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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Geheimorganisationen, aber das sind bloß kleine Splittergruppen. Keine von denen kann der Regierung auf Dauer die Stirn bieten.«
    »Das kommt noch«, warf der Dschinn ein, »wart’s ab.«
    »Aber wann?«
    »Genügt dir eine ungefähre Schätzung?« Der Junge legte nachdenklich den Kopf schief. »Ich würde mal sagen, noch ein paar Generationen, dann ist es so weit, ungefähr in fünfzig Jahren. Bis dahin haben die Abwehrkräfte der Bevölkerung so zugenommen, dass ein Aufstand Erfolg haben kann. Fünfzig Jahre sind schnell um. Wenn du Glück hast, erlebst du’s noch, wenn du als liebe Omi deine drallen Enkelchen auf den Knien reiten lässt. Doch, doch«, er erstickte Kittys Protest mit erhobener Hand, »ach nein, meine Voraussage war unpräzise.«
    »Ein Glück.«
    »Aus dir wird nie eine liebe Omi. Sagen wir besser, wenn du ein zänkisches altes Weib bist.«
    Kitty schlug mit der Faust auf den Boden. »Fünfzig Jahre nützen mir nichts! Wer weiß, was die Zauberer bis dahin noch alles anstellen? Dann habe ich nichts mehr davon! Wahrscheinlich bin ich längst tot, wenn es endlich zu einer Revolution kommt.«
    »Kann schon sein. Ich dagegen bin auf jeden Fall noch da und schaue mir das Ganze an. Ich bleibe immer derselbe.«
    »Toll«, fauchte Kitty, »du Glückspilz!«
    »Findest du?« Der Junge sah an sich herunter. Er saß wie ein ägyptischer Schreiber aufrecht und mit gekreuzten Beinen da. »Seit Ptolemäus’ Tod sind zweitausendeinhundertneunundzwanzig Jahre vergangen. Er war vierzehn. Seit damals sind acht Weltreiche entstanden und wieder untergegangen und ich sehe immer noch aus wie er. Findest du wirklich, dass von uns beiden ich der Glückspilz bin?«
    Kitty schwieg. Schließlich fragte sie: »Warum machst du das dann? Seine Gestalt annehmen, meine ich.«
    »Darum«, antwortete der Dschinn. »Ich zeige ihm, wie er mal aussah, bevor er sich verändert hat.«
    »Ich dachte, er ist jung gestorben?«
    »Schon.«
    Kitty wollte nachhaken, überlegte es sich aber anders. »Wir kommen vom Thema ab«, sagte sie resolut. »Ich will nicht mehr die Hände in den Schoß legen und den Zauberern bei ihren Schandtaten zusehen, dafür ist das Leben zu kurz. Es muss sofort etwas passieren. Aber wir
    – damit meine ich die Bevölkerung, die Gewöhnlichen –, wir können die Regierung nicht aus eigener Kraft stürzen. Ohne fremde Hilfe schaffen wir es nicht.«
    Der Junge zuckte die Achseln. »Kann sein.«
    »Deshalb hab ich mir überlegt, vielmehr möchte ich vorschlagen, dass uns die Dschinn und anderen Wesenheiten dabei helfen.« Sie lehnte sich zurück.
    Der Junge sah sie ungläubig an. »Sag das noch mal.«
    »Ihr könntet uns helfen. Schließlich hast du eben selbst gesagt, dass ihr Dschinn und wir Gewöhnlichen in dieser Hinsicht alle Opfer sind. Ob Mensch oder Dschinn, die Zauberer unterjochen uns. Darum. Wir könnten uns zusammentun und sie besiegen.«
    Man sah dem Jungen nicht an, was er dachte. »Einfach so?«
    »Einfach wird es bestimmt nicht, aber irgendwie wird es schon gehen. Wenn eine Gewöhnliche wie ich einen bedeutenden Dschinn wie dich beschwören kann zum Beispiel, warum sollten wir dann nicht vereint die Regierung stürzen? Man muss so etwas natürlich gut vorbereiten und braucht jede Menge Dä…, äh, Wesenheiten, die mitmachen, aber dafür würde ein solcher Aufstand die Zauberer bestimmt völlig überrumpeln. Vor allem wenn wir als Gleichberechtigte kämpfen, nicht als Diener und Herren. Kein Gezänk, kein Austricksen, sondern Zusammenarbeit Hand in Hand. Dann könnte uns keiner mehr was!«
    Sie beugte sich mit glänzenden Augen vor. Auch der Junge schien ganz gebannt und sagte eine ganze Weile gar nichts. Dann ergriff er das Wort: »Verrückt. Hübsche Frisur, hübsche Klamotten, aber total durchgeknallt.«
    Kitty war zutiefst enttäuscht. »Hör dir doch erst mal an…«
    »Von meinen Herren waren ja einige nicht ganz bei Trost«, fuhr der Junge fort. »Ich hatte schon religiöse Eiferer, die sich mit Dornenranken den Hintern gegeißelt haben, bis Blut kam, abgestumpfte Tyrannen, die aus lauter Langeweile Massenmord begingen, Geizkragen, die gar nicht genug Gold anhäufen konnten. Ich hatte haufenweise Herren, die weder sich selbst noch andere schonten. Du und deinesgleichen seid wirklich eine abstoßende Spezies. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass deine persönliche Wahnvorstellung harmloser ist als die der meisten anderen, aber sie wird dich unweigerlich das Leben kosten und

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