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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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echte König hinter dem Observatorium in seinem Schlafgemach ruht. Es ist ein mächtiges Trugbild und eine Falle für Salomos Feinde. Als ich mich damals auf diese Attrappe stürzte, wurde der echte König sofort verständigt und hat mich erwischt. Hätte ich das Blendwerk doch bloß durchschaut, dann müsste ich jetzt nicht in diesem Kessel schmachten!
    »Was meinst du mit: Salomo hat dich ›erwischt‹?«
    Ein zweites Trugbild stellte sich mir in den Weg. Salomo ist ein Meister der Illusionen. Ich sah eine riesige Wesenheit aus dem Fußboden wachsen, ein Scheusal von solcher Macht, dass ich vor Furcht wie gelähmt war. Als ich mich schließlich zusammenriss und eine Detonation nach der anderen auf die peitschenden Fangarme abfeuerte, tauchte Salomo hinter mir auf und drehte seinen Ring. Seither sitze ich hier drin fest.
    Der Falter ließ das Gehörte auf sich wirken. Das war die Erklärung, weshalb ich immer noch auf Erden weilte. Das Scheusal hatte die Kleine geschnappt, aber nicht gefressen. Keine guten Aussichten, nicht zuletzt deshalb, weil Salomo sicherlich den Sklaven kennenlernen wollte, der der Kleinen geholfen hatte. Ich musste schleunigst etwas unternehmen, aber erst galt es, Philokretes noch weiter auszuhorchen.
    »So, so«, sagte ich ungezwungen, »aber mal angenommen, du hättest das Trugbild links liegen lassen und wärst zu dem echten Salomo vorgedrungen… wie hättest du ihm den Ring denn stibitzen wollen?«
    Das Gebrüll, das mir antwortete, klang zugleich wild und matt, wie ein Gewitter auf dem Meer, das man aus weiter Ferne hört. Die muffige Luft geriet in Aufruhr und schaukelte den Falter hin und her. O elender und nichtsnutziger Bartimäus, wie gern würde ich deine Flügel in tausend Fetzen reißen! Salomo ist mitnichten unbesiegbar! Er legt seinen Ring zum Schlafen ab!
    Ich erwiderte skeptisch: »Das glaube ich nicht. Kennst du nicht die Geschichte von einer seiner Ehefrauen, die ihm den Ring, als er schlief, beinahe abgestreift hätte?«
    Diese Geschichte und alle anderen sind erfunden. Der König selbst setzt sie in Umlauf. Er schläft von Mitternacht bis zum ersten Hahnenschrei. Und er muss seinen Ring zum Schlafen ablegen!
    »Unsinn. Das wäre doch viel zu riskant. Seine ganze Macht beruht doch nur auf…«
    Ein grässliches Gurgeln wie von einem besonders hartnäckig verstopften Abfluss hallte von den Wänden des Kessels wider. Philokretes lachte. Du hast’s erfasst, die Macht ist genau das Problem! Der Ring enthält zu viel davon, sie verbrennt seinen Träger, er leidet unerträgliche Schmerzen! Tagsüber hält Salomo das aus, denn er darf sich vor den Augen der Welt nichts anmerken lassen. Nachts jedoch, wenn er allein ist, muss er sich erholen. Der Ring liegt dann auf einem Silberteller neben seinem Bett, natürlich immer in Reichweite. Trotzdem – Salomo hat einen wunden Punkt!
    »Der Ring verbrennt ihn…«, wiederholte ich nachdenklich. »Das könnte natürlich sein. So etwas habe ich schon mal gehört.« 90
    Und das ist nicht der einzige Nachteil des Ringes, fuhr Philokretes fort. Was glaubst du wohl, warum Salomo ihn so selten benutzt? Was glaubst du, warum er sich so oft lieber auf die Zauberer verlässt, die sich wie die Schoßhündchen um ihn scharen?
    Der Falter zuckte die Achseln. 91 »Na ja, ich dachte, er ist eben ein bisschen bequem.«
    Irrtum! Wenn man den Ring benutzt, entzieht er einem die Lebenskraft und schwächt einen immer mehr. Die Ausstrahlung des Anderen Ortes ist schädlich für den Körper eines Sterblichen. Salomo hat viele ruhmreiche Werke vollbracht, aber er ist weit vor der Zeit gealtert.
    Der Falter runzelte die Stirn. 92 »Ich finde ihn noch ganz gut erhalten.«
    Dann sieh noch einmal genauer hin, Bartimäus. Der Ring bringt Salomo langsam, aber sicher um. Jeder andere Sterbliche hätte den Kampf längst aufgegeben, aber der dumme Kerl hat ein übertriebenes Verantwortungsbewusstsein. Salomo fürchtet, dass jemand den Ring finden und benutzen könnte, jemand, der weniger anständig ist als er selbst. Das könnte Folgen haben.
    Der Falter nickte. 93 »Ziemlich üble Folgen, das stimmt.« Dieser Kessel war ein echter Quell der Erkenntnis! Genauso gut konnte Philokretes allerdings auch ein Spinner sein, denn einiges, was er sagte, deckte sich nicht unbedingt mit dem, was mir die kleine Araberin erzählt hatte. Beispielsweise fand ich es nicht besonders anständig, Saba mit Verwüstung zu drohen, falls man nicht bergeweise Weihrauch geliefert bekam.

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