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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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ja so blöd, Kitty!«
    »Vielen Dank.« Verärgert riss sie ein paar Weintrauben ab und stopfte sie sich in den Mund.
    »Meine Mama hat dir geraten, du sollst es bleiben lassen. Sie hat gesagt…«
    »Ja, sie und alle anderen auch. Sie haben ja alle sooo Recht und ich hab sooo Unrecht!« Sie spuckte die Kerne in die hohle Hand und warf sie dann in den Papierkorb neben dem Bett.
    »Ich find’s gut, dass du es versucht hast, und mir tut’s Leid, dass du jetzt meinetwegen solchen Ärger hast.«
    »Halb so wild. Wir treiben das Geld schon irgendwie auf.«
    »Jeder weiß, dass die Gerichte parteiisch sind. Die interessiert nicht, was einer getan hat, sondern wer man ist und wen man alles kennt.«
    »Ja, ja! Lass gut sein.« Kitty war nicht in der Stimmung, sich Vorträge anzuhören.
    »Okay.« Er grinste, was schon etwas überzeugender ausfiel als der erste Versuch. »Ich kann durch den Verband sehen, dass du sauer bist.«
    Dann saßen sie eine Zeit lang schweigend da. Schließlich sagte Jakob: »Trotzdem brauchst du nicht zu denken, dass dieser Tallow einfach so davonkommt.« Er kratzte sich die Wange.
    »Nicht kratzen. Wie meinst du das?«
    »Es juckt grässlich! Ich meine, es gibt noch andere Mittel und Wege…«
    »Und zwar?«
    »Aah! Es hat keinen Zweck, ich muss mich auf die Hände setzen. Rutsch mal ran… womöglich hört uns einer ab… So. Tallow ist Zauberer und glaubt wahrscheinlich, die Sache ist damit erledigt. Mich hat er längst vergessen, falls er überhaupt eine Sekunde an mich gedacht hat. Jedenfalls bringt er mich bestimmt nicht mit der Firma Hyrnek in Verbindung.«
    »Der Firma von deinem Papa?«
    »Welche denn sonst? Natürlich die von Papa. Und das wird ihn noch teuer zu stehen kommen. Wie viele andere Zauberer lässt er nämlich seine Bücher bei uns binden. Das hat mir Karel erzählt, er hat im Auftragsbuch nachgeschaut. Alle paar Jahre gibt Tallow was bei uns in Auftrag. Am schönsten findet er kastanienbraunes Krokodilleder, das heißt, er ist nicht nur ein Fiesling, sondern leidet auch noch an Geschmacksverirrung. Aber wir haben’s nicht eilig. Früher oder später lässt er uns wieder ein Buch zum Binden vorbeibringen oder bestellt irgendwas… Ah! Ich halt’s nicht aus! Ich muss mich einfach kratzen!«
    »Nicht, Jakob… iss lieber eine Weintraube. Das lenkt dich ab.«
    »Das bringt nichts. Manchmal wache ich nachts davon auf, dass ich mir im Schlaf das Gesicht kratze. Mama muss mir die Hände verbinden. Dieses Jucken bringt mich um! Ruf Mama, sie soll mit der Salbe kommen.«
    »Ich geh dann mal lieber.«
    »Gleich. Was ich sagen wollte… Tallows nächstes Buch kriegt nicht nur einen neuen Einband.«
    Kitty runzelte die Stirn. »Wie… ihr wollt doch nicht etwa an den Zaubersprüchen rumpfuschen?«
    Jakob lächelte grimmig. »Wenn man weiß, wie’s geht, kann man Seiten austauschen, Sätze umschreiben und Zeichnungen verändern. Das ist gar nicht so schwer… für ein paar Leute, die mein Papa kennt, ist es sogar ziemlich leicht. Wir ändern ein paar Formeln… und dann werden wir ja sehen.«
    »Merkt er das denn nicht?«
    »Der liest den Spruch einfach vor, malt das Pentagramm ab oder wie man das eben macht, und dann… wer weiß? Wenn ein Zauberer seine Formel falsch aufsagt, kann das ziemlich unangenehm werden. Beim Zaubern muss man alles sehr genau nehmen, hat Papa gemeint.« Jakob ließ sich wieder in die Kissen sinken. »Vielleicht dauert es Jahre, bis Tallow in die Falle tappt, na und? Ich hab Zeit. In vier, fünf Jahren ist mein Gesicht immer noch entstellt. Ich kann warten.« Er wandte unvermittelt den Kopf ab. »Jetzt kannst du Mama holen. Und dass du ja niemandem verrätst, worüber wir eben geredet haben!«
    Kitty fand Mrs Hyrnek in der Küche. Sie strich gerade eine dünnflüssige, mit dunkelgrünen, duftenden Kräutern angereicherte weiße Tinktur durch ein Sieb und füllte sie in eine Medizinflasche. Als Kitty sie ansprach, nickte sie. Ihre Augen waren matt vor Müdigkeit.
    »Da hab ich die Salbe ja grade rechtzeitig fertig«, sagte sie, verschloss rasch die Flasche und nahm ein Tuch von der Anrichte. »Du findest alleine raus, oder?«, und sie verließ eilig den Raum.
    Kitty war gerade mal zwei Schritte in Richtung Diele geschlurft, als ein kurzer, leiser Pfiff sie innehalten ließ. Als sie sich umdrehte, sah sie Jakobs betagte Oma wie eh und je auf ihrem hohen Kinderstühlchen am Herd sitzen, eine große Schüssel Erbsenschoten zwischen die knochigen Knie geklemmt. Die

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