Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
Smaragdgrüne Flammen umspielten das Mädchen, ließen ihre Gliedmaßen unkontrolliert schlenkern und ihr Haar qualmen. Die Flammen verloschen, Kitty sackte auf dem Boden zusammen, Kopf und Arme hingen zwischen den geschnitzten Pfosten der Brüstung. Ihre Augen waren halb offen, schienen aber nichts zu sehen.
Aus Mr Makepeace’ linker Hand loderte qualmend und dampfend grünes Feuer, mit der Rechten drückte er Nathanael immer noch das Messer an die Kehle. Seine Augen waren klein wie Korinthen, er bleckte die Zähne. »Dummes Gör«, sagte er. Er machte eine auffordernde Handbewegung und ritzte dabei Nathanaels Hals, dass Blut kam. »Aufstehen.«
Nathanael stand benommen auf. Überall im Saal wurde der Befehl hundertfach wiederholt. Mit vernehmlichem Geraschel erhoben sich die blinden, gefesselten und wehrlosen Gefangenen, und wer zu langsam war, wurde von den Kobolden gezwickt und geknufft. Wo die Opfer vor Schreck ohnmächtig geworden waren, wurden die Bewusstlosen von ein oder zwei kräftigen Dämonen getragen. Oben in den Logen, wo sich die Dschinn der mächtigsten Zauberer angenommen hatten, ging man auf Nummer Sicher und wickelte die Wehrlosen wie Würste in engmaschige schwarze Netze.
Nathanael fand die Sprache wieder. »Damit haben Sie unserem Land den Todesstoß versetzt.«
Quentin Makepeace strahlte wie ein Honigkuchenpferd. »Ganz im Gegenteil, John, wir stehen an der Schwelle eines neuen Zeitalters! Aber der Vorhang ist gefallen und ich muss mich um die Logistik kümmern. Ich lasse Ihnen jemanden da, damit Sie brav sind, solange ich weg bin.« Er nickte und eine stattliche Gestalt in einem schwarzen Umhang kam herein. Der Söldner schien die ganze Loge auszufüllen.
»Ich glaube, Sie beide hatten schon das Vergnügen.« Mr Makepeace ließ das Messer in seinem Gehrock verschwinden. »Sie haben sich bestimmt viel zu erzählen. Ich möchte Sie nicht bevormunden, John, aber einen kleinen Rat hätte ich doch für Sie.« Er stand schon an der Treppe und blickte noch einmal über die Schulter. »Legen Sie es nicht darauf an, dasselbe Schicksal zu erleiden wie die arme kleine Kitty. Es gibt noch so vieles, was ich Ihnen zeigen möchte.«
Dann war er weg. Nathanael betrachtete das tote Mädchen. Unten im Saal herrschte unheilvolle Stille. Nur ab und zu hörte man Schuhsohlen schlurfen oder einen Dämon schnattern, während die komplette britische Regierung gefesselt und geknebelt zügig abgeführt wurde.
Teil Vier
Bartimäus
Alexandria, 124 v. Chr.
Es waren unruhige Zeiten in Ägypten. Über die Katarakte im Süden waren Banditen ins Land eingedrungen und hatten etliche Grenzstädte verwüstet, Beduinenstämme überfielen Handelskarawanen, auf dem Meer lauerten Barbarenpiraten auf Beute. Die Berater des Königs drängten ihn, Hilfe von außen zu erbitten, aber er war alt, stolz und argwöhnisch und wollte ihren Rat nicht befolgen.
In einem verspäteten Versuch, seine Feinde bei Hofe für sich einzunehmen, bot ihnen Ptolemäus seine Dienste an. Womit er, wie er freimütig zugab, meine Dienste meinte.
»Bitte fühl dich nicht gekränkt«, sagte er, als wir am Abend meines Aufbruchs auf dem Dach saßen, »aber bei allem Respekt vor Affa und Penrenutet bist du, mein lieber Rekhyt, von meinen Dienern der Tauglichste. Ich bin fest überzeugt, dass du zum Wohle unseres Landes wahre Wunder vollbringen wirst. Befolge die Befehle der Feldherren und improvisiere nötigenfalls. Ich entschuldige mich schon jetzt für alle Unannehmlichkeiten, aber auf Dauer gesehen, wirst auch du einen Vorteil aus dieser Abmachung ziehen. Wenn wir Glück haben, hält mir dein mutiger Einsatz die Häscher meines Vetters vom Hals, und ich kann meine Forschungen endlich abschließen.«
Ich hatte die majestätische Gestalt eines Wüstenlöwen angenommen und knurrte dementsprechend tief und grollend: »Ihr kennt die Niedertracht der Menschen nicht. Euer Vetter wird nicht ruhen und rasten, bis Ihr tot seid. Ihr werdet auf Schritt und Tritt von Spitzeln beobachtet. Erst heute Morgen habe ich in Eurem Badehaus zwei von den Priestern beauftragte Kobolde ertappt. Wir haben uns kurz unterhalten und jetzt stehen die beiden sozusagen in Euren Diensten.«
Der Junge nickte. »Das freut mich.«
Der Löwe rülpste. »Sie haben mir freundlicherweise ihre Substanz überlassen, um die meine zu stärken. Schaut nicht so entsetzt. Ich habe Euch doch erklärt, dass wir Wesenheiten in unserer Welt ohnehin alle eins sind.«
Wie üblich genügte auch
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