Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Tür hinter sich zufallen.
    Es war stockfinster. Kitty blieb stehen, streckte die Hände aus, tastete umher und suchte nach einem Schalter. Erst spürte sie zu ihrem Entsetzen etwas Kaltes, Behaartes, aber als sie die Hand erschrocken zurückzog, fand die andere Hand eine Schnur, die von der Decke hing.
    Sie zog daran. Es klickte, summte und ein trübes gelbes Licht ging an.
    Das haarige Etwas war zum Glück nur die Kapuze eines alten Mantels, der an einem Haken hing. Daneben hingen drei Ledertaschen. Kitty wählte die größte, streifte sie über die Schulter und sah sich um.
    Der kleine Raum war vom Boden bis zur Decke mit grob gezimmerten Holzregalen ausgestattet. Hier lagerte Mr Pennyfeathers Sammlung der magischen Artefakte, die Kitty und die anderen in den letzten Jahren zusammengeklaut hatten. Einiges hatten sie in die Kathedrale mitgenommen, aber es war immer noch jede Menge übrig. Sprengkugeln und Maulergläser standen ordentlich nebeneinander, dann gab es noch ein paar Elementenkugeln, Infernostäbe, silberne Wurfsterne und andere einfach zu handhabende Waffen. Alles funkelte und glitzerte im Glühbirnenlicht. Mr Pennyfeather schien seine Schätze gut gepflegt zu haben. Kitty stellte sich vor, wie er allein in den Keller hinunterging und sich daran erfreute. Aus irgendeinem Grund machte sie diese Vorstellung ganz verzagt. Doch sie raffte sich auf und packte so viel wie möglich in ihre Tasche.
    Im nächsten Regal lagerten Dolche, Stilette und andere Stichwaffen.
    Manche waren womöglich magisch, andere einfach nur höllisch scharf. Kitty suchte sich zwei aus, verbarg die eine Silberklinge in einem versteckten Futteral in ihrem rechten Schuh und schob die andere in den Gürtel. Wenn sie aufrecht stand, reichte die Jacke darüber, und man sah nichts.
    In einem anderen Regal standen verschieden große, eingestaubte Glasflaschen, die meisten mit einer farblosen Flüssigkeit gefüllt. Sie stammten aus Zaubererbesitz, aber ihr Zweck hatte sich der Truppe nie erschlossen. Kitty gönnte ihnen nur einen flüchtigen Blick und ging weiter.
    Das letzte Regal war von oben bis unten mit Dingen voll gepfropft, für die Mr Pennyfeather keine Verwendung gefunden hatte: Schmuck, Hausrat, Umhänge und andere Gewänder, ein paar Ölgemälde, asiatischer Krimskrams, bunte Muscheln und eigenartig gemaserte Steine. Stanley und Gladys hatten bei jedem Gegenstand eine gewisse magische Aura konstatiert, aber es war ihnen nicht gelungen, etwas damit anzufangen. In solchen Fällen hatte Mr Pennyfeather die Sachen einfach weggepackt und aufgehoben.
    Dieses Regal interessierte Kitty eigentlich nicht, doch als sie zur Tür ging, erspähte sie in der hintersten Ecke eine kleine, matt schimmernde, dick mit Spinnweben überzogene Metallscheibe.
    Mandrakes Zauberspiegel.
    Ohne genau zu wissen, warum, griff sie danach und ließ ihn samt Spinnweben in die Innentasche ihrer Jacke gleiten. Auf dieser Seite hatte die Geheimtür eine ganz normale Klinke. Kitty drückte sie herunter und trat wieder in den Kellerraum hinaus.
    Der Stab lag immer noch dort am Boden, wo sie ihn am Morgen hingeworfen hatte. Spontan hob Kitty ihn auf und ging noch einmal zurück. So wertlos er sein mochte, ihre Freunde waren bei dem Versuch, ihn zu stehlen, ums Leben gekommen, da konnte sie ihn wenigstens gut verwahren. Sie lehnte ihn in eine Ecke, ließ ein letztes Mal den Blick durch das Geheimversteck der Widerstandsbewegung schweifen und löschte das Licht. Als sie zur Treppe ging, fiel die Tür mit klagendem Ächzen hinter ihr ins Schloss.
    Das sichere Haus, in dem Jakob festgehalten wurde, lag in einer trostlosen Gegend in Ostlondon, etwa einen Kilometer nördlich der Themse. Kitty kannte sich dort einigermaßen aus: Hier gab es viele Lagerhäuser und Brachflächen, Letztere zeugten noch von den Bombardements im Großen Krieg. Für den Widerstand war das Viertel ein beliebtes Einsatzgebiet gewesen, dort waren sie in etliche Lagerhäuser eingebrochen und hatten leer stehende Gebäude zeitweise als Versteck genutzt. Zauberer sah man hier nur selten, nach Einbruch der Dunkelheit schon gar nicht. Ab und zu schwebten ein paar vereinzelte Wachkugeln über den Straßen, aber denen konnte man normalerweise leicht ausweichen. Zweifellos hatte der Zauberer Mandrake sich die Gegend aus demselben Grund ausgesucht. Er wollte das Verhör ungestört durchführen.
    Kittys Plan, falls man es so nennen konnte, bestand aus zwei Teilen. Wenn es irgend ging, wollte sie Jakob befreien

Weitere Kostenlose Bücher