Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
und geknebelt ganz in der Nähe. Ihr habt das Gehirn Eures Zauberers verspeist, Fürst Nouda, deshalb erinnert Ihr Euch nicht daran.«
Nouda lachte so hemmungslos, dass ein Sessel umfiel. »Stimmt! Ist ja auch lästig, so ein Hirn zu zweit zu benutzen! Dann ist ja alles bestens! Unsere Substanz ist wohl geborgen, wir sind unserer Fesseln ledig! Bald streifen wir zu hunderten durch die Welt und futtern, futtern, futtern nach Herzenslust!«
Ich hatte den Verdacht, dass er nicht von gewöhnlichem Tourismus sprach. Ich sah mich nach Mandrake und Kitty um. Sie waren schon fast an der Tür. »Eine Frage noch. Wenn das große Schlachtfest vorbei ist, wie kommt ihr dann alle wieder heim?«
»Heim?«, fragte Nouda.
»Heim?«, fragte auch Faquarl. »Was meinst du damit?«
»Na ja«, der Glibberkegel zuckte die Achseln (mit bescheidenem Erfolg), »heim – zurück an den Anderen Ort. Wenn ihr dieser Welt überdrüssig geworden seid.«
»Das gehört nicht zu unserem Plan, kleiner Dschinn.« Noudas Kopf schlenkerte jäh zu mir herum. »Die Welt ist groß und abwechslungsreich und jetzt gehört sie uns.«
»Aber…«
»Unser Hass hat sich so lange aufgestaut, dass ihn auch der Andere Ort nicht besänftigen kann. Denk daran, was du selbst durchgemacht hast. Dir geht es gewiss ebenso.« Von irgendwoher ertönte ein Aufschrei. Nouda fuhr zusammen und zerbrach die Sessellehne. »Was ist das für ein Lärm?«
Faquarl grinste. »Ich glaube, das ist Bartimäus’ Herr und Meister.«
Geschrei, Gebrüll… Mit der ihm eigenen Unfähigkeit hatte es Mandrake natürlich nicht bis zur Tür geschafft. Stattdessen waren er und Kitty Jenkins in die Arme gelaufen, der sich inzwischen einigermaßen gelenkig bewegte. Die betreffende Wesenheit lernte offenbar schnell.
»Bring ihn her«, befahl Nouda neugierig.
Es dauerte eine Weile, weil Jenkins die Knie noch nicht beugen konnte, aber schließlich standen die beiden Menschen reichlich zerzaust vor dem goldenen Sessel. Jenkins hatte beide am Nacken gepackt. Sowohl Mandrake als auch Kitty sahen mitgenommen und niedergeschlagen aus. Sie ließen die Schultern hängen, ihre Kleidung war zerrissen, Kittys Mantel war halb weggekokelt. Der Glibberkegel seufzte heimlich.
Nouda experimentierte mit einem gespenstischen, unbeholfenen Lächeln und zappelte vor Aufregung. »Fleisch! Ich wittere Fleisch! Welch köstlicher Duft!«
Ein Anflug von Trotz ließ Mandrakes Augen aufleuchten. »Bartimäus«, sagte er heiser, »noch bin ich dein Herr und Meister. Ich befehle dir, uns unverzüglich zu befreien.«
Darüber mussten Faquarl und Nouda herzlich lachen. Ich nicht. »Die Zeiten sind vorbei«, erwiderte ich. »Halt lieber die Klappe.«
»Ich befehle dir…«
Jenkins fragte mit tiefer Frauenstimme: »Bist du das, Bartimäus?«
»Naeryan!«, rief der Glibberkegel aus. »Wir haben uns ja seit Konstantinopel nicht mehr gesehen!«
»Willst du wohl hören? Ich befehle…«
»Wie geht’s, wie steht’s, Bartimäus? Du siehst ja aus wie ein Schluck Wasser in der Kurve.«
»Tja, ich fühl mich tatsächlich ein bisschen wabb…, äh, wacklig. Und du? Rotblondes Haar, Brille, bloß zwei Beine – ein ziemlicher Rückschritt, oder?« 6
( Ungelogen: Normalerweise gehörten zu Naeryans Erscheinung ein dunkelblauer Torso, drei funkelnde, beliebig angeordnete Augen und unzählige spinnenbeinartige Gliedmaßen. Ob man auf so was steht, mag Geschmackssache sein, aber es war um Klassen besser als Jenkins.)
»Ich befehle dir… befehle dir…« Mandrake ließ den Kopf hängen und verstummte.
»Das ist es wert, Bartimäus!«, schwärmte Naeryan. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt! Klar sieht man unvorteilhaft aus, aber die Möglichkeiten… Machst du jetzt bei uns mit?«
»Jawohl«, donnerte Nouda, »mach mit! Wir suchen dir einen passenden Zauberer und zwingen ihn, dich einzulassen.«
Der Glibberkegel richtete sich hoch auf. »Vielen Dank euch beiden für das wahrhaft großzügige Angebot, aber ich muss es leider ausschlagen. Ich habe genug von dieser Welt und allem, was dazugehört. Meine Substanz schmerzt so unerträglich, dass ich nur noch den Wunsch habe, so schnell wie möglich an den Anderen Ort zurückzukehren und meine Ruhe zu haben.«
Nouda war verstimmt. »Das kann ich nicht nachvollziehen.«
»Ich hab’s Euch doch gesagt!«, mischte sich Faquarl ein. »Bartimäus ist unbeständig und sprunghaft. Schafft ihn Euch mit einem Rüttler vom Hals!«
Makepeace entfuhr ein
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