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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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andere, die jetzt schon müde waren, dösten oder waren kurz vorm Einnicken. Gegenüber las ein Mann die neueste Ausgabe der »Wahren Kriegsgeschichten«, die regelmäßig erscheinende und vom Informationsministerium herausgegebene Kriegsberichterstattung. Das Deckblatt des Heftchens zierte der Holzschnitt eines britischen Soldaten, der mit aufgepflanztem Bajonett einen Hügel emporstürmte, tapfer und zu allem entschlossen, ein lebendig gewordenes klassisches Standbild. Oben auf dem Hügel kauerte ein amerikanischer Rebell mit von Wut, Angst und anderen verachtenswerten Gefühlen verzerrtem Gesicht. In seinem altmodischen Zaubererumhang sah der Aufständische betont lächerlich und weibisch aus. Er hob abwehrend die Hände. Daneben hockte in ähnlicher Haltung sein Verbündeter, ein niederer Dämon. Er hatte ein runzliges, boshaftes Gesicht und war wie eine Miniaturausgabe des Zauberers gekleidet. Dem britischen Soldaten stand kein Dämon zur Seite. Die Unterschrift lautete: »Neuerlicher Triumph in Boston«.
    Kitty schürzte angesichts der aufdringlichen Propaganda verächtlich die Lippen. Das war Mandrakes Werk. Er war jetzt Chef des Informationsministeriums. Und so einem Menschen hatte sie das Leben gerettet!
    Aber es war der Dschinn Bartimäus gewesen, der sie aufgefordert hatte, sich schützend vor den Zauberer zu stellen, und seit nunmehr drei Jahren verwirrte und verfolgte sie dieses Erlebnis. Nichts, was sie je über Dämonen in Erfahrung gebracht hatte, hatte sie auf eine Wesenheit wie Bartimäus vorbereitet. Sie erinnerte sich noch gut an ihre von Angst überschatteten Gespräche, so lebhaft und vernünftig hatte er geredet, und vor allem verblüffend offen. Er hatte ihr eine Tür aufgestoßen, ihr einen flüchtigen Einblick in eine historische Gesetzmäßigkeit gewährt, die sie nie für möglich gehalten hätte. Zauberer, die jahrtausendelang Dämonen knechteten und sie zwangen, ihnen ihre Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen. Weltreiche, die im Lauf von Jahrtausenden erblüht, dahingewelkt und schließlich untergegangen waren. Es war immer dasselbe Muster: Die Zauberer beschworen Dämonen und erkämpften sich Ruhm und Reichtum, dann trat Stillstand ein. Die Gewöhnlichen fanden heraus, dass sie ungeahnte Abwehrkräfte gegen Magie besaßen, die sich im Lauf von Generationen entwickelt hatten und es ihnen erlaubten, sich gegen die Regierung zu erheben. Die Zauberer wurden gestürzt. Woanders tauchten neue Zauberer auf und das Spiel begann von vorn. So ging es immer weiter, ein uferloser Teufelskreis aus Zank und Zwist. Die Frage lautete: Konnte man ihn durchbrechen?
    Der Bus hupte, bremste und kam abrupt zum Stehen. Kitty fiel in ihren Sitz zurück und spähte mit gerecktem Hals aus dem Fenster, um den Grund festzustellen.
    Vor dem Bus flog mit schlenkernden Gliedern ein junger Mann durch die Luft. Er landete auf dem Bürgersteig, blieb einen Augenblick liegen und rappelte sich hoch. Zwei Nachtpolizisten mit glänzenden Stiefeln und Mützenschirmen kamen herbeigeeilt und stürzten sich auf ihn, aber er wehrte sich, trat um sich und entwand sich ihrem Griff, kam wieder auf die Beine. Die Beamtin nahm einen Stock vom Gürtel, sagte etwas und bläuliche Blitze zuckten aus der Spitze. Die Menge wich erschrocken zurück. Der junge Mann ging mit angstvoll aufgerissenen Augen langsam rückwärts. Er blutete am Kopf.
    Die Polizistin ging auf ihn zu und schwenkte den Schockknüppel, dann schlug sie unvermittelt zu. Die Ladung traf den jungen Mann vor die Brust. Er zuckte und zappelte, Rauch stieg von seinen brennenden Kleidern auf. Dann lachte er, ein heiserer, freudloser Laut wie ein Krähenschrei, und packte den Stock am gefährlichen Ende. Blaue Kraftströme liefen ihm flackernd über die Hand, aber er schien dagegen unempfindlich. Mit zwei raschen Bewegungen hatte er die Waffe an sich gerissen und umgedreht – und schickte die Polizistin mit einem Blitz aufs Straßenpflaster. Sie krümmte sich, erschlaffte und blieb reglos liegen.
    Der junge Mann warf den Schockknüppel weg, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen, in einer Seitenstraße. Der Bus setzte sich quietschend und rumpelnd wieder in Bewegung. Die Frau vor Kitty schüttelte den Kopf. »Der Krieg«, sagte sie, »der Krieg ist an allem schuld.«
    Kitty sah auf die Uhr. Noch eine Viertelstunde bis zur Bibliothek. Sie schloss die Augen.
    Es war nicht ganz verkehrt. Der Krieg war tatsächlich an vielem schuld, sowohl

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