Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
entschieden?«
Nathanael nannte die ersten beiden Namen, die ihm einfielen: »Ich schwanke noch zwischen zwei Dschinn aus äthiopischen Handschriften, Zosa und Karloum.«
»Eine interessante, wenn auch bescheidene Wahl. Ich würde Karloum vorschlagen. Bitte sehr.«
Nathanael nickte. Er warf Kitty, die ihn gespannt beobachtete, einen letzten Blick zu, dann steuerte er das nächstbeste unbesetzte Pentagramm an. Er musste sich beeilen, denn schon sah er aus dem Augenwinkel eigenartig verzerrte Gestalten über Jenkins und Lime flirren. Wen mochten die beiden Trottel beschworen haben? Jedenfalls hatten sie hoffentlich noch ein Weilchen damit zu tun, ihre inwendigen Diener zu bändigen. Bis es so weit war, hätten Cormocodran und Hodge sie überwältigt.
Nathanael trat in den Bannkreis, räusperte sich und sah sich um. Makepeace ließ ihn nicht aus den Augen, er war unverkennbar misstrauisch. Nathanael grinste sarkastisch. Dazu hatte der Kerl auch allen Grund, wie sich hoffentlich bald herausstellen würde.
Nathanael sammelte sich. Waren die Dschinn erst da, musste es schnell gehen. Er musste ihnen klare Befehle erteilen. Dann schritt er zur Tat. Mit großer Gebärde rief er seine fünf mächtigen Dämonen beim Namen und deutete auf den benachbarten Kreis. Er machte sich auf Explosionen gefasst, auf Rauch und Höllenfeuer, auf das jähe Erscheinen scheußlicher Schreckbilder.
Mit kläglichem Platschen klatschte etwas Kleines, Körperloses in das Pentagramm, dass es nur so spritzte. Als hätte jemand ein verfaultes Stück Obst fallen lassen. Das Ding besaß keine erkennbare Gestalt, dafür roch es kräftig nach Fisch.
In seiner Mitte wölbte sich ein Knubbel. Ein feines Stimmchen ertönte: »Gerettet!« Der Knubbel drehte sich und schien Mr Hopkins zu erkennen. »Oha.«
Nathanael starrte das Ding sprachlos an.
Quentin Makepeace hatte es ebenfalls gesehen, kam näher und beugte sich darüber. »Na, so was! Sieht aus wie ein halb garer Auflauf. Mit einer Prise Verstand. Was sagen Sie dazu, Hopkins?«
Mr Hopkins kam zu ihnen herüber und sah Nathanael scheel an. »Ich fürchte, ganz so harmlos ist es nicht. Das sind die Überreste eines bösartigen Dschinn, der vorhin versucht hat, mich in seine Gewalt zu bringen. Er hatte noch andere Dämonen dabei, aber die habe ich gleich erschlagen. Ich fürchte, Meister Mandrake wollte uns austricksen.«
»Tatsächlich?« Quentin Makepeace richtete sich auf und machte eine betroffene Miene. »Herrje, das ändert natürlich alles. Ich habe immer große Stücke auf Sie gehalten, John, ich dachte wirklich, wir beide könnten einander prima ergänzen. Na ja, halb so schlimm. Zum Glück habe ich Hopkins und fünf wahre Freunde, auf die ich mich verlassen kann.« Er sah von einem Verschwörer zum anderen, die jetzt, da sie ihre Beschwörungen absolviert hatten, reglos in ihren Bannkreisen standen. »Damit komme ich aus. Unsere erste Genugtuung wird sein, Sie und Ihr Geschöpf sterben zu sehen. – Hick!« Er schlug die Hand vor den Mund. »Verzeihung. Ich habe wohl – hick! – Verdauungsprobleme. Nun denn…« Er stieß abermals auf, schnappte nach Luft und bekam Stielaugen. Er bebte am ganzen Leib, seine Knie gaben nach, es sah aus, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen.
Nathanael wich entsetzt zurück. Makepeace wand sich wie eine Schlange, als hätte er keinen Knochen im Leib, versteifte sich wieder und kam zur Ruhe. Der Dichter schien sich zusammenzunehmen. Ein Anflug von Angst lag in seinem Blick und er lallte: »Es ist…«
Ein gewaltiger Krampf erstickte den Rest des Satzes. Makepeace hampelte herum wie eine Marionette an verhedderten Schnüren.
Der Kopf fuhr in die Höhe, die Augen starrten blind ins Leere. Der Mund lachte.
Lime, Jenkins und die übrigen Verschwörer standen in ihren Bann-kreisen um ihn herum und stimmten in das Gelächter ein. Sie schienen das Zucken und Zappeln ihres Rädelsführers nachzuäffen.
Nathanael stand da wie gelähmt, als das Gelächter losbrach. Es war kein freundliches oder amüsiertes Gelächter, aber auch nicht ausgesprochen boshaft, gierig, schadenfroh oder grausam. Das alles wäre längst nicht so verstörend gewesen. Das Gelächter klang hohl, misstönend und unirdisch, es drückte keine bekannte menschliche Regung aus.
Es hatte überhaupt nichts Menschliches.
Bartimäus
24
Die Suppe war meine Rettung, die sämige Fischsuppe in der Terrine. Zuerst, als ich brutal gegen die Metallwand gedrückt wurde, löste sich meine
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