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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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wenn du öfter vorbeikommen würdest, wärst du auch auf dem Laufenden. Dabei wüsste ich wirklich nicht, was dich das groß betrifft. Ach, Alfred, tu doch endlich auf, es wird ja alles kalt!«
    Die Kartoffeln waren verkocht, aber das Schmorfleisch war ausgezeichnet. Kitty aß mit Heißhunger und verputzte zur Freude ihrer Mutter sogar einen Nachschlag, noch bevor ihre Eltern den ersten Teller leer gegessen hatten. Dann lehnte sie sich zurück und hörte schweigend zu, wie ihre Mutter sich über irgendwelche Leute ausließ, die Kitty nicht kannte oder an die sie sich nicht mehr erinnerte, und betastete dabei gedankenverloren den kleinen, glatten, schweren Gegenstand in ihrer Hosentasche.
    Der Abend nach der Gerichtsverhandlung, an dem erst ihre Mutter und dann auch der Vater ihren Unmut angesichts der Folgen bekundet hatten, war Kitty in äußerst unerfreulicher Erinnerung. Vergeblich hielt sie den Eltern vor, dass sie selbst unschuldig und wie boshaft Julius Tallow sei, vergeblich versprach sie, die 600 Pfund, mit denen sie den Grimm des Gerichts beschwichtigen musste, irgendwie aufzutreiben, die Eltern ließen sich nicht besänftigen. Ihre Einwände ließen sich in wenigen, mit Nachdruck vorgebrachten Punkten zusammenfassen: 1. Sie hätten das Geld nicht. 2. Sie müssten das Haus verkaufen. 3. Kitty sei ein dummes, arrogantes Gör, wenn sie glaubte, es mit einem Zauberer aufnehmen zu können. 4.a Was hätten ihr die Leute geraten?
    4.b Was hätten sie ihr geraten? 5. Es bleiben zu lassen. 6. Aber sie sei ja völlig verbohrt gewesen. Und 7. Was sollten sie um Himmels willen jetzt machen?
    Wie vorauszusehen war, endete es damit, dass die Mutter weinte, der Vater tobte und Kitty wütend in ihr Zimmer rannte. Erst als sie auf dem Bett saß und erbittert die Wand anstarrte, fielen ihr der alte Mr Pennyfeather und sein sonderbares Hilfsangebot wieder ein. Im Verlauf der Auseinandersetzung hatte sie ihn ganz vergessen, und jetzt, aufgewühlt wie sie war, kam ihr das Ganze so unwirklich vor, dass sie jeden Gedanken daran sofort verscheuchte.
    Als ihre Mutter ein paar Stunden später als Versöhnungsangebot eine Tasse Tee heraufbrachte, musste sie feststellen, dass die Tür von innen mittels eines unter die Klinke geklemmten Stuhls versperrt war. »Ich hab vergessen, dir was zu sagen, Kathleen«, sagte sie durch das dünne Sperrholz. »Dein Freund Jakob ist aus dem Krankenhaus entlassen. Er ist heute Vormittag nach Hause gekommen.«
    »Was? Warum hast du das nicht gleich gesagt?« Der Stuhl wurde polternd weggezerrt, die Tür aufgerissen, und unter dem zerzausten Schopf blickte sie ein zornrotes Gesicht an. »Ich muss sofort hin!«
    »Das wird wohl nicht gehen. Die Ärzte haben…«
    Aber Kitty war schon zur Haustür hinaus.
    Er saß aufrecht im Bett, in einem nagelneuen blauen Schlafanzug, bei dem man noch die Bügelfalten in den Ärmeln sah. Die fleckigen Hände lagen gefaltet in seinem Schoß. Auf der Tagesdecke stand unberührt eine Glasschale mit Weintrauben. Auf seinen Augen waren mit Mull-streifen zwei schneeweiße, runde Gazekissen befestigt und auf dem Kopf spross ihm ein kurzer Haarflaum. Wie Kitty es in Erinnerung hatte, war sein Gesicht mit scheußlichen grauen und schwarzen Streifen überzogen.
    Als sie eintrat, verzog er den Mund zu einem schiefen Lächeln.
    »Kitty! Das ging aber schnell.«
    Zitternd näherte sie sich dem Bett und nahm seine Hand. »Wie… woher weißt du denn, dass ich es bin?«
    »Außer dir kommt niemand wie ein Elefantenbulle die Treppe raufgestampft. Geht’s dir gut?«
    Sie blickte auf ihre unversehrten rosigen Hände. »Ja. Alles bestens.«
    »Hab’s schon gehört.« Er bemühte sich, das Lächeln beizubehalten, was ihm auch beinahe gelang. »Du hast Schwein gehabt… das freut mich.«
    »Ja. Und wie geht es dir?«
    »Ziemlich mies. Ich fühl mich grässlich. Wie ’ne Scheibe Räucherschinken. Wenn ich mich bewege, tut meine Haut höllisch weh und juckt überall. Soll angeblich wieder weggehen. Und meine Augen werden auch wieder gesund.«
    Kitty wurde ganz schwach vor Erleichterung. »Das ist ja toll! Wann…?«
    »Weiß ich nicht, irgendwann…« Mit einem Mal wirkte er erschöpft und gereizt. »Ist ja auch egal. Erzähl mir lieber, was los war. Ich hab gehört, du warst beim Gericht?«
    Sie erzählte ihm die ganze Geschichte, nur die Begegnung mit Mr Pennyfeather ließ sie weg. Jakob hörte mit rauchgeschwärztem, düsterem Gesicht aufmerksam zu. Am Schluss seufzte er.
    »Du bist

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