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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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sich. Sie sah Balkis’ eindringlichen Blick vor sich und die feierlichen Mienen der im Hof versammelten Priesterinnen. Sie stellte sich Marib mit brennenden Türmen vor. Sie sah ihre Mutter zusammenbrechen, sah, wie sich die Flut ihres Haares über den Schoß der alten Königin ergoss.
    »Lass mich los!«, schimpfte sie. Die Katze klammerte sich an ihren Arm. »Lass mich gefälligst los! Ich schaff das schon! Ich muss die Gelegenheit ergreifen!«
    »Das ist eine Falle, ganz bestimmt! Ich weiß nur nicht, was für eine… Aua!«
    Asmira hatte mit dem Silberdolch ausgeholt, um den Dschinn wegzuscheuchen. Sie hatte ihm nicht wehtun wollen.
    Die Katze ließ ihr Gewand los und flitzte mit gesträubtem Fell davon.
    Asmira trat wieder in den Türbogen. Der König stand unverändert da.
    Asmira schleuderte den Dolch aus Schulterhöhe. Die Waffe fuhr Salomo von hinten bis zum Heft ins Herz. Er brach ohne einen Laut zusammen.
    Im selben Augenblick hörte Asmira die Katze rufen: »Jetzt hab ich’s! Der Ring – er leuchtet nicht richtig! Die Aura müsste mich blenden! Wirf auf keinen Fall…! Oje – zu spät.«
    Der König fiel zu Boden, aber er blieb dort nicht liegen. Er fiel durch das gemauerte Podest, wie ein Stein ins Wasser fällt.
    Dann ragte nur noch der Dolchknauf aus dem Marmor und er war verschwunden.
    Was nun folgte, ging so schnell, dass Asmira immer noch mit ausgestrecktem Arm dastand, als das Podest barst und der große Dämon hervorschnellte. Brüllend riss er seine drei Mäuler auf, in denen gewaltige Hauer blitzten. Sein Haupt streifte die hohe Kuppel, aus seinem Leib ragten unzählige muskulöse Fangarme und glitschige, mit Augen besetzte Fühler. Alle diese Augen waren auf Asmira gerichtet, die Fangarme peitschten ungeduldig.
    Asmira stand mit dem Rücken zur Wand und konnte sich weder rühren noch klar denken. Die Katze rief ihr etwas zu, aber sie vermochte nicht zu antworten; sie konnte sich auch nicht so weit aufraffen, den letzten Dolch zu ziehen. Alles, was sie zustande brachte, war ein Aufschrei. Ihre Knie gaben nach und sie rutschte an der Wand herunter. Dann stürzte sich der Dämon auf sie und schlang ihr die Fangarme um den Hals.
     

Bartimäus
     
    28
     
    M anchmal bleibt einem anständigen Dschinn nichts anderes übrig, als sich seinem Gegner offen zum Kampf zu stellen. Dann kann man keine Rücksicht darauf nehmen, dass alle Chancen gegen einen stehen und man mit offenen Augen ins sichere Verderben rennt, dann heißt es in die Hände spucken, die Brust rausdrücken, die Haare zurückstreichen und (am besten mit einem sarkastischen Grinsen) der Gefahr mutig entgegentreten.
    Manchmal – aber nicht diesmal.
    Sich dieser Furcht einflößenden Wesenheit tollkühn in den Weg zu stellen, hätte mir lediglich ein unappetitliches Ende beschert. 87 Nur ein Lebensmüder hätte so etwas versucht. Oder jemand, der gar nicht anders konnte. Hätte mich ein fähiger Herr unter Androhung des Schreckensfeuers dazu gezwungen, wäre mir natürlich nichts anderes übrig geblieben. Aber wie ich schon bei meiner Beschwörung festgestellt hatte, war meine Herrin alles andere als fähig – und nun sollte sie ihre Unverfrorenheit endlich büßen.
    »Bring mich zu Salomo«, lautete mein Auftrag. Und da Bartimäus von Uruk nun mal ein Dschinn ist, der seine Aufträge gewissenhaft erfüllt, hatte ich das getan. Gut, ich hatte gewisse Zweifel, ob der Bursche in der runden Kammer wirklich Salomo war, aber da er genauso aussah wie der König, genauso roch und außerdem in Salomos Privatgemächern herumlungerte, durfte man ja wohl davon ausgehen. Die Kleine war jedenfalls dieser Überzeugung, sonst hätte sie ja keinen Dolch nach ihm geworfen. Soll heißen, ich hatte meinen Teil des Vertrages erfüllt und musste nicht länger den Beschützer spielen.
    Was mir sehr recht war, vor allem jetzt, da dieses glibberige Ungetüm aufgetaucht war.
    Die Katze machte sich aus dem Staub.
    Mit gesträubtem Fell flitzte ich aus dem Raum mit der Kuppel hinaus in den Säulensaal. Hinter mir ertönte ein Aufschrei – der jäh erstarb, worauf man nur noch ein ersticktes Röcheln vernahm. Gut so. Na ja, schlecht für die Kleine, aber gut für mich, und darauf kam es schließlich an. Vielleicht amüsierte sich die Wesenheit erst noch ein bisschen mit der Araberin, ehe sie ihr den Garaus machte. In jedem Fall konnte ich damit rechnen, mich demnächst zu entmaterialisieren.
    Erst einmal sah ich zu, dass ich Land gewann. Die Katze fegte durch

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