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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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sagen, dass Sie und ich – und noch ein paar andere, denn wir sind nicht die Einzigen – in der Lage sind, gewissen Bannsprüchen standzuhalten! Wir sind keine Zauberer, aber wir sind auch nicht so machtlos wie die übrigen Gewöhnlichen«, er spie das Wort mit unverhohlener Verachtung aus, »in diesem armen, gottverlassenen Land.«
    Kitty schwirrte der Kopf, aber sie war immer noch argwöhnisch und glaubte ihm nicht. »Ich kapiere das alles nicht«, erwiderte sie. »Von so einer ›Abwehrkraft‹ hab ich noch nie gehört. Mir geht’s nur drum, dass ich nicht ins Gefängnis muss.«
    »Tatsächlich?« Mr Pennyfeather schob beiläufig die Hand in sein Jackett. »In diesem Fall können Sie das Geld auch gleich bekommen und wieder gehen. Auch gut. Aber ich glaube, Sie wollen mehr als das. Ich sehe es Ihnen an der Nasenspitze an. Ich tippe auf Folgendes: Sie wollen Ihren Freund Jakob rächen; Sie wollen, dass sich an den herrschenden Verhältnissen etwas ändert; Sie wollen in einem Land leben, in dem Leute wie Julius Tallow nicht ungestraft Untaten begehen und sich noch damit brüsten dürfen. Das ist nämlich nicht überall so. In manchen Ländern gibt es keine Zauberer! Überhaupt keine! Daran sollten Sie denken, wenn Sie Ihren Freund das nächste Mal im Krankenhaus besuchen! Und ich sage Ihnen«, fuhr er etwas leiser fort, »dass Sie etwas dagegen unternehmen können. Aber dazu müssten Sie mir zuhören.«
    Kitty betrachtete den Teesatz am Boden ihrer Tasse und erblickte darin Jakobs entstelltes Gesicht. Sie seufzte. »Ich weiß nicht…«
    »Ich versichere Ihnen, was die Rache betrifft, kann ich Ihnen behilflich sein.«
    Kitty blickte auf. Mr Pennyfeather lächelte sie an, aber in seinem Blick loderte der gleiche Zorn wie neulich, als ihn die beiden jungen Zauberer angerempelt hatten.
    »Die Zauberer haben Ihnen Schlimmes angetan«, sagte er sanft.
    »Wir beide könnten dafür sorgen, dass sie ihre gerechte Strafe ereilt. Aber nur, wenn Sie zunächst einmal mich unterstützen. Sie helfen mir, ich helfe Ihnen. Eine faire Abmachung.«
    Kitty sah wieder Tallow vor sich, wie er sie im Gerichtssaal höhnisch angrinste, wie arrogant er sich gebärdete und sich dabei der Rückendeckung durch seine Freunde gewiss war. Sie bebte vor Abscheu.
    »Verraten Sie mir erst, wie ich Sie unterstützen soll«, verlangte sie.
    Zwei Tische weiter hustete jemand laut, und als hätte sich plötzlich ein Vorhang gehoben, begriff Kitty, in welcher Gefahr sie sich befand. Sie saß mitten unter Fremden und unterhielt sich ganz offen über… Landesverrat.
    »Wir sind verrückt!«, zischte sie entsetzt. »Hier kann uns jeder hören! Dann ruft man die Nachtpolizei und lässt uns wegschaffen.«
    Jetzt musste der alte Mann laut lachen. »Niemand hört uns«, beschwichtigte er sie. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Miss Jones, ich habe Vorsorge getroffen.«
    Kitty hörte kaum hin. Eine junge blonde Frau an einem Tisch links hinter Mr Pennyfeather erregte ihre Aufmerksamkeit. Obwohl ihr Glas leer war, blieb sie, in ihr Buch vertieft, sitzen. Sie hatte den Kopf gesenkt, die Augen niedergeschlagen und spielte müßig mit der Ecke der aufgeschlagenen Seite. Mit einem Mal war Kitty überzeugt, dass alles eine Falle war. Sie erinnerte sich dunkel, dass die Frau schon genauso dagesessen hatte, als sie gekommen war, und obwohl Kitty sie die ganze Zeit über im Blick gehabt hatte, konnte sie sich nicht entsinnen, dass sie auch nur ein einziges Mal umgeblättert hätte.
    Im nächsten Augenblick war sie sich absolut sicher. Als spüre sie Kittys Blick, sah die Frau auf und grinste sie unverfroren an, bevor sie sich wieder ihrem Buch widmete. Das war der Beweis! Sie hatte alles mit angehört!
    »Was haben Sie denn?«, hörte sie Mr Pennyfeathers Stimme wie durch Watte.
    Kitty hatte solche Angst, dass sie kaum ein Wort herausbrachte. »Hinter Ihnen…«, flüsterte sie. »Die Frau da… die ist eine Spionin, ein Spitzel. Sie hat alles gehört.«
    Mr Pennyfeather drehte sich nicht um. »Die blonde Dame? Die ein gelbes Taschenbuch liest? Das müsste Gladys sein. Keine Sorge, sie ist eine von uns.«
    »Eine von…?« Die Frau blickte wieder auf und zwinkerte Kitty ganz offen zu.
    »Links davon sitzt Anne und rechts von mir hinter der Säule Eva. Das da drüben ist Frederick, Nicholas und Timothy sitzen hinter Ihnen, Stanley und Martin haben keinen freien Tisch mehr gefunden, deshalb sitzen sie in der Kneipe gegenüber.«
    Kitty sah sich benommen um. Eine

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