Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
habe ich zur Strecke gebracht, aber das ist doch jetzt gar nicht das Thema. Hör mal, Asmira…«
    Salomo ließ nicht locker. »Berichte mir von den Banditen. Wer waren sie? Wer war ihr Anführer?«
    »Ah, der König der Edomiten hatte sie ausgeschickt, weil er den jährlichen Tribut zu hoch fand, den er Euch entrichten sollte. Aber Ihr begreift doch sicherlich, dass jetzt nicht der rechte Augenblick ist…«
    »Tribut? Welcher Tribut? Ich habe nie einen Tribut von ihm verlangt!«
    »Da ist der König der Edomiten aber entschieden anderer Meinung«, erwiderte ich. »Die Königin von Saba glaubt ja auch, dass Ihr es auf ihren Weihrauch abgesehen habt. Irgendwas scheint da faul zu sein. Aber verzeiht, großer Salomo, Ihr scheint Euch über Eure Lage nicht im Klaren zu sein. Ihr seid wehrlos. Ich habe Euch den Ring gestohlen.«
    »Von wegen! Ich habe den Ring gestohlen!«, sagte das Mädchen. »Ich bin nämlich deine Herrin.«
    »Nur auf dem Papyrus«, brummelte das Nilpferd. »Und nicht mehr lange.«
    »Gib mir den Ring, Bartimäus!«
    »Nein! Was ist mit meiner Entlassung?«
    »Jetzt gib ihr den Ring schon, Bartimäus«, meldete sich Salomo wieder zu Wort.
    Asmira und ich wandten uns ihm verwundert zu.
    Der König nahm sich ein Stück Räuchermakrele vom Teller auf seinem Tischchen und verspeiste es genüsslich. 101 Er bewahrte erstaunlich Haltung, das muss man ihm lassen. »Gib ihr den Ring«, sagte er noch einmal. »Warum bist du so störrisch? Wunderst du dich nicht, Asmira aus Saba, dass sich dein Diener bei so einer Kleinigkeit derart anstellt? Eigentlich müsste er deinen Befehl doch mit Freuden ausführen, weil du ihn dann gehen lässt. Könnte es sein«, Salomo bückte mit müden Augen zwischen uns hin und her, »dass der Dschinn etwas über den Ring herausgefunden hat, was dir bis jetzt entgangen ist? Dass er das Weite suchen möchte, ehe auch du es entdeckst?«
    Das Nilpferd pustete ärgerlich die Pausbacken auf, weil der König es ertappt hatte. Ich zeigte mit dem Vorderhuf auf das Schriftrollenregal. »Der Ring liegt da drunter.«
    Das Mädchen machte ein argwöhnisches Gesicht. »Du behältst den König im Auge«, befahl sie.
    Sie ging vor dem Regal in die Hocke und tastete darunter umher, dann entfuhr ihr ein Jubellaut. Ich wartete gespannt.
    Ein Aufschrei – ein Klirren. Die Kleine klemmte eine Hand in die Achselhöhle.
    »Autsch – das brennt!«, jaulte sie. »Was hast du mit dem Ring gemacht, Dämon?«
    »Ich?«
    »Du hast ihn mit irgendeinem bösen Fluch belegt!« Sie fuchtelte mit dem Dolch in der anderen Hand herum. »Heb den Bann sofort auf oder…«
    Da erhob sich der König, und obwohl er im Nachthemd war, obwohl er so abgemagert war, obwohl sein Gesicht ohne gnädiges Blendwerk gealtert und runzlig war, strahlte er eine Autorität aus, die uns beide verstummen ließ. »Der Dschinn spricht die Wahrheit«, sagte er. »Salomos Ring hat die Eigenschaft, Schmerzen zu verursachen. Wenn du mir nicht glaubst, sieh her.« Er hielt den Finger mit der blauroten Schwiele hoch.
    »Ich verstehe das nicht«, stammelte Asmira. »Das ist bestimmt nur eine List! Darauf falle ich nicht herein.« Aber sie hob den Ring nicht auf, auch wenn ihr Blick immer wieder davon angezogen wurde.
    »Es ist keine List«, sagte ich. »Ich habe mich auch daran verbrannt.« Man beachte, dass ich mich inzwischen von dem Nilpferd im Baströckchen wieder in den dunkelhaarigen Jüngling verwandelt hatte. Diese Erscheinung schien mir der Situation angemessener, auch wenn sie nicht so dralle Kurven aufwies. Ich spürte, dass gleich etwas Entscheidendes geschehen würde, hatte aber keine Ahnung, wohin das führen würde.
    »Aber wieso brennt der Ring denn?«, jammerte die Kleine. »Wie soll meine Königin da…? Ich dachte immer, der Ring…«
    »Ich will dir erzählen, was ich über den Ring weiß, Asmira«, sagte Salomo ruhig. »Danach magst du mit ihm – und mit mir – verfahren, wie es dir beliebt.«
    Die Kleine schaute unschlüssig erst zur Tür und dann wieder auf den goldenen Reif zu ihren Füßen. Sie blickte von Salomo zu dem Dolch in ihrer Hand, dann stieß sie einen unterdrückten Fluch aus. »Dann los. Und keine Mätzchen!«
    »Als ich jung war«, hob der König sogleich an, »galt mein Interesse vergessenen Schätzen aus alter Zeit – eine Leidenschaft, der ich heute noch fröne. 102 Auf der Suche nach solchen Schätzen unternahm ich weite Reisen, feilschte und handelte in den Basaren von Theben und Babylon. Ich suchte

Weitere Kostenlose Bücher