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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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auf die Uhr. »Die Nacht ist noch lang.«
    »Na klar. Man sieht ja, wie sehr du selber dran glaubst. Du hast schon eine Rille in die Dielen gelatscht. Und weil du nicht dran gedacht hast, Verpflegung mitzunehmen, hast du garantiert einen Bärenhunger.«
    »Verpflegung brauchen wir nicht. Sie müsste bald da sein. Und jetzt halt endlich die Klappe.«
    Der Dschinn hockte wieder in der Gestalt des jungen Ägypters auf einem alten Kleiderschrank, reckte sich und gähnte übertrieben. »Die besten Pläne haben ihre Schwächen«, sagte er. »Irgendwelche kleinen Haken, die irgendwann zu ihrem Scheitern führen. So seid ihr Menschen nun mal, ihr seid eben nicht vollkommen. Das Mädchen kommt nicht, du wartest, bis du schwarz wirst und hast nicht mal was zu essen eingesteckt… dann müsst ihr eben verhungern, dein Gefangener und du.«
    Nathanael warf ihm einen finsteren Blick zu. »Mach dir um den mal keine Sorgen. Dem geht’s gut.«
    »Ehrlich gesagt knurrt mir wirklich der Magen.« Jakob Hyrnek saß auf einem wackligen Stuhl in der Ecke. Unter dem alten Militärmantel, den der Dschinn auf dem Dachboden gefunden hatte, trug er lediglich seinen Schlafanzug und übergroße Haussocken. »Ich hab nicht mal gefrühstückt«, gab er zu bedenken und kippelte mit dem Stuhl. »Ich könnte tatsächlich einen Happen vertragen.«
    »Da hast du’s«, meinte der Dschinn. »Er hat Kohldampf.«
    »Hat er nicht, und wenn er keinen Ärger will, macht er’s wie du und hält den Mund.« Nathanael nahm seine Wanderung wieder auf und betrachtete dabei den Gefangenen. Inzwischen schien Hyrnek den Flug verkraftet zu haben, und da er, ohne jemandem zu begegnen, in das leer stehende Gebäude gebracht worden war, hatten sich auch die Ängste, die er wegen seines Gesichts ausstand, etwas gelegt. Dass er gefangen war, schien ihm erstaunlich wenig auszumachen, aber schließlich hatte er sich jahrelang freiwillig in eine Art Gefängnis zurückgezogen.
    Der Zauberer sah zum Fenster hinüber, das mit einem Bettlaken zugehängt war. Er unterdrückte den Drang, das Tuch zu lüften und in die Nacht hinauszuspähen. Geduld. Das Mädchen würde schon kommen. Es war bloß eine Frage der Zeit.
    »Wie wär’s mit einem Spielchen?« Der braunhäutige Junge grinste ihn vom Schrank aus an. »Ich könnte uns einen Ball und einen Wandring besorgen und dann bring ich euch beiden ein altes aztekisches Ballspiel bei. Das macht echt Spaß. Man darf nur Knie und Ellbogen benutzen, um den Ball durch den Ring zu befördern, das ist die einzige Regel. Ach ja, und der Verlierer wird anschließend geopfert. Ihr werdet sehen, ich bin da ziemlich gut drin.«
    Nathanael winkte müde ab. »Nein danke.«
    »Oder wollen wir ›Ich sehe was, was du nicht siehst‹ spielen?«
    Nathanael schnaufte gereizt. Auch ohne das Geschwätz des Dschinn fiel es ihm schwer genug, die Nerven zu behalten. Mit dieser Unternehmung war er ein großes Risiko eingegangen, und er wagte nicht, sich die Konsequenzen auszumalen, wenn sie fehlschlug.
    Mr Makepeace hatte ihn frühmorgens heimlich aufgesucht und Neuigkeiten mitgebracht. Sein Kontaktmann aus der Londoner Unterwelt glaubte, an die flüchtige Kitty herankommen und sie aus ihrem Versteck locken zu können, wenn er den richtigen Köder hatte. Nathanaels scharfer Verstand war sofort auf Kittys Jugendfreund Jakob Hyrnek verfallen, der im Protokoll der Gerichtsverhandlung erwähnt wurde und dem sich das Mädchen offenbar immer noch verbunden fühlte. Nach allem, was Nathanael inzwischen über sie wusste (er betastete behutsam seinen unterdessen violett verfärbten Wangenknochen), würde sie nicht zögern, Hyrnek beizustehen, wenn dieser ernsthaft in Schwierigkeiten steckte.
    Der Rest war ein Kinderspiel gewesen. Hyrnek war im Handumdrehen verhaftet und Makepeace hatte seinen Kontaktmann davon in Kenntnis gesetzt. Nathanael brauchte nur noch abzuwarten.
    »Pst!« Er blickte auf. Der Dschinn zwinkerte und nickte ihm Grimassen schneidend zu.
    »Was ist denn?«
    »Komm mal eben her! Damit der da nichts hört.« Er deutete mit dem Kinn auf Hyrnek, der immer noch mit dem Stuhl kippelte.
    Nathanael seufzte und kam näher. »Ja bitte?«
    Der Dschinn beugte sich zu ihm herunter. »Mir ist grade was eingefallen«, raunte er verschwörerisch. »Was passiert wohl mit dir, wenn die gute Miss Whitwell von der Sache Wind bekommt? Sie weiß ja nicht, dass du dir den Jungen geschnappt hast, oder doch? Ich kann dich nicht begreifen. Sonst bist du doch so ein braves

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