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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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flüssig und gasförmig, eine Art Schlieren, die sich unaufhörlich teilten und wieder miteinander verschmolzen.
    Weder Entfernungen noch Richtungen ließen sich bestimmen, ebenso wenig das Fortschreiten der Zeit. Da nichts je still hielt und keine Konstellation sich je wiederholte, schien das Ganze weder Sinn noch Zweck zu haben. Das störte Kitty anfangs nicht, erst als sie vergeblich herauszufinden versuchte, wo sie selbst sich im Verhältnis zu ihrer Umgebung eigentlich befand, wurde sie ein wenig unruhig. Sie empfand sich selbst nicht als etwas Festgelegtes, von der Umgebung Unterschiedenes, sondern es kam ihr manchmal vor, als sei sie überall zugleich und betrachte das Treiben gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln, was ausgesprochen verwirrend war.
    Darum suchte sie sich einen bestimmten Farbfleck und folgte ihm mit dem Blick, doch das war ungefähr so Erfolg versprechend, wie ein einzelnes Blatt an einem weit entfernten, vom Wind geschüttelten Baum im Auge zu behalten. Kaum hatte sich ein Fleck gebildet, zerrann er auch schon wieder, mischte sich mit anderen Flecken, weigerte sich eigensinnig, unverwechselbar zu sein. Kitty wurde vom bloßen Zuschauen schwindelig.
    Zu allem Übel fiel ihr jetzt auf, dass inmitten des Strudels flüchtige Bilder aufblitzten, so kurz, dass man sie nicht richtig erkennen konnte, wie Fotografien im Licht einer flackernden Glühbirne. Sosehr sich Kitty auch anstrengte, es ging einfach zu schnell. Sie wurde immer unzufriedener, weil es ihr vorkam, als wollten ihr die Bilder etwas mitteilen.
    Irgendwann fiel ihr auch wieder ein, dass sie aus einem bestimmten Grund hergekommen war, aber aus welchem? Sie hatte nicht den Wunsch, irgendetwas zu unternehmen, am liebsten hätte sie sich einfach inmitten von Licht-und Farbtupfen treiben lassen. Trotzdem störte es sie auch, dass sich alles immerzu veränderte, und sie hatte das Bedürfnis nach einer gewissen Ordnung, nach einem greifbaren Anhaltspunkt. Aber wie sollte sie das anstellen, wenn sie selbst nichts Greifbares mehr war?
    Unschlüssig steuerte sie einen orangebraunen Farbfleck an, der in unbestimmter Entfernung einhertrieb. Sie setzte sich tatsächlich in Bewegung, allerdings in verschiedene Richtungen gleichzeitig, und als sie sich wieder halbwegs zurechtfand, war der Farbfleck ebenso weit weg wie zuvor. Sie unternahm noch ein paar Anläufe, aber es war jedes Mal dasselbe, ihre Bewegungen waren völlig unberechenbar.
    Da wurde es Kitty zum ersten Mal mulmig. Neben den Lichtern gab es auch dunkle Tupfen, die sich zusammenballten und wieder auflösten. Bei ihrem Anblick erinnerte sich Kitty vage an irdische Urängste, an die Angst vor Leere und Einsamkeit, die Angst davor, in der unendlichen Weite des Universums ganz allein zu sein.
    So geht das nicht weiter, dachte sie, ich brauche einen Körper.
    Mit wachsender Beunruhigung beobachtete sie den rastlosen Mahlstrom aus flackernden Bildern, flimmernden Lichtern und undefinierbaren Farbschlieren. Ihr Blick fiel auf einen lustig umherhüpfenden blaugrünen Fleck.
    Halt STILL!, dachte sie wütend.
    War es Einbildung oder hatte ein kleiner Ausläufer einen Augenblick innegehalten? Es war so schnell gegangen, dass sie nicht sicher war.
    Kitty fixierte eine andere Farbschliere und befahl ihr in Gedanken anzuhalten. Sie freute sich, als die Schliere tatsächlich gehorchte und ein Ausläufer sich zu einer halb durchsichtigen Schnecke verfestigte, wie das Ende eines Farnwedels. Als Kittys Willensanstrengung aber nachließ, entrollte sich die Schnecke wieder und zerfloss.
    Beim nächsten Mal wünschte sich Kitty, die betreffende Schliere möge sich in etwas Festes, Kompaktes verwandeln, und hatte abermals Erfolg. Es gelang ihr sogar, den wabernden Batzen mittels Willenskraft zu einer Art Würfel umzuformen, allerdings einem ziemlich unregelmäßigen. Auch der Würfel löste sich wieder auf, sobald ihre Konzentration nachließ.
    Die formbaren Materiebatzen kamen Kitty irgendwie bekannt vor. Nach einigem Grübeln fiel ihr ein, woran sie dabei denken musste: an den Dschinn Bartimäus, wenn er die Erscheinungsform wechselte. Wenn man ihn auf die Erde beschwor, war er gezwungen, eine bestimmte Gestalt anzunehmen, auch wenn er die Erscheinung jederzeit ändern konnte. Vielleicht sollte sie jetzt, da alles ins Gegenteil verkehrt war, dasselbe versuchen.
    Eine Gestalt… Bei dieser Überlegung fiel ihr endlich wieder ein, weshalb sie eigentlich hier war. Sie wollte Bartimäus suchen!
    Kittys

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