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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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fest, aber das war auch schon alles.
    Sie schob sich weiter die Straße entlang. Links von ihr war die nächste eingeschlagene Tür und dahinter undurchdringliches Dunkel. Wieder bekam sie eine Gänsehaut, als sie auf Zehenspitzen vorbeischlich; wieder hielt sie angestrengt Ausschau und wieder konnte sie nichts Beunruhigendes feststellen. Aus dem leer stehenden Gebäude roch es schwach nach Tier. Vielleicht hausten dort Katzen… oder ein streunender Hund, wie sie sich in den ärmeren Vierteln der großen Stadt herumtrieben.
    An der zweiten Straßenlaterne angekommen, musterte sie in ihrem Schein noch einmal das Gebäude am Ende der Straße. In der Wand der breiten Einfahrt, dicht vor dem Maschendraht, war nun eine schmale Tür zu erkennen. Von weitem sah es aus, als stünde sie einen Spalt offen.
    Sollte sie wirklich so viel Glück haben? Kitty war skeptisch. Mittlerweile hatte sie sich angewöhnt, alles, was ihr scheinbar in den Schoß fiel, nur mit größter Vorsicht zu genießen. Demzufolge würde sie erst die Umgebung erkunden, ehe sie durch die so einladend angelehnte Tür schlüpfte.
    Sie setzte sich wieder in Bewegung und machte gleich darauf zwei Entdeckungen.
    Erstens ging oben im Fenster wieder ein Schatten hinter dem Laken vorbei. Diesmal erkannte sie das Profil. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Kein Zweifel – das dort oben war Jakob.
    Die zweite Entdeckung machte sie zu ebener Erde, schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite. Dort warf die Laterne einen unregelmäßigen Lichtkreis auf die Straße und die Wand des dahinter liegenden Gebäudes. Diese wurde von einem schmalen Fenster und einem offenen Durchgang gleich daneben unterbrochen. Als Kitty näher kam, fiel ihr auf, dass das Laternenlicht, das durch das Fenster schien, als schmaler Streifen bis in den Durchgang fiel. Am Rand dieses Streifens zeichnete sich die Silhouette eines Mannes ab. Kitty blieb wie angewurzelt stehen.
    Offenbar stand er an der Wand der Einfahrt, direkt neben dem Fenster, denn nur Stirn und Nase waren umrisshaft zu erkennen. Beides sprang ziemlich weit vor… vielleicht mehr, als dem Betreffenden lieb war. Abgesehen davon hatte er sich ausgesprochen geschickt auf die Lauer gelegt.
    Kitty drückte sich mit angehaltenem Atem an die Häuserwand. Ihr kam ein erschreckender Gedanke. Sie war schon an zwei Haustüren vorbeigekommen, die beide aufgebrochen waren, und bis zum Ende der Straße gab es mindestens noch zwei weitere. Der Verdacht lag nahe, dass sich auch dort jemand versteckt hielt. Wenn sie am Ende der Sackgasse angekommen war, würde die Falle zuschnappen.
    Aber wer hatte die Falle überhaupt gelegt? Mandrake? Oder – und das war ein nicht minder schrecklicher Gedanke – Mr Hopkins?
    Kitty ballte zornig die Fäuste. Wenn sie weiterging, war sie bald umzingelt, wenn sie ihr Vorhaben aufgab, lieferte sie Jakob der Willkür der Zauberer aus. Ersteres war vielleicht Selbstmord, aber Letzteres konnte sie auf keinen Fall vor ihrem Gewissen verantworten.
    Sie rückte den Schulterriemen der Tasche zurecht, damit er nicht mehr so drückte, zog die erstbeste Waffe heraus, einen Infernostab, und ging vorsichtig weiter, wobei sie den Schatten in der Tür nicht aus den Augen ließ.
    Der Schatten regte sich nicht. Kitty schob sich weiter an der Hauswand lang.
    Da trat ihr ein Mann in den Weg.
    Wegen seiner anthrazitgrauen Uniform war er im Dunkeln nur undeutlich zu erkennen. Obwohl er dicht vor ihr stand, war sein großer, breitschultriger Umriss geisterhaft verschwommen. Doch die tiefe, unfreundliche Stimme hörte sich durchaus irdisch an.
    »Hier spricht die Nachtpolizei. Sie sind verhaftet. Legen Sie die Tasche auf den Boden und drehen Sie sich zur Wand!«
    Kitty erwiderte nichts, sondern wich langsam zurück, wobei sie auf die Fahrbahn zuhielt, weg von den Hauseingängen. Den Infernostab hielt sie lose in der Hand.
    Der Polizist machte keine Anstalten, ihr zu folgen. »Letzte Aufforderung: Bleiben Sie sofort stehen und legen Sie die Waffen hin. Sonst muss ich Sie liquidieren.«
    Kitty wich weiter zurück. Dann regte sich etwas zu ihrer Rechten… der Schatten in der Einfahrt. Sie sah aus dem Augenwinkel, wie er seine Haltung änderte. Er beugte sich vor und dabei veränderte sich sein Profil. Die vorstehende Nase wurde noch länger, ragte immer weiter vor und verschmolz mit dem Kinn, die gewölbte Stirn wurde flacher, dem Schädel wuchsen spitze Ohren, die sich sogleich lauschend nach allen Richtungen drehten. Kitty sah

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