Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
ohrenbetäubendes Grollen, die Luft flimmerte vor Hitze, Faquarls Kleider gingen fauchend in Flammen auf. Nouda sog die Luft wieder ein und die Flammen erloschen. Makepeace funkelte Hopkins an. 7
( Tief in seinen Augen sah ich die fürchterlichen Kräfte des Anderen Ortes strudeln, sodass ich unwillkürlich überlegte, wie lange ein irdischer Leib der Belastung durch einen solchen Bewohner wohl standhielt. )
»Nimm dich in Acht, Faquarl. Übertreib es nicht mit deinen Ratschlägen. Der Dschinn mag tun und lassen, was ihm beliebt.«
Der Glibberkegel verneigte sich. »Meine Dankbarkeit ist grenzenlos, Fürst Nouda. Wenn Ihr gestattet, hätte ich noch eine letzte Bitte.«
»An diesem ruhmreichen Tag, da ich die Herrschaft über die Erde antrete, hat auch der geringste meiner Mitgeister bei mir einen Wunsch frei, und der bist eindeutig du. Ich will deine Bitte erfüllen, so es in meiner Macht liegt. Sprich!«
Der Glibberkegel verneigte sich fast bis zum Boden. »Verschont diese beiden Menschen, Fürst Nouda. Ihr habt es selbst gesagt, die Welt ist groß und abwechslungsreich. Es gibt noch viele andere Menschen, an denen Ihr Euch laben könnt. Verschont diese beiden.«
Das schlug ein wie eine Bombe. Faquarl schnaubte angewidert, Naeryan schüttelte missbilligend den Kopf. Was Nouda betraf, mahlte er so heftig mit den Kiefern, dass die Zierputten von seinem Sessel bröckelten. Seine Augen loderten, und er grub die Finger in die Tischplatte, als wäre sie aus Butter. Direkt begeistert war er offenbar nicht. »Ich habe dir mein Wort gegeben, Dschinn, und darf es nicht brechen«, donnerte er, »aber das geht zu weit. Ehe ich auf Fresstour gehe, brauche ich eine solide Grundlage. Ich hatte mich schon auf die beiden gefreut, vor allem auf das Mädchen. Der Junge sieht bitter und knorpelig aus und schmeckt vermutlich wie Kerzenwachs, aber das Mädchen ist bestimmt überaus delikat. Und du bittest mich, die beiden zu verschonen! Mir scheint, Faquarl hat Recht, du hast wirklich einen Dachschaden!«
Das erschien mir aus dem Mund von jemandem, der sich freiwillig und unwiderruflich den Beschränkungen der Menschenwelt unterwarf, nun doch ein bisschen stark, aber ich wollte mich nicht streiten. Ich verneigte mich noch tiefer.
»Also so was!« Nouda ereiferte sich immer mehr. Mit einem Mal gelang es Makepeace, sich halb von seinem Sessel zu erheben. »Sich mit einem Menschen verbünden! Du bist ein Überläufer, ein Verräter! Am liebsten würde ich dich auf der Stelle verspeisen. Aber nein, ich muss ja Wort halten. Verschwinde! Geh mir aus den Augen!«
Ich ließ mir meinen Ärger nicht anmerken. »In gewisser Weise sind wir tatsächlich Verbündete«, entgegnete ich ungerührt, »aber jetzt ist die Grenze erst einmal erreicht, und deshalb verabschiede ich mich.« Der Glibberkegel drehte sich zu Mandrake um, der mit käseweißem Gesicht zugehört hatte. »Entlasse mich.«
Es dauerte einen Augenblick, bis er sprechen konnte, und Kitty musste ihn erst kräftig mit dem Ellbogen anstoßen. Er kam dreimal ins Stottern und musste wieder von vorn anfangen. Er sprach im Flüsterton und sah nicht mal in meine Richtung. Kitty dagegen ließ mich nicht aus den Augen, als ich emporschwebte, kurz aufflackerte, leise flimmerte und schließlich verschwand.
Das Letzte, was ich sah, waren die beiden, wie sie sich Schutz suchend aneinander schmiegten und klein und verletzlich zwischen lauter Dschinn standen. Was ich dabei empfand? Nichts. Ich hatte mich nach besten Kräften für sie eingesetzt, Nouda würde Wort halten und die beiden verschonen. Alles andere ging mich nichts mehr an. Ich wollte nur noch weg und dafür war es allerhöchste Eisenbahn. Ich konnte von Glück sagen, dass ich mit dem Leben davongekommen war.
Ja, ich hatte getan, was ich konnte, und brauchte keinen Gedanken mehr an die beiden zu verschwenden. Ich war frei.
Frei.
Überleg doch mal: Sogar im Vollbesitz meiner Kräfte war ich, verglichen mit Nouda, ein Nichts. Was hätte ich schon groß tun können?
Kitty
25
Für Kitty waren die Augenblicke nach Bartimäus’ Weggang die schlimmsten und verzweifeltsten überhaupt. Mit ihm verschwand ihre letzte Hoffnung und leider waren auch die anderen Dämonen jetzt nicht mehr abgelenkt. Hopkins drehte sich nach ihnen um, Makepeace verdrehte die glasigen Augen, bis sein Blick schließlich an ihr haften blieb. Sie spürte, wie die Dämonen sie kühl taxierten, spürte, dass sie trotz ihrer wächsernen Gesichter vor keiner
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