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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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zwei Mal die Vorderpfoten und bewegte sie hin und her. Das war aber auch schon alles. Asmira schaute enttäuscht zu und ärgerte sich erneut darüber, dass sie sich blind auf ihren Sklaven verlassen musste. Und ein Sklave war er, auch wenn er ihr vorhin diesbezüglich widersprochen hatte. Mit der Beschwörung war seine Gefangenschaft besiegelt. Das war etwas ganz anderes als Asmiras freiwilliger Gehorsam gegenüber ihrer Königin.
    Sie dachte an Königin Balkis, die zu Hause in Marib wartete – die hoffte, ja betete, dass ihre treue Wächterin sie errettete. In der Nacht des kommenden Tages lief die Frist ab! Inzwischen ging man in Saba bestimmt schon davon aus, dass Asmira keinen Erfolg gehabt hatte, und traf Maßnahmen für die Verteidigung der Stadt. Asmira überlegte, welche Abwehrzauber und Dämonen die Priesterinnen in einem letzten Aufbäumen gegen das Schicksal wohl noch aufbieten konnten…
    Sie riss sich zusammen. Sie war ihrem Ziel schon so nah, da würde sie jetzt nicht aufgeben!
    Auf einmal lachte die Katze leise und peitschte mit dem Schwanz. »Na bitte – geht doch! Der Hilfreiche Hauch ist doch immer wieder ein Knaller.«
    »Hat sich etwas getan? Ich sehe nichts.«
    »Wie auch? Du bist ein Mensch und von Natur aus ein hoffnungsloser Fall. Mit dem Hauch habe ich das Abwehrnetz geweitet und anschließend mit einem Siegel fixiert. Jetzt klafft mittendrin eine Öffnung, wenn auch keine besonders große, denn die Fäden dürfen sich auf keinen Fall berühren. Wir müssen durchspringen. Jahaaa, ich weiß, dass du nichts siehst! Mach mir einfach alles nach.«
    Die Katze landete mit einem großen Satz vor dem Vorhang. Asmira hatte sich den Sprungwinkel des Tieres eingeprägt, machte zwei Schritte zurück, rannte los und vollführte eine tadellose Flugrolle. Am höchsten Punkt ihres Sprunges spürte sie einen kalten Hauch. Sie kam neben der Katze auf, hatte aber noch so viel Schwung, dass sie weiter rutschte und auf allen vieren durch den Vorhang schlitterte.
    Dahinter tat sich ein langer und hoher Saal auf, mit eckigen weißen Säulen, die in den Wänden eingelassen waren. Zwischen den Säulen…
    Asmira musste niesen.
    Kleine Krallen packten sie an der Schulter und zogen sie hinter den Vorhang zurück. Asmira nieste noch einmal. Im Saal war es warm und stickig und es roch betäubend nach Blumen, ein Duft, der Asmira in der Nase kribbelte. Sie drückte den Ärmel vors Gesicht.
    Als sie sich erholt hatte, sah sie, dass sich die Katze die Nase mit der Pfote zuhielt. »Hast du das auch gerochen?«, flüsterte das Tier. »Das ist das Parfüm des Königs.«
    Asmira wischte sich die tränenden Augen. »Puh! Offenbar ist er noch vor Kurzem hier gewesen!«
    »Ach was, das kann Stunden her sein. Salomo übertreibt immer mit dem Rasierwasser. Wir können von Glück sagen, dass er nicht hier ist – du hast ja trompetet wie ein angriffslustiger Elefant! Wir wollten den Burschen heimlich, still und leise ins Jenseits befördern, schon vergessen?«
    Damit schlüpfte die Katze ihrerseits durch den Vorhang. Asmira bezähmte ihren Zorn, holte tief Luft und betrat Salomos Privatgemächer ein zweites Mal.
     
    Wie sie schon beim ersten Mal festgestellt hatte, besaß der recht große Saal eine hohe Decke, der Boden war aus rosa geädertem Marmor, überall lagen kostbare Teppiche, in die geheimnisvolle Zeichen eingewoben waren. In der Mitte befand sich ein rundes, in den Boden eingelassenes, mit Stufen versehenes Wasserbecken, aus dem es einladend dampfte. Um das Becken herum waren Stühle, Sofas und mit Quasten verzierte Sitzkissen verteilt. Auf einem Onyxtisch stand eine große Kristallkugel, zwischen den Kübelpalmen waren auf schlanken Goldständern Silbertabletts mit Obst und Braten, Meeresfrüchten, Pasteten, Weinkrügen und geschliffenen Trinkpokalen aufgestellt.
    Beim Anblick dieser wie beiläufig dargebotenen Pracht blieb Asmira der Mund offen stehen. Sie vergaß ihren Auftrag und hatte nur noch den Wunsch, an diesem Luxus teilzuhaben – sich auf eines der Sofas sinken lassen, einen Schluck Wein trinken oder die schmerzenden Füße in das wohltuend warme Wasser tauchen.
    Unwillkürlich setzte sie sich in Bewegung…
    »Lieber nicht«, sagte die Katze und legte ihr warnend eine Pfote aufs Knie.
    »Es ist alles so wunderschön…«
    »Das liegt daran, dass Salomo alles mit einem Blendezauber versehen hat, der Uneingeweihte wie dich verführen soll. Wenn du auch nur einen einzigen Bissen kostest, wenn du einen einzigen

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