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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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treffen, und stecken ihn zusammen mit meiner Visitenkarte in einen verschlossenen Umschlag. Den legen Sie in Ihr Zimmer oder schicken ihn per Post an sich selbst, ganz wie Sie wollen. Falls Ihnen dann etwas zustößt, weiß die Polizei, wo sie mich findet. Vielleicht beruhigt Sie das. Und noch etwas. Ganz gleich, wie unser Gespräch verläuft, die sechshundert Pfund bekommen Sie auf jeden Fall. Heute Abend können Sie Ihre Geldstrafe begleichen.«
    Diese ausführlichen Erläuterungen schienen Mr Pennyfeather ein wenig angestrengt zu haben, denn Kitty hörte ihn leise schnaufen. Sie überlegte, aber nicht lange. Das Angebot war zu gut, um es abzulehnen.
    »Na schön«, sagte sie. »Einverstanden. Im Druiden. Um wie viel Uhr?«
    Kitty traf sorgfältig ihre Vorkehrungen. Sie schrieb ihren Eltern eine kurze Nachricht und steckte sie zusammen mit der Visitenkarte in einen Umschlag, den sie an ihr Kopfkissen lehnte. Ihre Eltern kamen erst gegen sieben nach Hause, um drei war sie mit Mr Pennyfeather verabredet. Wenn alles gut ging, blieb ihr reichlich Zeit, um rechtzeitig wieder da zu sein und den Brief wegzunehmen, bevor ihn jemand fand.
    Am Leicester Square stieg sie aus der U-Bahn und ging in Richtung Seven Dials. Ein paar Zauberer wurden in ihren Limousinen herumchauffiert, ansonsten schoben sich die Leute über die mit Touristen überfüllten Bürgersteige, immer auf der Hut vor Taschendieben. Kitty kam nur langsam voran.
    Um Zeit zu sparen, nahm sie eine Abkürzung, bog an einem Kostümverleih in eine kleine Nebenstraße ein, die am Ende in eine Straße unweit von Seven Dials mündete. Das Sträßchen war eng und roch muffig, aber hier gab es weder Straßenkünstler noch Touristen, und für Kitty war es geradezu eine Schnellstraße. Sie schlug ein zügiges Tempo an und blickte auf ihre Armbanduhr. Zehn vor drei. Gutes Timing.
    Auf halbem Weg erschrak sie furchtbar. Kreischend und fauchend sprang eine gestreifte Katze vor ihrer Nase von einem Fenstersims, huschte über die Straße und schlüpfte in ein Kellerfenster. Flaschen schepperten, dann war es wieder still.
    Kitty atmete tief durch und ging weiter.
    Auf einmal hörte sie jemanden hinter sich herschleichen.
    Vor Angst sträubten sich ihr die Haare. Sie ging noch schneller. Bleib ganz ruhig. Da nimmt bloß irgendjemand dieselbe Abkürzung. Die Straße war gleich zu Ende, sie konnte schon die Passanten auf der Hauptstraße sehen.
    Die Schritte hinter ihr schienen ebenfalls schneller zu werden. Mit aufgerissenen Augen und pochendem Herzen wechselte Kitty in einen Dauerlauf.
    Da trat jemand aus einem dunklen Hauseingang. Er war von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet und trug eine schwarze, glatte Maske mit schmalen Augenschlitzen.
    Kitty schrie auf und wollte kehrtmachen.
    Von hinten näherten sich noch zwei Maskierte.
    Sie wollte schreien, doch sie kam nicht mehr dazu. Der eine Verfolger holte rasch aus und warf etwas… eine kleine dunkle Kugel. Die Kugel prallte vor ihren Füßen aufs Pflaster, zerschellte und hinterließ einen wirbelnden schwarzen Dunst, der sich rasch verdichtete.
    Kitty war wie gelähmt vor Schreck. Sie konnte nur tatenlos zusehen, wie sich der Dunst in eine kleine schwarzblaue, geflügelte Gestalt mit langen, schlanken Hörnern und großen roten Augen verwandelte. Das Wesen flatterte unschlüssig hin und her und schlug in der Luft Purzelbäume.
    Der Werfer zeigte auf Kitty und stieß einen Befehl hervor.
    Das Geschöpf schwebte auf der Stelle. Ein bösartiges, schadenfrohes Grinsen spaltete sein Gesicht.
    Dann senkte es die Hörner, schwirrte mit den Flügeln und stürzte sich mit einem gellenden Freudenschrei auf Kittys Kopf.

19
    Im Nu war das Wesen über ihr. Die spitzen Hörner blitzten, das gezackte Maul öffnete sich klaffend. Blauschwarze Flügel schlugen Kitty ins Gesicht, kleine, schwielige Krallenhände grapschten nach ihren Augen. Sie spürte fauligen Atem auf der Haut, ein schriller Schrei zerriss ihr fast das Trommelfell. Sie kreischte und schlug wie eine Rasende um sich…
    Da zerplatzte das Geschöpf mit einem schmatzenden Knall, und nur ein kalter schwarzer Tropfenschauer und ein dumpfer, bitterer Geruch blieben zurück.
    Kitty ließ sich schwer atmend gegen die nächste Hauswand sinken und sah verstört um sich. Aber das Wesen war tatsächlich verschwunden und mit ihm die drei Maskierten. Die Gasse war nach beiden Richtungen menschenleer, nichts rührte sich.
    Kitty rannte, so schnell sie konnte, bis sie auf die belebte

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