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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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seine Erlebnisse schriftlich festgehalten und einige seiner Aufzeichnungen sind überliefert. Wie du hat er eine Menge Unsinn über eine Waffenruhe zwischen Zauberern und Dschinn gefaselt. Er hatte gehofft, andere würden seinem Beispiel folgen, die gleichen Gefahren auf sich nehmen wie er. Im Lauf der Zeit hat es tatsächlich der eine oder andere probiert, allerdings eher aus Habgier und Machthunger, weniger aus Idealismus, wie Ptolemäus. Es ist ihnen nicht gut bekommen.«
    »Warum nicht?«
    Keine Antwort. Der Junge wandte den Blick ab.
    »Von mir aus, dann sagst du eben nichts!«, rief Kitty. »Mir doch egal. Dann lese ich Ptolemäus’ Aufzeichnungen eben selber!«
    »Ach, du kannst Altgriechisch?« Er lachte über ihr wütendes Gesicht. »Lass gut sein, Kitty. Ptolemäus ist tot und begraben und die heutige Welt ist kompliziert und trostlos. Daran kannst auch du nichts ändern. Sieh zu, wo du bleibst, und wurstle dich irgendwie durch. So halte ich es jedenfalls.« Er deutete auf seine Brust. »Zumindest versuche ich es. Trotzdem wäre es Mandrake diesmal fast gelungen, mich umzubringen.«
    Kitty holte tief Luft. Irgendwo im Erdgeschoss der heruntergekommenen Villa schlummerte Mr Button zwischen seinen Bücherstapeln und erwartete, dass sie am Morgen frisch und munter die neuesten Zeitungen für ihn auswertete. Abends dann die Schicht im »Frosch«, sie würde helfen, den Tresen zu reparieren, und dumpfen Gewöhnlichen Bier servieren. Trübe Aussichten, wenn man keinen Plan mehr im Hinterkopf hatte.
    »Auf deine Ratschläge kann ich verzichten«, entgegnete sie barsch. »Überhaupt kann ich auf dich verzichten.«
    »Tut mir Leid, wenn ich dir den Wind aus den Segeln genommen habe, aber es musste mal gesagt werden. Ich schlage vor…«
    Kitty schloss die Augen und rezitierte die Entlassungsformel, erst stockend, dann immer flüssiger. Sie spürte mit einem Mal einen heftigen Widerwillen, wollte den Jungen loswerden, die Sache hinter sich haben.
    Ein Luftzug strich über ihre Wangen, Kerzenrauch stieg ihr in die Nase, die Stimme des Dämons verklang. Sie brauchte nicht erst nachzuschauen, sie wusste auch so, dass er sich in Luft aufgelöst hatte und mit ihm alle ihre Hoffnungen und Träume der letzten drei Jahre.

Nathanael
16
    Auf halber Strecke zwischen dem Haus des Bühnenautors und seinem eigenen gab John Mandrake seinem Fahrer unvermittelt eine kurze Anweisung. Der Mann legte die Hand an den Mützenschirm und vollführte mitten im dichtesten Verkehr eine Kehrtwende, dann brauste er in Richtung Chiswick weiter.
    Inzwischen war es Nacht. Die Fenster des »Froschs« waren dunkel und verrammelt, die Tür verriegelt. Jemand hatte einen krakelig handgeschriebenen Zettel daran geheftet.
    Mandrake klopfte ein paarmal, aber es tat sich nichts. Der Wind fegte über die trübgraue Themse, auf dem Strandkies zankten sich Möwen um angeschwemmten Abfall. Als Mandrake sich zum Gehen wandte, blinkte die rote Wachkugel über dem Hof. Er warf ihr einen finsteren Blick zu und fuhr in die Innenstadt zurück. Die Sache mit Kitty Jones konnte warten. Die mit Bartimäus nicht.
    Alle Dämonen waren Lügner, das war eine unumstößliche Tatsache, deshalb hätte sich Mandrake eigentlich nicht derart brüskiert fühlen dürfen, dass sich sein Diener seiner Natur gemäß verhielt. Aber als er erkannte, dass ihm Bartimäus verschwiegen hatte, dass Kitty Jones noch lebte, war er wie vor den Kopf geschlagen.
    Warum? Zum Teil wegen des verklärten Bildes, das er sich inzwischen von der Verstorbenen gemacht hatte. Seit damals verfolgte ihn ihr Gesicht, fesselte ihn und löste zugleich Schuldgefühle aus. Sie beide waren Todfeinde gewesen, trotzdem hatte sie sich für ihn geopfert, ein Entschluss, den Mandrake nur schwer nachvollziehen konnte, aber diese unerklärliche Entscheidung, dazu ihre Jugend, ihre Tatkraft und ihr leidenschaftlicher Blick übten eine bittersüße Anziehung auf ihn aus, der er immer wieder erlag. Die gefährliche Widerstandskämpferin, nach der er so lange gefahndet hatte, war für ihn etwas beinahe Heiliges, ganz Persönliches geworden, ein wandelnder Vorwurf, ein schön anzuschauendes Sinnbild, ein Stachel der Reue. So vieles war sie für ihn, und nichts davon hatte das Geringste mit dem Mädchen zu tun, dem er seinerzeit begegnet war.
    Wenn sie aber noch lebte? Der Gedanke gab Mandrake einen Stich. Sein heimliches Idol ging zu Bruch, und der Gedanke daran, was sich tatsächlich zugetragen haben mochte, verstörte,

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