Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers
vor allem auf jüngere Menschen aus. Kommst du mit oder ziehst du einen ehrenhafteren Tod vor? Damit kann ich dienen.«
»Wir beide…« Nathanaels Stimme war belegt, seine Zunge schwer. »Wir beide müssen nicht unbedingt Gegner sein.«
Polterndes Gelächter. »Gegner? Das würde voraussetzen, dass wir einander ebenbürtig sind.«
»Ich habe noch einen letzten Diener an der Hand«, log Nathanael. »Überlegen Sie es sich noch einmal, ehe ich ihn loslasse. Wollen wir uns nicht lieber zusammentun? Das wäre doch auch in Ihrem Interesse. Wenn wir den Feind erst verjagt haben, will ich Sie aus der Staatskasse reich entlohnen. Ich überhäufe Sie mit Gold! Ich könnte Sie auch in den Adelsstand erheben und mit Reichtümern und Ländereien ausstatten, so viel Ihr schwarzes Herz begehrt, Sie brauchen sich mir nur anzuschließen. Hier unten lagern Waffen…«
Der Söldner spuckte verächtlich auf den Boden. »Ich brauche keine Ländereien und keinen Adelstitel, solchen Firlefanz verbietet der Geheimbund, dem ich angehöre. Mit Gold ist das etwas anderes, aber das kann ich auch von den Dämonen bekommen, wenn ich ihnen diene. Außerdem – halt den Mund, ich weiß schon, was du sagen willst! Wenn Nouda tatsächlich ganz London oder meinetwegen ganz Europa in Schutt und Asche legt – na und? Meinetwegen kann er die ganze Welt in die Luft jagen! Ich gebe nichts auf Weltreiche, Minister und Könige. Soll doch alles zum Teufel gehen. Ich schwimme immer oben. Hast du dich endlich entschieden? Kommst du mit oder willst du lieber hier unten sterben?«
Nathanael kniff die Augen zusammen. »Meine Entscheidung steht schon hinter Ihnen. Töte ihn, Belazael! Mach ihn fertig!«
Dabei zeigte er zur Treppe. Der Söldner fuhr geduckt herum, doch das Treppenhaus war leer. Fluchend wandte er sich wieder Nathanael zu. Eine silberne Wurfscheibe hielt er schon lose in der Hand. Er sah den jungen Zauberer den Gang zur Schatzkammer entlangspurten. Der Söldner holte aus, die Scheibe sauste durch die Luft…
Nathanael drehte sich im Laufen um, stolperte über eine schiefe Bodenplatte und schlug lang hin.
Die Wurfscheibe traf die Wand dicht über seinem Kopf, prallte wie ein Querschläger gegen die andere Wand und fiel scheppernd zu Boden.
Nathanael landete auf allen vieren, rappelte sich wieder hoch, hob die Scheibe auf und rannte weiter, wobei er sich nur einen flüchtigen Blick über die Schulter gestattete.
Der Söldner kam mit wütendem Gesicht hinter ihm her, sein Gang war gemächlich, um seine Stiefel flimmerte es. Sein erster Schritt war dreimal so lang wie der eines gewöhnlichen Menschen, mit dem zweiten stand er bereits hinter Nathanael. Er hob den Dolch, Nathanael schrie auf, wich aus…
Lautlos wie Rauch löste sich ein grauer Schatten aus der Wand. Ein langer Arm schlang sich dem Bärtigen um die Hüfte, ein anderer um seinen Hals. Der Söldner holte mit dem Dolch aus und hieb wild um sich. Der Schatten ächzte und verstärkte seinen Griff. Dann verströmte er eine bläuliche Strahlung. Der Söldner hustete und spuckte. Noch mehr Schatten kamen aus den Wänden und dem Boden, legten sich um Stiefel und Hosenbeine des Mannes, griffen nach seinem wehenden Umhang. Der Bedrängte stach um sich und stieß den Absatz auf den Boden, und die Siebenmeilenstiefel setzten sich in Bewegung. Mit einem einzigen Schritt hatte er den ganzen Gang durchquert und stand an der nächsten Abzweigung, aber der bläuliche Schimmer umgab seinen Kopf immer noch, die Schatten hingen wie Blutegel an ihm und aus den Wänden kam unablässig Verstärkung.
Nathanael lehnte sich Halt suchend an die Wand. Na klar, es lag an den Stiefeln! Beim Überschreiten der Schranke hatte die Aura der Stiefel den Sicherheitsmechanismus ausgelöst und die Schatten hatten sich auf den Träger gestürzt. Nur schade, dass es sich um eine magische Vorkehrung handelte, denn wie Nathanael aus eigener leidvoller Erfahrung wusste, war der Mann gegen jegliche Zauberei so gut wie immun.
Trotzdem hatten die Schatten Nathanael einen Aufschub verschafft. Leider lag die Schatzkammer irgendwo hinter dem um sich schlagenden Söldner. Nathanael hatte keine Wahl. Mit gezückter Wurfscheibe (er gab Acht, sich an der scharfen Kante nicht zu schneiden) stahl sich der Zauberer weiter, vorbei an zahlreichen Türen und Nebenfluren.
Inzwischen waren so viele Schatten über den Bärtigen hergefallen, dass man ihn selbst kaum noch erkennen konnte. Das Gewicht der schemenhaften Gestalten hatte
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