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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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hier in der Heimat als auch in Übersee. Aber die immer weiter um sich greifenden Abwehrkräfte der Gewöhnlichen heizten die Stimmung zusätzlich an.
    Vor einem halben Jahr hatte Mr Mortensen, der neue Kriegsminister, ein neues Regierungsprogramm eingeführt. Um die aufständischen Amerikaner endlich zu unterwerfen, hatte er beschlossen, die Streitkräfte der Regierung drastisch zu verstärken. Dazu hatte er den so genannten Mortensen-Erlass in Kraft gesetzt, eine landesweite Kampagne zur Mobilisierung der Bevölkerung. Überall wurden Rekrutierungsbüros eröffnet und die Gewöhnlichen aufgefordert, sich zum Militärdienst zu verpflichten. Mit dem Versprechen geködert, nach ihrer Rückkehr mit privilegierten Arbeitsstellen belohnt zu werden, folgten viele Männer dem Aufruf. Nach wenigen Tagen Grundausbildung wurden sie auf Truppentransportern nach Amerika verschifft.
    Die Monate gingen ins Land, die Rückkehr der tapferen Eroberer ließ auf sich warten. An unverfälschte Berichte aus den Kolonien kam man so gut wie nicht heran, die Stellungnahmen vonseiten der Regierung wurden immer ausweichender. Schließlich machten Gerüchte die Runde, in Umlauf gesetzt von Kaufleuten, die auf beiden Seiten des Atlantiks Geschäfte machten. Demnach waren die Streitkräfte tief im feindlichen Gebiet stecken geblieben und zwei Bataillone vollständig aufgerieben worden. Viele Männer waren gefallen, manche in die undurchdringlichen Wälder geflohen und nie wieder aufgetaucht. Man munkelte von Hunger und anderen Schrecknissen. Die Schlangen vor den Rekrutierungsbüros wurden kürzer und verschwanden ganz. Die Bürger wurden immer verdrossener.
    Nach einer Weile schlug der passive Unmut in handgreiflichen Widerstand um. Es begann mit ein paar zusammenhanglosen Vorfällen, die an weit voneinander entfernten Orten jeweils nur kurz aufflammten, Zwischenfälle, die man noch als zufällig und örtlich begrenzt einordnen konnte. In einer Stadt warf eine Mutter bei einer persönlichen Protestaktion einen Stein durchs Fenster des dortigen Rekrutierungsbüros, woanders legte ein Trupp Arbeiter die Werkzeuge nieder und weigerte sich, weiterhin für einen Hungerlohn zu schuften. Drei Feinkosthändler kippten auf der Whitehall eine Lastwagenladung teurer Lebensmittel aus – eingelegte Oliven, feinstes Mehl, luftgetrockneter Schinken –, übergossen das Ganze mit Öl und zündeten es an, sodass eine dünne Rauchfahne gen Himmel stieg. Ein unbedeutender Zauberer aus den Kolonien im Osten kam, vielleicht von der ihm ungewohnten Kost um den Verstand gebracht, mit einer Elementenkugel in der Hand ins Kriegsministerium gestürmt, aktivierte die Kugel und wurde samt zwei jungen Empfangsdamen von einem Tornado fortgerissen.
    Obwohl keiner dieser Zwischenfälle so viel Aufsehen erregte wie der Putschversuch, den der Verräter Duvall vor Jahr und Tag unternommen hatte, oder die Überfälle der zum Scheitern verurteilten Widerstandsbewegung, blieben sie doch stärker im öffentlichen Gedächtnis haften. Trotz aller Anstrengungen Mr Mandrakes und seines Informationsministeriums sorgten sie auf den Märkten, bei der Arbeit, in Kneipen und Cafés immer wieder für Gesprächsstoff, bis sie dank der eigentümlichen Alchimie von Tratsch und Gerüchten zu einer einzigen Erzählung verschmolzen und Ausdruck des kollektiven Protests gegen die Herrschaft der Zauberer wurden.
    Aber es war ein ohnmächtiger Protest. Kitty, die mit aktivem Widerstand ihre Erfahrungen hatte, machte sich keine Hoffnungen, was die Wirkung betraf. Wenn sie im »Frosch« kellnerte, bekam sie jeden Abend andere Pläne für Streiks und Demonstrationen zu hören, aber niemand wusste, wie man verhindern konnte, dass die Dämonen der Zauberer immer wieder brutal dazwischenfuhren. Wohl tauchte ab und zu ein Gewöhnlicher auf, der über Abwehrkräfte verfügte, aber das genügte nicht. Sie brauchten unbedingt Verbündete.
    Der Bus entließ Kitty in eine friedliche, baumbestandene Straße südlich der Oxford Street. Sie schulterte ihre Tasche und ging die letzten beiden Querstraßen bis zur London Library zu Fuß.
    Der Mann von der Aufsicht hatte sie schon oft gesehen, sowohl allein als auch in Begleitung von Mr Button, trotzdem reagierte er nicht auf ihren Gruß, sondern streckte die Hand nach ihrem Ausweis aus und musterte ihn von seinem hohen Hocker hinter dem Empfang mit mürrischer Miene. Dann winkte er sie kommentarlos durch. Kitty lächelte ihn an und schlenderte ins Foyer.
    Die

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