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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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sogar eine pechschwarze, feuchte Schnauze im Laternenlicht aufschimmern, dann ließ sich die Gestalt auf alle viere fallen und entzog sich ihrem Blick.
    Etwas schnüffelte in der Einfahrt, dann hörte man Stoff reißen.
    Hastig drehte sich Kitty nach dem Polizisten um. Auch er war dabei, die Gestalt zu ändern. Die Schultern krümmten sich nach vorn und unten, die Kleider fielen von den langen grauen Borsten, die aus dem Rücken sprossen. Seine Augen glänzten gelb und er fletschte wütend die Zähne.
    Kitty hatte genug gesehen. Sie machte kehrt und rannte davon.
    Dort wo die Gasse in die breitere Querstraße mündete, lief etwas Vierbeiniges auf und ab. Kitty sah die glühenden Augen, ein widerlicher Gestank ließ sie würgen.
    Sie blieb unschlüssig stehen. Aus einer Einfahrt rechts von ihr löste sich noch eine dunkle Gestalt. Als sie Kitty erblickte, fletschte sie die Zähne und stürzte auf sie los.
    Kitty warf den Infernostab.
    Er landete zwischen den Vorderpfoten der Kreatur auf dem Pflaster, zerbrach und entfesselte einen lodernden Flammenstoß. Ein Winseln, ein ausgesprochen menschlich klingendes Aufkreischen, dann stellte sich der Wolf auf die Hinterläufe, hieb mit den Vorderpfoten wie ein Boxer um sich, drehte sich mit einem Satz um und ergriff die Flucht.
    Kitty hatte bereits eine Kugel in der Hand, ohne genau nachzusehen, um welche Sorte es sich handelte. Sie rannte zum erstbesten geschlossenen Fenster im Erdgeschoss und schleuderte die Kugel gegen die Scheibe. Glas splitterte, es regnete Ziegelbrocken und Kitty wurde von der Druckwelle der Explosion umgeworfen. Sie rappelte sich auf, hechtete durch die Öffnung und zerschnitt sich dabei an einer Scherbe die Hand.
    Von draußen hörte man lautes Knurren und Krallen kratzten übers Kopfsteinpflaster.
    Kitty stand in einem leeren dunklen Raum. Ganz hinten war eine schmale Treppe zu erkennen. Sie lief darauf zu und drückte dabei die verletzte Hand fest an die Jacke, um den pochenden Schmerz zu lindern.
    Auf der untersten Stufe wandte sie sich nach dem Fenster um.
    Ein Wolf setzte mit aufgerissenem Rachen durch die zerbrochene Scheibe. Kitty traf ihn mit der nächsten Kugel auf die Schnauze.
    Ein Wasserschwall fegte durch den Raum, schlug Kitty ins Gesicht und schleuderte sie gegen den Fuß der Treppe. Als sie die Augen wieder aufbekam, zog sich die Flutwelle um ihre Füße strudelnd und glucksend zurück. Der Wolf war nicht mehr da.
    Kitty rannte die Treppe hoch.
    Im ersten Stock standen mehrere Fenster offen, silbernes Mondlicht ergoss sich über den Boden. Von der Straße hörte man es heulen. Kitty sah sich sofort nach dem nächsten Ausgang um, entdeckte keinen und fluchte wüst. Schlimmer noch, sie hatte auch keinerlei Rückendeckung, denn am oberen Ende der Treppe gab es weder eine Falltür noch eine andere Möglichkeit, den Zugang zu versperren. Unten hörte man etwas Schweres ins flache Wasser platschen.
    Sie trat ans Fenster. Der Rahmen war so alt und morsch, dass die Scheibe schon locker saß. Kitty trat dagegen, Holz-und Glassplitter regneten auf die Straße. Das Mädchen reckte den Hals durch die Öffnung und spähte nach oben, ob man sich irgendwo festhalten konnte. Der Mond schien ihr hell ins Gesicht.
    Unten auf der Straße schnürte eine dunkle Gestalt mit schweren Pranken geifernd über die Glasscherben. Kitty spürte sie lauernd zu sich heraufblicken.
    Dann sprang etwas mit großen Sätzen die Treppe hoch und wäre vor lauter Schwung beinahe an die Wand geprallt. Kittys Blick fiel auf den verwitterten Fenstersturz etwa dreißig Zentimeter über dem Fenster. Sie warf eine Kugel über die Schulter, langte hoch und schwang sich durch die Fensteröffnung. Ihre Schuhe scharrten übers Fensterbrett, und sie hielt sich mit aller Kraft fest, obwohl ihre zerschnittene Handfläche höllisch brannte.
    Es krachte. Unter ihren zappelnden Füßen zuckten schwefelgelbe Feuerzungen aus der Fensteröffnung und erleuchteten die ganze Straße mit ihrem grünlichen Widerschein.
    Das magische Licht verlosch. Kitty klammerte sich an den Fenstersturz, tastete nach dem nächsten Halt. Sie fand einen, prüfte ihn, befand ihn für brauchbar und kletterte weiter. Ein Stück über ihr war eine Brüstung und dahinter vielleicht, so hoffte sie, ein Flachdach.
    Sie hatte die letzten Tage kaum geschlafen, lange nichts mehr gegessen und fühlte sich sehr schwach. Ihre Arme und Beine waren bleischwer. Sie musste innehalten und verschnaufen.
    Unter ihr kratzte und scharrte

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