Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
eine gewisse Übung darin erlangt, die Neuen waren davon noch himmelweit entfernt.
Wie auf Kommando lachten, zappelten, hampelten und stolperten die sechs Zauberer – der kleine Dicke und die fünf anderen –, schlugen wild um sich und kippten schließlich in ihren Bannkreisen um.
Ich blinzelte zu Faquarl hoch. »Auweia, da krieg ich aber Angst! Die Dschinn schlagen zurück!«
Er machte ein mürrisches Gesicht und wollte dem kleinen Dicken aufhelfen, der offenbar der Kopf der Bande war, hielt aber inne, als sich an der Tür etwas regte. Dort stand ein anderer alter Bekannter. Der Söldner. In seinem Blick, aus dem sonst das Zartgefühl eines Betonklotzes sprach, war nacktes Entsetzen zu lesen. Vielleicht war es der Schreck angesichts der wie Kellerasseln auf dem Rücken liegenden und hilflos zappelnden Zauberer, vielleicht auch die Erkenntnis, dass ihn vermutlich niemand mehr für seine Dienste bezahlen würde – was immer der Grund war, er beschloss, den Schauplatz zu verlassen. Er wandte sich zur Tür…
Mit einem Riesensatz stand Faquarl neben ihm. Er bewegte kaum die schmächtigen Arme und der Söldner flog quer durch den Saal und krachte gegen eine Marmorfigur. Der Schwarzbart rappelte sich auf und zog seinen Dolch, Faquarl war blitzschnell über ihm. Fliegende Fäuste, prasselnde Hiebe – es klang wie eine Schlägerei in einer Bratpfannenfabrik. Der Dolch schlitterte über den Steinfußboden, der Söldner brach keuchend zusammen. Faquarl stand auf, richtete Mr Hopkins’ Krawatte und kam mit langen Schritten zu mir zurück.
Ich hatte das Ganze beobachtet und sprach ihm widerstrebend meine Anerkennung aus. »Nicht übel. Ist mir leider noch nie gelungen, obwohl ich schon Jahre dran arbeite.«
Faquarl zuckte die Achseln. »Man darf keine Magie anwenden, Bartimäus, das ist der Trick. Der Typ hat unglaubliche Abwehrkräfte, die sich von unseren Kräften förmlich zu nähren scheinen. Da ist es ganz praktisch, einen Erdenkörper zu besitzen, der einen schützt. Aber glaub bloß nicht, du kannst dich jetzt verdrücken, um dich kümmere ich mich gleich.« Er ging zu dem kleinen Dicken hinüber, der sich unter Geschrei und Gebelfer am Boden wälzte.
Schimpft mich meinetwegen eitel, aber ich hatte genug davon, als Schleimpfütze rumzuwabbeln. Ich nahm alle Kraft zusammen und verwandelte mich in einen Glibberkegel. War das eine Verbesserung? Eigentlich nicht, aber für alles andere war ich viel zu entkräftet. Der Glibberkegel hielt Ausschau nach Mandrake. Wenn es mir dreckig ging, sah es für ihn bestimmt auch finster aus.
Zu meiner Verwunderung sah ich ihn mit Kitty Jones an einem Tisch stehen. 2
(Wobei ich weniger den Tisch verwunderlich fand als vielmehr Kitty Jones Anwesenheit. Der Tisch an und für sich war einwandfrei blitzblank poliert. )
Ich war baff. Wie kam denn das Mädchen hierher? Außerdem war Mandrake anscheinend damit beschäftigt, ihr irgendwelche Handfesseln abzunehmen. Krass! Das war ja noch schriller als das schon reichlich schrille Faquarl/Hopkins-Duo. Weder mein Herr noch Kitty schien in besonders guter Verfassung zu sein, aber sie tuschelten lebhaft miteinander und schielten immer wieder zur Tür. Sie hatten sich das Missgeschick des Söldners zu Herzen genommen und vermieden jede unüberlegte Bewegung.
In gemächlichem Glibbertempo glitschte ich auf sie zu, aber ich war noch nicht weit gekommen, als mit einem Mal der ganze Boden erzitterte, die Marmorfliesen barsten und die Skulpturen rückwärts in ihre Nischen kippten. Es hätte ein Erdbeben sein können, aber vielleicht war ja auch ein Vogel-Rock-Weibchen auf dem Dach gelandet. Weder noch. Der kleine Dicke, der immer noch am Boden lag, war der Verursacher. Es war ihm gelungen, sich auf die Seite zu wälzen, und jetzt versuchte er, nur mithilfe der Beine aufzustehen, was zur Folge hatte, dass er im Uhrzeigersinn um die eigene Achse kreiselte. Das Geschöpf, das sich in ihm eingenistet hatte, wurde immer zorniger und ließ ihn wütend mit der flachen Hand auf den Marmorboden schlagen, und davon wackelte jedes Mal der ganze Saal.
Faquarl war zu ihm geeilt und versuchte, ihm hochzuhelfen. »Die Füße flach auf den Boden, Fürst Nouda. Ja, so! Ich halte Euch! Gut! Vorsicht – ja, jetzt könnt Ihr aufstehen. Geschafft! Wir stehen!«
Nouda… Der Glibberkegel legte die Spitze schief. Hatte ich richtig gehört? Unsinn. Nicht mal der dümmste Zauberer war so eitel, so tollkühn, so bescheuert, einer Wesenheit wie Nouda Unterkunft zu
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