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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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den Saal, hechtete über das Wasserbecken, schlitterte über den Marmorboden und katapultierte sich mit einer geübten Fluchtrolle durch den nächstbesten Ausgang.
    Geschafft! Wieder einmal hatte mir meine allseits bekannte geistige und körperliche Geschmeidigkeit das Leben gerettet!
    Leider war ich in einer Sackgasse gelandet.
    In einer vergleichsweise spannenden Sackgasse, aber trotzdem einer verhängnisvollen. Ich stand in einem kleinen, fensterlosen, von Öllampen erleuchteten Lagerraum voller Truhen und überquellender Wandborde – anscheinend einer von Salomos Schatzkammern.
    Leider hatte ich keine Zeit, mich angemessen umzuschauen. Die Katze machte auf den Hinterpfoten kehrt und wollte schon wieder hinaushuschen, doch das nächste markerschütternde Gebrüll, das an ihre Ohren drang, ließ sie innehalten. Die unbekannte Wesenheit war eindeutig ein poltriger Zeitgenosse, wenn auch kein sonderlich tatkräftiger. Ich hatte ja gehofft, der Dämon würde das Mädchen gleich fressen, aber vielleicht hatte er ihr ja erst mal nur ein Bein abgebissen und hob sich den Rest für später auf. Womöglich war er jetzt schon hinter mir her. Ich musste mich verstecken.
    Ich machte abermals kehrt und blickte mich um. Mal sehen… Schmuck, Götzen, Masken, Schwerter, Helme, Schriftrollen, Tafeln, Schilde und haufenweise mehr oder minder magische Gegenstände, ganz zu schweigen von ein paar echt schrillen Artikeln wie einem Paar Krokodillederhandschuhe, einem Schädel mit Muschelaugen und einer mit schrumpliger Menschenhaut überzogenen, mit Stroh ausgestopften Puppe. 88 Ich erspähte sogar eine alte Bekannte, nämlich die goldene Schlange, die ich in Eridu stibitzt hatte. Nur eines sah ich nicht – ein Schild mit der Aufschrift: NOTAUSGANG.
    Vor lauter Aufregung hatte ich verschwitzte Pfoten. Ich ließ den Blick über die Wandborde wandern. Die Gegenstände darauf waren fast alle magisch; ihre Auren woben sich auf allen Ebenen ineinander und tauchten die Kammer in regenbogenfarbenes Licht. Konnte ich irgendeines dieser Stücke als Waffe benutzen, um mich zu verteidigen?
    Nein. Ich konnte der Wesenheit allenfalls die Puppe in die Visage schleudern. Ich wusste nämlich nicht, was die richtig magischen Gegenstände eigentlich vermochten. 89 Da stach mir, halb versteckt hinter den aufgetürmten Schätzen, ein großer, gewölbter Kupferkessel ins Auge. Die Öffnung war so breit wie die Schultern eines erwachsenen Mannes. Obendrauf lag ein runder Deckel und auf dem Deckel eine Staubschicht, was darauf hindeutete, dass nicht einmal Salomo je in das Behältnis hineingeschaut hatte.
    Die Katze verwandelte sich flugs in eine Dunstschwade und schob den Deckel vorsichtig ein Stückchen auf. Geschwind wie ein Furz, der einem Elefantenhintern entweicht, sauste ich hinein und schob (immer noch als Dunstschwade) den Deckel wieder zu.
    Dunkelheit umfing mich. Die Dunstschwade lauschte und wartete.
    Ich malte mir aus, wie die Wesenheit geifernd im Eingang der Kammer stand, wie ihre Stielaugen hereinglotzten und die Blicke über die hier versammelten Schätze wandern ließen. Ich malte mir aus, wie sich ein Fangarm entrollte und nach dem Deckel des Kessels griff…
    Die Dunstschwade zog sich angespannt zusammen und waberte unruhig hin und her.
    Nichts geschah. Der Kessel blieb unberührt.
    Die Zeit verstrich.
    Nach einer Weile beruhigte ich mich. Die feindliche Wesenheit hatte sich anscheinend wieder verzogen und war hoffentlich damit beschäftigt, die Kleine endgültig zu verputzen. Als ich eben erwog, den Deckel ein Stück anzuheben und mich aus meinem Versteck zu schlängeln, spürte ich, dass ich beobachtet wurde.
    Ich schaute mich um. Der Kessel war leer. Was sich auch einst darin befunden haben mochte, es war nicht mehr da; jetzt enthielt er nur noch staubgeschwängertes Schweigen. Trotzdem lag eine undefinierbare Bedrohung in der abgestandenen Luft, sodass meine Substanz vor übersinnlichem Unbehagen kribbelte.
    Auf einmal hörte ich eine leise Stimme, zugleich ganz nah und unendlich fern, das Echo eines Echos, eine wehmütige Erinnerung an gesprochene Sprache.
    Bartimäus …
    Vielleicht bin ich übervorsichtig, aber wenn mich in einem leeren Kessel jemand anspricht, bin ich auf der Hut. Die Dunstschwade verwandelte sich in einen kleinen, weißlichen, umherflatternden Falter. Ich sandte in rascher Folge magische Impulse aus und überprüfte alle Ebenen. Doch ich entdeckte nur Staub und Dunkelheit.
    Bartimäus …
    Endlich ging mir ein

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