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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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andere, wenn es sich irgend vermeiden lässt.« Nathanael setzte sich Richtung Tor in Bewegung. »Die Behörden dürfen nicht erfahren, dass wir hier sind, deshalb dürfen wir nicht auffallen. Das bedeutet: keine Gewalt und keine offenkundige Magie. Kapiert?«
    »Aber hallo!« Der Dschinn grinste breit und fiel mit Nathanael in Gleichschritt. »Du kennst mich doch!«

Kitty
25
    Am Morgen des großen Raubzugs eilte Kitty um fünf vor halb zehn durch eine Nebenstraße im Londoner Westend. Sie hatte ein flottes Tempo angeschlagen, trabte fast im Dauerlauf; der Bus war auf der Westminster Bridge im Verkehr stecken geblieben und sie war spät dran. Auf ihrem Rücken hüpfte ein kleiner Rucksack, das Haar flatterte hinter ihr her.
    Punkt halb zehn stand eine zerzauste, schnaufende Kitty am Bühneneingang des Coliseum-Theaters, drückte behutsam gegen die Tür und stellte fest, dass sie nicht verschlossen war. Sie warf noch einen letzten Blick auf die mit Abfall übersäte Straße, konnte nichts Verdächtiges entdecken und schlüpfte in das Gebäude.
    Drinnen fand sie sich in einem tristen, schmuddeligen Korridor wieder, voll mit Eimern und obskuren Holzkonstruktionen, die vermutlich zum Bühnenbild gehörten. Das verschmierte Fenster ließ kaum Licht herein, die abgestandene Luft roch nach frischer Farbe.
    Am anderen Ende war noch eine Tür. Den auswendig gelernten Anweisungen folgend, ging Kitty leise darauf zu und betrat den dahinter liegenden Raum voller unauffälliger, mit Kostümen behängter Kleiderständer. Hier war es noch stickiger. Auf einem Tisch lagen die Reste einer Mittagsmahlzeit: angebissene Sandwiches, ein paar Kartoffelchips, halb leere Kaffeebecher. Kitty betrat den nächsten Raum, in dem es ganz anders aussah: Auf dem Boden lag ein schwerer Teppich, die Wände waren tapeziert. Es roch schwach nach Zigarettenrauch und Schuhcreme. Sie befand sich im Pausenfoyer, in der Nähe des eigentlichen Eingangs.
    Sie blieb stehen und horchte. Im ganzen Gebäude war kein Laut zu hören.
    Und doch wartete irgendwo weiter oben jemand auf sie.
    Erst an diesem Morgen hatte sie inmitten hektischer Vorbereitungen ihre Anweisungen entgegengenommen. Mr Pennyfeather hatte den Laden für diesen Tag geschlossen und sich in seinen Lagerraum zurückgezogen, um die Ausrüstung für die Aktion zusammenzustellen. Alle anderen waren ebenfalls beschäftigt, suchten sich dunkle Kleidung heraus und schliffen das Werkzeug. Fred übte sich in der Abgeschiedenheit des Kellers im Messerwerfen. Mr Hopkins hatte Kitty den Weg zum Coliseum beschrieben. Laut Hopkins hatte der geheimnisvolle Gönner das leer stehende Theater als angemessen neutralen Treffpunkt ausgewählt, an dem sich Zauberer und Gewöhnliche von Gleich zu Gleich begegnen konnten. Kitty sollte dort die für den Einbruch in Gladstones Gruft erforderlichen Informationen einholen.
    Trotz gewisser Vorbehalte hinsichtlich der ganzen Unternehmung verfehlte der Name seine Wirkung auf Kitty nicht. Gladstone. Seine Heldentaten und seine überragende Persönlichkeit waren in zahllosen Legenden verewigt. Er war ein Freund des Volkes, der Schrecken aller Feinde… Sein Grab zu schänden, war ein so ungeheuerliches Unterfangen, dass Kitty den Gedanken kaum zu Ende denken konnte. Und doch, falls es ihnen tatsächlich gelingen sollte, falls sie beladen mit den Schätzen des Staatsgründers zurückkehrten… welche Wundertaten vermochte der Widerstand dann zu vollbringen!
    Für den Fall, dass die Unternehmung fehlschlug, machte sich Kitty keine Illusionen. Dann würde sich die Gruppe unweigerlich auflösen. Pennyfeather war alt. Trotz seines leidenschaftlichen Hasses auf die Zauberer schwanden seine Kräfte zusehends. Ohne sein strenges Regiment würde die Gruppe zerfallen und die einzelnen Mitglieder würden ihr voriges tristes Leben unter der Knute der Zauberer wieder aufnehmen. Wenn es ihnen aber gelang, die Kristallkugel und die magische Geldbörse zu erbeuten – was dann? Vielleicht wendete sich dann das Blatt und sie konnten neue Anhänger für ihre Sache gewinnen. Die bloße Vorstellung ließ Kittys Herz höher schlagen.
    Aber erst einmal musste sie sich mit dem unbekannten Gönner treffen und ihn zur Mitarbeit bewegen.
    Der Foyerflur führte an einer Reihe halb offener Türen vorbei, durch die man auf die mit Tüchern abgedeckten Sitzreihen des Theatersaals sah. Es war ganz still, der dicke Läufer und die Samttapete schluckten jeden Laut. Der Läufer war weinrot, die Tapete hatte ein

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