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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Saal eingefunden hatten.
    Mit jugendlichem Schwung sprang Rupert Devereaux auf die Bühne.
    »Meine Damen und Herren, verehrte Minister, ich freue mich sehr, Sie heute Abend hier begrüßen zu dürfen…« Er hatte eine angenehme, tiefe, aber energische Stimme und sprach mit selbstverständlicher Autorität. Spontaner Jubel und Beifall brandeten auf. Mrs Underwood hätte vor lauter Aufregung fast ihr Champagnerglas fallen lassen. Auch Nathanael applaudierte begeistert.
    »Eine Regierungserklärung ist für mich immer eine besonders erfreuliche Aufgabe«, fuhr Devereaux fort. »Schon deswegen, weil ich bei diesen Anlässen stets so vielen wunderbaren Menschen begegne…« Noch mehr Beifallsrufe und Jubel ließen das Gebälk der altehrwürdigen Halle erzittern. »Vielen, vielen Dank. Ich freue mich außerordentlich, Ihnen heute Erfolge an allen Fronten vermelden zu können, sowohl hier bei uns als auch im Ausland. Ich gehe gleich näher ins Detail, aber ich darf Ihnen schon verraten, dass unsere Truppen die italienischen Rebellen bei Turin zum Stehen gebracht haben und sich jetzt für den Winter eingraben. Obendrein haben unsere Gebirgsjäger ein tschechisches Expeditionskorps aufgerieben…« Seine Stimme wurde kurz von Applaus übertönt. »…und eine ganze Reihe feindlicher Dschinn vernichtet.«
    Er machte eine kleine Pause. »An der Heimatfront wurde erneut Besorgnis hinsichtlich weiterer kleinerer Diebstähle in London geäußert: Allein in den letzten Wochen wurden mehrere magische Gegenstände als gestohlen gemeldet. Wir wissen alle, dass es sich um das Treiben einer Hand voll Verräter handelt, lächerlicher, unbedeutender Taugenichtse. Gleichwohl müssen wir der Sache Herr werden, damit es ihnen andere Gewöhnliche, unvernünftig, wie sie nun mal sind, nicht nachmachen. Deshalb werden wir zu drastischen Maßnahmen greifen, um diesem Vandalismus Einhalt zu gebieten. Von nun an werden alle mutmaßlichen Umstürzler ohne vorheriges Gerichtsverfahren inhaftiert. Ich bin sicher, dass das Ministerium für Innere Angelegenheiten mithilfe dieser zusätzlichen Befugnis die Rädelsführer schon bald hinter Schloss und Riegel bringen wird.«
    In diesem Stil ging die Ansprache weiter, immer wieder durch den Applaus der begeisterungsfähigen Zuhörerschaft unterbrochen. Der magere Gehalt der Rede verwässerte rasch zu einer Anhäufung sich ständig wiederholender Plattitüden über die Verdienste der Regierung und die Ruchlosigkeit ihrer Feinde. Irgendwann wurde es Nathanael langweilig, er spürte förmlich, wie sich sein Gehirn beim angestrengten Zuhören allmählich in Grütze verwandelte. Schließlich gab er es auf und sah sich lieber etwas um.
    Wenn er sich halb umdrehte, konnte er durch eine offene Tür auf die Terrasse hinausblicken. Durch die Marmorbalustrade sah man das schwarze Band der Themse, das hier und dort im Widerschein der gelben Lichter vom Südufer aufblinkte. Der Fluss stand hoch und strömte unter der Westminster Bridge hindurch in Richtung Docklands und Meer.
    Offenbar war noch jemand zu dem Schluss gelangt, dass die Rede unerträglich weitschweifig war, und hatte sich auf die Terrasse gerettet. Nathanael sah ihn am Rand des breiten Lichtstreifens stehen, der durch die Saaltür nach draußen fiel. Entweder war es ein ziemlich unhöflicher Gast, der dem Premierminister so schnöde den Rücken kehrte, oder aber, was wahrscheinlicher war, es handelte sich um einen Sicherheitsbeamten.
    Nathanaels Gedanken schweiften ab. Er stellte sich den Schlamm auf dem Grund der Themse vor. Bestimmt war Bartimäus’ Tabaksdose schon fast darin versunken, für alle Zeiten verloren und vergessen im strömenden Dunkel.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass der Mann auf der Terrasse eine jähe, entschlossene Bewegung machte, als zöge er etwas Großes aus seiner Jacke oder seinem Mantel.
    Nathanael kniff angestrengt die Augen zusammen, doch die Dunkelheit verbarg den Unbekannten. Hinter sich hörte er immer noch die honigsüße Stimme des Premierministers. »…wir leben in einer Epoche der Stabilisierung, liebe Freunde. Wir sind die bedeutendste magische Elite der Welt. Wir sind unübertroffen…«
    Der Unbekannte näherte sich der Terrassentür.
    Nathanaels Linsen registrierten ein farbiges Aufblitzen, etwas, das mehr als eine Ebene umfasste…
    »…wir müssen dem Beispiel unserer Vorfahren folgen und danach trachten…«
    Nathanael überlegte, ob er etwas sagen sollte, doch ihm klebte die Zunge am Gaumen.
    Der

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