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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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drang auf mich ein. Ich lehnte mich empört zurück. »Woraus denn sonst? Hört auf, damit rum-zufuchteln.«
    »Gut. Das hänge ich mir zum Schutz um den Hals, nur für den Fall dass irgendwelche Kobolde die Nase hier reinstecken, solange ich unterwegs bin. Aber nun wieder zu dir, Rekhyt. Ich danke dir, dass du mir immer treu gedient hast. Ich stehe in deiner Schuld. Gleich entlasse ich dich und damit sind alle deine Verpflichtungen mir gegenüber abgegolten.«
    Ich verbeugte mich, wie es Sitte war. »Seid bedankt, o Herr.«
    Er winkte ab. »Den ›Herrn‹ wollen wir von heute an weglassen. Wenn du am Anderen Ort bist, lausche bitte, ob dich jemand beim Namen ruft – ich meine, bei deinem wahren Namen. 5
(Nämlich Bartimäus, falls du das vergessen haben solltest. Ptolemäus war bloß zu höflich, ihn zu verwenden. )
Wenn ich mit der Beschwörung fertig bin, rufe ich dich drei Mal. Wenn du magst, antwortest du mir. Das müsste genügen, damit ich die Richtung weiß. Ich durchschreite die Pforte und komme zu dir.«
    Ich gönnte ihm meinen skeptischsten Blick. »Glaubt Ihr wirklich?«
    »Allerdings. Wenn du meiner aber nach so langer Zeit überdrüssig bist, Rekhyt, ist die Sache ganz einfach. Dann antwortest du eben nicht.«
    »Die Entscheidung liegt bei mir?«
    »Selbstverständlich. Am Anderen Ort hast du zu bestimmen. Wenn du Lust hast, mich herüberzurufen, fühle ich mich sehr geehrt.« Sein Gesicht war ganz rot vor Aufregung, seine Pupillen katzenhaft geweitet, in Gedanken ergötzte er sich schon an den Wundern jenseits der Pforte. Am Fenster stand eine Schale mit Wasser. Er wusch sich Gesicht und Hals.
    »Nichts gegen Eure Ideen«, gab ich zu bedenken, »aber habt Ihr auch eine Vorstellung, was mit Eurem Körper geschieht, falls Ihr die Pforte tatsächlich durchschreitet? Ihr seid schließlich kein Substanz-wesen.«
    Er trocknete sich mit einem Tuch ab und blickte dabei über die Dächer, wo der geschäftige Lärm der Mittagsstunden wie ein unsichtbarer Mantel über der Stadt lag. »Manchmal kommt es mir vor«, sagte er leise, »als sei auch ich kein rechtes Erdenwesen. Ich habe mein ganzes Leben in Bibliotheken verbracht, fern aller Abenteuer, die uns die Welt zu bieten hat. Wenn ich zurückkehre, Rekhyt, werde ich wie du in die Ferne ziehen.« Er drehte sich um und reckte die mageren braunen Arme. »Es stimmt schon, ich habe keine Ahnung, was dabei mit mir geschieht. Vielleicht muss ich bitter dafür büßen. Aber ich finde, das ist es wert, wenn ich dadurch sehen kann, was noch nie ein Mensch gesehen hat!« Er schloss einen Fensterladen nach dem anderen, bis wir in dämmrigem Zwielicht standen, dann sperrte er die Zimmertür ab.
    »Vielleicht müsst Ihr ja mir gehorchen, wenn wir uns wiedersehen«, meinte ich.
    »Das ist sogar sehr wahrscheinlich.«
    »Trotzdem vertraut Ihr mir?«
    Ptolemäus lachte. »Was habe ich denn die ganze Zeit über getan? Wann habe ich dich zuletzt in ein Pentagramm gebannt? Sieh dich doch an! Du bist genauso frei wie ich. Du könntest mir jederzeit den Hals umdrehen und dich aus dem Staub machen.«
    »Ach so. Stimmt ja.« Das hatte ich glatt vergessen.
    Der Junge klatschte in die Hände. »So, wir sind so weit. Penrenutet und Affa habe ich schon entlassen, ich bin aller Verpflichtungen ledig. Jetzt ist die Reihe an dir. Hüpf in das Pentagramm und ich entlasse dich.«
    »Wer soll Euch dann beschützen?« Ich sah mich in dem abgedunkelten Zimmer um. Schräge Streifen Sonnenlicht zogen sich wie Krallenspuren über Boden und Wände. »Wenn wir drei nicht mehr da sind, seid Ihr Euren Feinden wehrlos ausgeliefert.«
    »Penrenutets letzter Auftrag bestand darin, in meiner Gestalt auf der Landstraße nach Süden zu reiten. Er sorgt dafür, dass man ihn dabei beobachtet. Die Spitzel werden seiner Karawane folgen. Du siehst, mein guter Rekhyt, ich habe an alles gedacht.« Er winkte mir. Ich betrat den Kreis.
    »Ihr wisst aber, dass Ihr dieses gefährliche Experiment nicht durchführen müsst.« Ich musterte seine schmalen Schultern, den sehnigen Hals und die dünnen Beine unter dem Gewand.
    »Es ist kein Experiment, es ist eine symbolische Handlung. Eine Entschädigung.«
    »Wofür? Für dreitausend Jahre Knechtschaft? Weshalb wollt Ihr Euch die Schuld an ungezählten Verbrechen aufbürden? Noch nie ist irgendeinem Zauberer etwas Derartiges in den Sinn gekommen.«
    »Das ist es ja gerade. Ich bin der Erste. Wenn alles gut geht und ich zurückkehre, um davon zu berichten, werden viele

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