Gegenüber aus der Fassung gebracht. Sie zog einen Flunsch.
    Versuchsweise bewegte ich einen Ellbogen. Der betreffende Junge grunzte und packte meinen Arm noch fester.
    Ein paar Straßen weiter war eine Sirene zu hören. Das Mädchen und sein Schlägertrupp spähten verunsichert die dunkle Gasse hinunter. Ein paar Regentropfen fielen auf den Bürgersteig.
    »Jetzt reicht’s«, sagte das Mädchen und trat ein paar Schritte auf mich zu.
    »Sieh dich vor«, warnte ich sie.
    Sie streckte die Hand nach mir aus und ich öffnete ganz langsam den Mund. Sie griff nach meiner Kette.
    Urplötzlich war ich ein Nilkrokodil mit aufgerissenem Rachen und schnappte nach ihren Fingern. Das Mädchen schrie auf und zog blitzschnell den Arm zurück, meine scharfen Zähne verfehlten ihre Finger um Haaresbreite. Ich schnappte noch einmal nach ihr und warf mich dabei im Griff der drei Jungen wild hin und her. Das Mädchen kreischte auf, rutschte aus, plumpste in einen Müllhaufen und hätte dabei fast einen seiner beiden Leibwächter umgerissen. Meine unvermutete Verwandlung versetzte meine drei Bewacher in Erstaunen, besonders den, der beide Arme um meinen breiten, schuppigen Leib schlang. Sein Griff hatte sich gelockert, doch die beiden anderen hielten mich immer noch fest. Mein langer, harter Schwanz peitschte nach rechts und links und erwischte zwei Dickschädel, deren Hirn, falls sie überhaupt eines besaßen, tüchtig durchgeschüttelt wurde. Vor lauter Schreck ließen sie mich los.
    Einer der beiden Leibwächter des Mädchens hatte sich wieder erholt. Er griff in seine Jacke und zog etwas Glänzendes hervor.
    Als er es warf, wechselte ich abermals die Gestalt.
    Die rasche Verwandlung von groß (Kroko) zu klein (Fuchs) war geschickt gewählt, wenn ich mich mal selbst loben darf. Die drei Paar Hände, die sich eben noch an schrundigen Schuppen wund gescheuert hatten, griffen plötzlich ins Leere, und ein kleines rotes Bündel aus Fell und Krallen glitt durch ihre tastenden Finger auf den Boden. Im selben Augenblick sauste ein silbern blitzendes Geschoss durch die Luft und bohrte sich dort, wo eben noch die Krokodilkehle gewesen war, in die Metalltür.
    Der Fuchs schlitterte über das glitschige Gassenpflaster.
    Von vorn gellte ein schriller Pfiff. Der Fuchs rannte noch schneller. Scheinwerfer zuckten und fingerten über Türen und Mauerwerk. Eilige Schritte hasteten hinter den Lichtern her. Das kam mir gerade recht. Die Nachtpolizei war im Anmarsch.
    Als ein Scheinwerferkegel in meine Richtung schwenkte, sprang ich mit einem anmutigen Satz ins offene Maul einer Plastiktonne, und verschwunden waren Kopf, Körper und buschiger Schwanz. Der Lichtstrahl strich über die Tonne und weiter die Gasse entlang.
    Jetzt kamen Männer angerannt, riefen laut durcheinander, bliesen in ihre Trillerpfeifen und hielten auf den Hauseingang zu, in dem ich das Mädchen und seine Kumpane zurückgelassen hatte. Es folgten ein Knurren, ein scharfer Geruch, und etwas, das ein großer Hund sein mochte, jagte hinter ihnen in die Nacht hinein.
    Die Geräusche verhallten. Behaglich zwischen einer leckenden Müll-tüte und einer säuerlich müffelnden Kiste mit leeren Flaschen zusammengerollt, lauschte der Fuchs mit gespitzten Ohren. Das Rufen und Pfeifen wurde immer leiser und verschwommener, und dem Fuchs kam es vor, als vermischten sich sämtliche Klänge zu einem aufgeregten Geheul.
    Bald war auch das verstummt. Stille herrschte in der Gasse.
    Endlich allein, bettete sich der Fuchs auf dem Unrat zur Ruhe.

Nathanael
8
    Arthur Underwood war ein Zauberer von mittlerem Rang und arbeitete im Ministerium für Innere Angelegenheiten. Er war ein zuweilen recht streitsüchtiger Einzelgänger und wohnte mit seiner Frau Martha in einem hohen

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