Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
hier mit einem Einzeltäter zu tun, der auf eigene Rechnung arbeitet.«
    »Und wo soll ich jetzt weitersuchen?«, wollte Nathanael wissen und gähnte dabei unwillkürlich. Seit dem nächtlichen Vorfall im British Museum hatte er kein Auge zugetan. Es war ein anstrengender Tag gewesen.
    »Mal überlegen…« Der Agent grübelte eine Weile. »Ich brauche etwas Zeit, um ein paar Nachforschungen anzustellen. Wir treffen uns morgen Abend wieder, dann kann ich Ihnen Namen nennen.« Er raffte theatralisch die Kutte um sich. »Wir treffen uns…«
    Nathanael fiel ihm ins Wort. »Ich hoffe, Sie sagen jetzt nicht ›unter dem Galgenbaum‹ oder ›am Richtplatz‹ oder etwas ähnlich Abgeschmacktes.«
    Die Gestalt richtete sich hoch auf. »Lächerlich! Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Dann ist ja gut.«
    »Ich wollte die alten Pestgruben in der Hybernska-Straße vorschlagen.«
    »Nein!«
    Der Agent schien verstimmt. »Dann eben nicht«, knurrte er. »Um sechs Uhr am Würstchenstand auf dem alten Marktplatz. Ist Ihnen das
    profan genug?«
    »Das passt wunderbar.«
    »Na dann bis dann…« Mit wallender Kutte machte Harlekin kehrt und fegte mit flackerndem Leichenlicht davon. Kurz darauf verlosch das Licht, und nur noch ein flüchtiger Schatten und ein unterdrückter Fluch, als der Agent einen Grabstein rammte, kündeten davon, dass er kein Spuk gewesen war.
    Nathanael setzte sich auf einen Stein und wartete darauf, dass Bartimäus sich zeigte. Das Treffen war zufrieden stellend, wenn auch ein wenig sonderbar verlaufen, und bis zum Abend hatte er jetzt viel Zeit zum Ausruhen. Er war erschöpft, seine Gedanken schweiften ab. Jane Farrar kam ihm wieder in den Sinn. Wie wohl er sich in ihrer Nähe gefühlt hatte… Ein Hochgefühl, als stünde er unter Drogen… Er runzelte die Stirn… aber ja, er hatte tatsächlich unter Drogen gestanden! Sie hatte einen Blendezauber gewirkt, das war der Grund. Und er wäre beinahe darauf hereingefallen, hatte die Warnung seines Sensorensystems einfach ignoriert. Was war er doch für ein Trottel!
    Das Mädchen hatte ihn entweder aufhalten oder genauer in Erfahrung bringen wollen, was er alles wusste. So oder so, sie hatte im Auftrag ihres Meisters Duvall gehandelt, der offensichtlich nicht wollte, dass die Abteilung für Innere Angelegenheiten in dieser Sache irgendeinen Erfolg verbuchen konnte. Nach seiner Rückkehr würden ihm fraglos weitere Feindseligkeiten dieser Art entgegenschlagen. Duvall, Tallow, Farrar… Sogar seiner Meisterin Miss Whitwell konnte er nicht hundertprozentig vertrauen, wenn er ihr nicht die gewünschten Erkenntnisse lieferte.
    Nathanael rieb sich die Augen. Auf einmal war er todmüde.
    »Meine Güte, du siehst ja aus, als ob du gleich umkippst.« Der Dschinn saß in Jungengestalt auf dem Grabstein gegenüber, schlug wie Nathanael die Beine übereinander und gähnte übertrieben. »Du solltest längst in der Falle liegen.«
    »Hast du alles mitgehört?«
    »Das meiste. Nachdem er den Ring losgelassen hat, fehlt mir ein bisschen was. Das Ding hätte mich fast erwischt, ich musste mich schleunigst verziehen. Zum Glück haben die Baumwurzeln ein paar Grabsteine gelockert, da habe ich mich in eine Ritze fallen lassen und abgewartet, bis der Suchscheinwerfer drüber weg war.« Der Junge unterbrach sich und schüttelte sich grauen Staub aus dem Haar. »Was nicht heißen soll, dass ich ganz allgemein empfehlen würde, sich in Gräbern zu verstecken. Man weiß nie, was einen dort erwartet. Aber der Bewohner dieses Grabes war recht gastfreundlich und hat mir erlaubt, mich ein Weilchen an ihn zu kuscheln.« Er zwinkerte vielsagend
    Nathanael erschauerte. »Wi-der-lich!«
    »Wo wir grade davon sprechen«, sagte der Dschinn, »die Kerze, die der Bursche dabeihatte, war die wirklich in…«
    »Ja. Aber ich möchte lieber nicht darüber nachdenken. Harlekin ist nicht nur ein bisschen verrückt. So geht es einem offenbar, wenn man zu lange hier lebt.« Nathanael stand auf und knöpfte seinen Mantel zu. »Aber er dürfte sich für uns als ganz nützlich erweisen. Er will uns schon morgen Abend ein paar Kontaktadressen nennen.«
    »Prima«, sagte der Junge und knöpfte ebenfalls sein Jackett zu. »Dann kommt vielleicht ein bisschen Schwung in die Sache. Ich empfehle für den Umgang mit Informanten immer, sie entweder auf kleiner Flamme schmoren zu lassen oder an den Beinen aus dem Fenster zu halten. Das bringt die Tschechen immer ziemlich schnell zum Plaudern.«
    »Weder das eine noch das

Weitere Kostenlose Bücher